Ihr Kinder des Höchsten, wie steht’s um die Liebe? (Bernstein, Christliches Hausbüchlein #13)

Von dem heiligen Geist und dem Werke der Heiligung.

Eigene Melodie.

1. Ihr Kinder des Höchsten, wie steht’s um die Liebe?
Wie folgt man dem wahren Vereinigungstriebe?
Bleibt ihr auch im Bande der Einigkeit stehn?
Ist keine Zertrennung der Geister geschehn?
Der Vater im Himmel kann Herzen erkennen;
Wir dürfen uns Brüder ohn‘ Liebe nicht nennen,
Die Flamme des Höchsten muß lichterloh brennen.

2. Sobald wir von oben aufs neue geboren,
Da sind wir von Christo zu Brüdern erkoren.
E i n  Vater,  e i n  Glaube,  e i n  Geist,  e i n e  Tauf‘,
Ein voller zum Himmel gerichteter Lauf,
Kann unsere Herzen vollkommen verbinden,
Wir können nichts andres als Süßigkeit finden;
Verdacht, Neid und Ärgernis müssen verschwinden.

3. Da sehet, wie selig wir haben erwählet,
Die wir sind zum Segen der Brüder gezählet:
Wir sind die erkaufete, selige Schar;
Ach lobet den Vater; denn kurz – Er ist’s gar.
Singt ihm mit vereinigtem Herzen und Munde!
Ohn‘ Loben und Lieben vergeh keine Stunde;
Wir stehn vor dem Herren als  e i n e r  im Bunde.

4. Was ich bin, mein Bruder! das bist du auch worden,
Wir beide sind Erben des Himmels geworden,
Ein jeder für alle zum Vaterland dringt,
Die Kirche nach einem stets kämpfet und ringt:
Wir müssen bereit sein, für Brüder zu sterben,
Wie Jesus uns auch so gemacht hat zu Erben;
Ein Glied fühlt und leidet des andern Verderben.

5. Ach laßt uns einander erinnern und führen,
Daß wir nicht die Krone des Lebens verlieren.
Wenn Babel nun trunken wird von Zions Blut,
So stehn wir vereinigt auf unserer Hut.
Das Schreien der Kinder wird wahrlich erhöret,
Durch völlige Eintracht wird Babel zerstöret.
Wer ist, der verbundenen Geistern was wehret?

6. Drum lasset uns lieben und freuen von Herzen,
Versüßen einander die Leiden und Schmerzen;
Dringt kräftig, ihr Geister, in  e i n e s  hinein:
Vermehret die Strahlen vom göttlichen Schein!
Das lässet der Vater sich herzlich gefallen.
Im Loben kann auch sein Ruhm herrlich erschallen,
Wenn Kinder, vor Liebe entzündet, nur lallen.

7. In jener Welt wird es noch besser hergehen,
Da wird vor dem Vater die Brüderschaft stehen
Im heftigsten Feuer, in seligster Brunst,
Die ziehet zusammen des Königes Gunst.
Ach schließet zusammen die Herzen und Hände
Und bittet, daß Zion er Hilfe bald sende,
So kennet die Liebe nicht Anfang noch Ende.

Liedtext: 1699, Christian Andreas Bernstein (1672-1712)
Melodie: Johann Georg Christian Störl (1675-1719)

Quelle:

Lied Nr. 13, in: Christliches Hausbüchlein. Von Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 70f. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2,  Stuttgart 1910.

Weblinks und Verweise

Christian Andreas Bernstein bei Hymnary.org – bei Koch IV.

Liedeintrag bei Christliche Liederdatenbank (externer Link zu evangeliums.net)

Liedeintrag bei Hymnary.org

Notensatz aus Lied Nr. 69, enthalten in: Vierstimmige Melodien für das Gesangbuch: zum gottesdienstlichen und häuslichen Gebrauch in Evangelischen Mennoniten-Gemeinden. Druck von Chr. Scheufele, Stuttgart 1910. [4stimmiger Notensatz, JPEG-Grafik; jeweils externe Links zu Hymnary.org]

Lied Nr. 255, in: Das kleine Davidische Psalterspiel der Kinder Zions, Von alten und neuen auserlesenen Geistes=Gesängen. Allen wahren Heyls=begierigen Säuglingen der Weisheit, Insonderheit aber Denen Gemeinden des HErrn, zum Dienst und Gebrauch mit Fleiß zusammen getragen, und in gegenwärtig=beliebiger Form und Ordnung, nebst einem doppelten, darzu nützlichen und der Materien halben nöthigen Register ans Licht gegeben. Germantown, gedruckt bey Christoph Saur, 1760.
(jeweils externe Links zu Hymnary.org)

Dieses Gesangbuch enthält 9 Strophen, zusätzlich sind dort die folgenden beiden Strophen aufgenommen:

3. Die Mutter, die droben ist, hält uns zusammen,
Und schickt uns herunter die himmlischen Flammen:
Kein Unterscheid findet hier einige statt,
Weil Demut die Herzen vereiniget hat.
Wo Eigenheit, Zank und Haß können regieren,
Da kann man den Funken der Liebe nicht spüren,
Noch in den Chor englischer Thronen ihn führen.

4. Die Zions-Gesellschaft verläßt die Verwandten,
Setzt Brüder am höchsten vor alle Bekannten.
Wer noch ist bezaubert von Liebe der Welt,
Und sich in der Falschheit zum Bruder verstellt,
Den kann sie ohnmöglich zum Bruder annehmen,
Er müßt‘ sich denn völlig zur Buße bequemen.
Sie darf sich des redlichen Sinnes nicht schämen.

Lied Nr. 1042, in: Geistlicher Liederschatz. Sammlung der vorzüglichsten geistlichen Lieder für Kirche, Schule und Haus und alle Lebensverhältnisse. Zweite Auflage, mit großer Schrift. Berlin, 1842. Bei Samuel Elsner.

Notensatz aus Dölker/Dölker

Lied Nr. 70 »Ihr Kinder des Höchsten, wie stehts um die Liebe«, in: Christoph Dölker und Wilhelm Dölker, Geistliche Lieder mit Melodieen zur gemeinschaftlichen Erbauung, 4. vermehrte Auflage, Stuttgart 1873.

Notensatz, 4st., (Joh. Störl, gif-Format) aus Dölker/Dölker

Geschichte des des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Von Eduard Emil Koch, Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Erster Haupttheil: Die Dichter und Sänger. Vierter Band. Dritte umgearbeitete, durchaus vermehrte Auflage. Stuttgart. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Verlagshandlung. 1868. [S. 365f.; Digitalisat]


Eingestellt am 7. Januar 2024 – Letzte Überarbeitung am 8. Januar 2024