3 Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde; und ihnen ward Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben. 4 Und es ward ihnen gesagt, daß sie nicht beschädigen das Gras auf Erden noch ein Grünes noch einen Baum, sondern allein die Menschen, die nicht haben das Siegel Gottes an ihren Stirnen. 5 Und es ward ihnen gegeben, daß sie sie nicht töteten, sondern sie quälten fünf Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual vom Skorpion, wenn er einen Menschen schlägt.
Aus diesem Dunstkreis kommen H e u s c h r e c k e n hervor. Was deren Schwärme im Reich der Natur anrichten, ist nirgends anschaulicher und zutreffender geschildert als beim Propheten Joel (Joel 1, 2-14).
Hier aber vollziehen sie ein Gericht Gottes – nicht an der Wohnstätte der Menschen, sondern geradewegs an den Menschen selbst. Aber eben damit hören sie auf, nur gewöhnlichen Heuschrecken zu gleichen. Hat schon die Heuschrecke, die wir ja auch „Heupferd“ nennen, etwas an sich, das sie mit dem Rosse vergleichen läßt (Joel 2, 4), so sind diese Heuschrecken wie Rosse, die zum Krieg, zum Angriff auf die Menschen ausgerüstet sind. Sie haben (Vers 3) „Macht wie Skorpionen“, die mit giftigem Stich den Menschen namenlose Qual schaffen, und sie heißen im Verlauf nicht mehr „Heuschrecken“, sondern „heuschreckenähnliche Gestalten“ (V. 7, „gleich den Rossen“), mit Kronen, die wie Gold aussehen; sie blenden also durch vornehm tuenden Schimmer. Sie schauen gar menschlich und vernünftig drein: „ihr Antlitz ist gleich der Menschen Antlitz“; und sie locken weich und verführerisch im Schmuck der „Weiberhaare“. Ihr Angriff geschieht demnach so: gleißend, scheinbar menschlich vernünftig und zum Sinnengenusse verführend kommen sie daher. Aber wer nicht widersteht und ihnen entflieht, bekommt ihre Zähne zu fühlen, ganz wie es bei Sirach (21, 2f.) von der Sünde heißt: „So du ihr zu nahe kommst, so sticht sie dich; ihre Zähne sind wie Löwenzähne und töten den Menschen.“ Man kann nicht über sie Herr werden; sie verwunden und vergiften die Leute, aber sie sind selbst unverwundbar, wie eisengepanzert. Man kann auch nicht gegen ihr Massenwüten aufkommen: Ihr Schwarm fährt durch die Luft daher, daß es dröhnt, wie wenn viele rossebespannte Streitwagen anstürmten. Sie beherrschen also die geistige Atmosphäre ihrer Tage, und wie die Gesamtheit ihnen ausgeliefert ist, so ist auch der Einzelne gegen sie machtlos. Aber niemand denkt auch daran, wenn sie einherschwirren, welche furchtbare Plage sie bringen; denn wie der Skorpion im Schwanz seine Waffe hat, so quälen auch sie hinterrücks die Menschen, wenn man meint, sie wären vorüber.
Die Qual aber, die sie bringen, ist so unerträglich, daß die Menschen vor Schmerzen wie rasend gemacht in der Verzweiflung nur noch sterben möchten, aber sie werden nur grausam gemartert und müssen die Pein an ihrem Leibe herumtragen, bis die Zeit der Quälgeister vorüber ist. Die Menschen mögen denken, das sei nun eben eine allgemein herrschende Krankheitsplage, die allenthalben um sich greife; in Wahrheit aber ist es „der Engel des Abgrunds“, der Satan selbst, dem Gott sie ausliefert und der sein Seelen und Leiber verderbendes Wüten nach Gottes gerichtlichem Ratschluß an denen üben darf, die Gott den Abschied gegeben haben.
Verderben aus der Hölle ist es, was er über die Welt bringt; das ist ausgedrückt in dem griechischen Namen des Fürsten des Todes und der Hölle, „Apollyon“, d.h. „Verderber“, und vielleicht noch schrecklicher im hebräischen Namen „Abaddon“, d.h. sowohl „Verderben“ als auch „Reich des Verderbens, Todesreich“.
Wir ahnen wohl schon in unseren Tagen [Anm.: diese Bibelstunden wurden gehalten von Aug. 1914 bis März 1915, also während des ersten Weltkrieges. Wie viel mehr gilt das Gesagte für heute!] etwas von diesem Gerichte der Zukunft. Ehe der große Krieg über uns kam, sahen wir mit Schrecken, wie die geschlechtliche Unzucht in allen Gestalten, zügellos und schamlos, Vernunft und Sittlichkeit verhöhnend und verkehrend das Einzelleben, Familienleben und Volksleben zu zerstören drohte. Es war geradewegs wie ein vergiftender Nebel, der unser Volk umfing, und nicht nur wer Zucht und Sitte liebte, war voll Entsetzen, sondern die Ärzte und Volksfreunde sahen durch die Folgen der geschlechtlichen Sünden die Grundlagen der Volksgesundheit erschüttert. Man konnte kaum begreifen, wie eine ganze Zeit von scheußlichem Irrwahn sich gefangennehmen ließ, und alles schien zusammenzuhelfen, daß die Leute förmlich hineingejagt wurden in schmeichelnde, alles zerfressende Unzucht und lockendes, Seele und Leib zerstörendes Verderben! Und dann kam der Krieg, und aus dem Abgrund stieg wiederum Rauch, der alles verfinsterte: teuflischer Lügengeist schien die Alleinherrschaft auf Erden nicht nur zu suchen, sondern auch zu gewinnen. Aber – es war den Mächten des Abgrunds von Gott so „g e g e b e n“, und es hieß darum auch: „Bis hierher und nicht weiter!“ Gott hat sich seine Schar noch bewahrt und wird auch in künftigen Gerichten dieselbe sich bewahren, nämlich alle, die „das Siegel Gottes tragen an ihren Stirnen“ (V. 4).
Wir haben in Kapitel 7 von Versiegelten aus Israel gehört. Aber jetzt stehen wir seit Kap. 8 in einer Reihe von Gesichten, die nicht Fortsetzung jener ersten Reihe (6 u. 7) sind, sondern für sich selbst unabhängig dastehen als geschlossenes Ganzes (8, 2-11, 18). Und wir dürfen nicht ohne weiteres die, welche hier das Siegel Gottes an ihren Stirnen tragen, beschränken auf jene 144.000 Versiegelten aus Israel, die einst in den letzten Kämpfen der widerchristlichen Macht gegen Jesu Gemeinde auf Erden vor dem Untergang bewahrt bleiben sollen. Wir wollen dabei stehen bleiben, daß alle, welche Gott als die Seinigen „versiegelt“ hat (2. Kor. 1, 22*; Eph. 1, 13**) bewahrt bleiben sollen vor der Macht und vor den Folgen der teuflischen Verführung.
*) 2. Kor. 1, 21.22: Gott ist’s aber, der uns befestigt samt euch in Christum und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen das Pfand, den Geist, gegeben hat.
**) Eph. 1, 13: Durch welchen auch ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium von eurer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung.
Und wie Gott seine Hand über denen hält, die er als die Seinigen erkennt, so ist auch für alle Menschen diesem furchtbaren Gericht doch Maß und Zeit bestimmt: fünf Monate soll es dauern (V. 5 und 10). Fünf Monate des Jahres (Mai bis September) sind die gefürchtete Zeit der Heuschreckenplage; auch das Gericht, das mit ihr verglichen ist, soll, wie sie, kommen und wieder gehen zur rechten Zeit. Dann ist ein Weh dahin.
(Christian Friedrich Römer: Die Offenbarung des Johannes, in Bibelstunden erläutert)
Mit Abgrund und Heuschrecken sind die Hölle und die dämonischen Geister umschrieben. Schon in den Visionen Joels (Kapitel 2 im Gegensatz zu Kapitel 1) trugen die Heuschrecken dämonische Züge. Wenn man heute versucht ist, diese Heuschrecken als Flugzeuge zu deuten, so ist das zunächst falsch. Es sind Dämonen. Wohl aber ist ihre Ähnlichkeit mit Flugzeugen ebenso deutlich wie die der gepanzerten Reiter und feuerspeienden Rosse mit modernen Panzern.
Das kommt daher, weil hinter der Erfindung moderner Zerstörungswaffen dämonische Geister der Vernichtung stehen. Auf sich allein angewiesen, hätten Menschenhirne solche Werkzeuge nicht zu erfinden vermocht. Das Fabrikat trägt den Stempel seines Erfinders und eigentlichen Werkmeisters an sich. Daher die Ähnlichkeit jener Zerstörungsmittel mit den Geistern des Abgrunds, die sie erfanden und ihre Konstrukteure leiteten.
(Hellmuth Frey: Das Ziel aller Dinge)
Wir aber, die wir des Tages sind, sollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit. Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern HERRN Jesus Christus, der für uns alle gestorben ist, auf daß, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollen.
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