2. Thessalonicher 2, 17 (Arndt)

…der ermahne eure Herzen und stärke euch in allerlei Lehre und gutem Werk. (2. Thessalonicher 2, 17)

Um diejenigen zu warnen, welche damals sehr voreilig die baldige Wiederkunft Christi erwarteten, tut Paulus hier mit prophetischem Blicke eine Aussicht in die Zukunft auf, welche alle Zeiten von großer Wichtigkeit ist. Er lehrt, daß die christliche Kirche und die mit ihr immer mehr angefüllte nicht etwa auf dem Wege einer ruhig fortschreitenden, allmäligen Entwickelung der Vollendung entgegenreisen werde, sondern die Wiedererscheinung des Herrn und das Weltgericht erfolgen wird nach Zeiten gräulichen Abfalles und vollendeter Gottlosigkeit. Alle bösen Kräfte der Sünde und des Unglaubens werden dann concentrirt sein unter der Herrschaft einer vollendet gottlosen Persönlichkeit, dem Menschen der Sünde, der die abgefallene Welt zu widergöttlichen, das Dasein des Christenthums gefährdenden Diensten verwendet. Sein Erscheinen selbst wird eine Wirkung des Satans sein, von diesem wird er berufen und als ein Letztes und Aeußerstes von Widerstand gegen das Reich Gottes in seiner weltlichen Machtstellung befestigt werden. Er wird aber nicht aus den Weltkindern, sondern, aus den Erwählten kommen, wie Judas aus den Aposteln; – nicht geheim, sondern offenbar, Allen kenntlich auftreten; die Welt wird ihn um seiner Gaben, Zeichen und Wunder willen bewundern, den Kindern Gottes aber wird unheimlich und bange sein bei seinem Anblick; denn es wird eine Gewalt der Verführung in seiner dem Dienste des Argen verfallenen Wirksamkeit liegen, eine Kraft der Lüge, der Alle verfallen müssen, die nicht mit Treue und betendem Glauben zur göttlichen Wahrheit sich halten.

Die Zeit jener Erscheinung kann jeden Augenblick hervortreten, indem sie allein dadurch aufgehalten wird, daß Gott aus Gnaden die Hemmungen noch nicht hinweggetan hat, wodurch dem bereits vorhandenen Bösen Raum zu ungehinderter Entwicklung gegeben wird, und dadurch für den Argen noch nicht die Zeit gekommen ist, das Geschöpf seiner Macht und seines Willens an das Licht treten zu lassen. „Aber ist das möglich? kann ein Mensch je so satanisch, so antichristlich, so mit der Sünde verwachsen und eins sein und werden?“ Wer die Tiefen der Sünde in seinem Innern kennt, zweifelt nicht, sondern fragt: wenn ich es nur nicht selbst werde?! Ach, Herr, bewahre mich denn vor mir selbst!

Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Andachten zum 2. Thessalonicherbrief


Übersicht 2. Thessalonicherbrief

Eingestellt am 30. Januar 2024