Jakob Andreae (1528-1590)

Jacobus Andreae, andere Namensbezeichnungen Jakob Andreä, auch genannt Jakob Schmiedlein, Vulcanus, Schmiedjakob, Faber Fabricius (* 25. März 1528 in Waiblingen; † 7. Januar 1590 in Tübingen) war ein lutherischer Theologe des 16. Jahrhunderts, Kanzler [1] und Reformator.

Leben und Wirken

Jacob Andreae kam als Sohn des Schmiedes Jacob Endriß († 1566 in Bebenhausen) und seiner Ehefrau Anna, geborene Weißkopf, zur Welt. Er sollte nach dem Willen seines Vaters Tischler werden. Auf Erhard Schnepfs Wirken hin ging Andreae an das Pädagogium in Stuttgart und bezog anschließend (1541) die Universität Tübingen. Im Alter von 18 Jahren wurde er Diakonus in Stuttgart und heiratete Anna Entringer. Der Ehe entsprossen 20 Kinder, darunter viele bedeutende Nachfahren, wie der Abt des Klosters Königsbronn, Johannes Andreae (1554-1601), und dessen Sohn, der Theologe und Mathematiker Johann Valentin Andreae (1586-1654).

Durch das Augsburger Interim aus Stuttgart 1548 vertrieben, predigte Jacob Andreae mutig in Tübingen an der Stiftskirche. Auf Wunsch des Herzogs Christoph von Württemberg erwarb Jacob Andreae 1553 den akademischen Doktorgrad und wurde bereits 1552, nach dem Interim, als Superintendent von Göppingen berufen. Zugleich war er Generalsuperintendent des Adelberger Bezirks und neben Johannes Brenz (1499-1570) mit gesamtkirchlichen Aufgaben betreut.

Zunächst neigte Andreae dazu, sich mit der calvinistischen Richtung zu vergleichen; so unterschrieb er 1559 die Formel der Stuttgarter Synode, die sich für Brenzens Ubiquitätslehre einsetzte und sich von der vermittelnden Richtung absetzte. 1561 wurde er in Tübingen Kanzler der Universität, Professor der Theologie und Propst. Auf den Fürstentagen und bei den Religionsgesprächen in den 1550er und 1560er Jahren war er als Tübinger Reformator Begleiter seines Herzogs, vertrat die Württemberger Kirche auch in Paris, Straßburg und anderen Orten in sachlicher und ausgleichender Weise.

Auf Wunsch des Herzogs Julius führte Jacob Andreae die Reformation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1568/70 durch. Dazu strebte er eine kirchliche Einigung an, stellte 1568 seine fünf Friedensartikel auf und versuchte mit Martin Chemnitz und Nikolaus Selnecker die lutherische Kirche zu einer festen Glaubensmeinung zu führen. Jedoch scheiterte sein Versuch zur Einigung an dem Misstrauen und dem Widerstand der Gnesiolutheraner und Philippisten auf dem Zerbster Konvent von 1570.

Da seine Bemühungen scheiterten, wandte er sich einer Einigung des süd- und norddeutschen, des schwäbischen und niedersächsischen Luthertums zu. Dazu verfasste er 1574 die Schwäbische Konkordie. Zwölf Jahre seines Lebens widmete er der lutherischen Konkordie auf der Grundlage einer neuen Lehrnorm. Es gelang ihm, im Luthertum auf divergierende Kräfte sammelnd zu wirken, während der Graben zur anderen Richtung tiefer wurde.

Als er 1576 zum Einigungswerk nach Torgau berufen wird, entstand aus seinem Entwurf der Schwäbischen Konkordie die Grundlage der schwäbisch-sächsischen Konkordie, die mit der Maulbronner Formel zum Torgischen Buch vereinigt wurde. 1577 schuf er zusammen mit norddeutschen Theologen das Bergische Buch. Er nahm auch an den Verhandlungen auf den Konventen 1578 in Tangermünde, 1578 in Schmalkalden, 1579 in Jüterbog und 1580 in Bergen teil.

Seine Mitarbeiter klagten über seine Tyrannei; die konfessionellen Gegner gingen gegen ihn vor. Die Reformatoren Martin Chemnitz, David Chyträus, Nikolaus Selnecker und Andreas Musculus halfen ihm, in allen Anfeindungen durchzuhalten, bis ihn Kurfürst August von Sachsen 1580 doch entließ. 1583 starb seine Frau, die ihm 20 Kinder geboren hatte. Auch in der Heimat angefeindet, wirkte er wieder im Sinn der Konkordie, disputierte 1586 mit Théodore de Bèze und legte theologische Streitigkeiten bei. Er war durch seine Friedensbestrebungen unentwegt in der Theologie des 16. Jahrhunderts tätig. Seine Bestrebungen trugen zur Entwicklung des Luthertums bei.

Besonders durch ihn kam 1577 die Konkordienformel zustande.

Werke (Auswahl)

  • Kurzer u. einfältiger Bericht über des Herrn Nachtmahl. 1556.
  • Disputatio de maiestate hominis Christi. 1564 in deutsch Schlußreden von der Majestät des Menschen Christi und seiner wahren Gegenwärtigkeit. 1565.
  • Sechs christliche Predigten von den Spaltungen … zwischen den Theologen der Augsburger Konfession von 1548-1573. 1573 (abgedr. bei Heinrich Heppe, Gesch. des dt. Prot. 1555–1581, 1852 ff., III, Beilage 1).
  • Schwäbische Konkordie. 1574.
  • 20 Predigten aus den Jahren 1557, 1559 u. 1560. Schmoller (Hrsg.), 1890.

Literatur

Zeitgenössische Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Kanzler der Universität Tübingen 1477–1933 (Memento vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive) auf uni-tuebingen.de
  2. Johann Valentin Andreae: Fama Andreana reflorescens. Straßburg 1630, S. 268ff.
  3. Tochter des Bürgermeisters Lucas Berlin aus Dinkelsbühl, heiratete II. Hofgerichtsassessor Johann Broll, Bürgermeister von Stuttgart.
  4. Nach J. Andreae / J. V. Andreae (Hrsg.): Fama Andreana reflorescens (a. a. O), S. 335: „Agnes Greisin“.
  5. Carl Friedrich Haug. Mittheilungen aus seinem Leben und aus seinem Nachlasse, für die Verwandten und Freunde als Manuskript gedruckt. Bearbeitet von Karl Riecke. Druck der I. B. Metzler’schen Buchdruckerei, Stuttgart 1869.
  6. Jakob Andreae im Ökumenischen Heiligenlexikon

Quelle: Seite Jakob Andreae. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. Januar 2024, 09:31 UTC.

Verweise

Die bedeutendsten nachreformatorischen Kanzelredner der lutherschen Kirche des XVI. Jahrhunderts, in Biographieen und einer Auswahl ihrer Predigten dargestellt von Wilhelm Beste, Pastor an der Hauptkirche zu Wolfenbüttel und ordentlichem Mitgliede der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Leipzig, Verlag von Gustav Mayer, 1858. [Biographie, S. 151-160  – Digitalisat]


Eingestellt am 12. Januar 2024 – Letzte Überarbeitung am 13. Januar 2024