Josua Wegelin (1604-1640)

Josua Wegelin (* 11. Januar 1604 in der Reichsstadt Augsburg, Heiliges Römisches Reich; † 14. September 1640 in Preßburg im damaligen Königreich Ungarn) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Liederdichter.

Herkunft

Josua Wegelin entstammte einer eingesessenen Augsburger Bürgerfamilie. Der Großvater Michel Wegelin (~ 1540–1619) war ‚Bürger und Weber’ zu Augsburg.

Der ebenfalls in Augsburg geborene Vater, Johannes Wegelin (1568–1627), studierte an den Universitäten Tübingen alte Sprachen und Philosophie (1588–1590, ‚Magister Philosophiae’) und in Wittenberg (1590–1593) evangelische Theologie. Seit 1595 wirkte er als Prediger und Inspektor z. d. ‚Barfüßerrn’ sowie „Ephorus Colegii“ [1] in Augsburg.

Am 28. Januar 1598 heiratete Johannes Wegelin in Augsburg Eva Christina Sauter (1578 – ?). Aus der Ehe gingen vier Söhne und drei Töchter hervor [2].

Leben

Josua Wegelin erhielt seine Grundausbildung im heimischen Augsburg. Seine Studien setzte er an den Universitäten Jena (1621), Tübingen (1622) und Straßburg (1623) fort. Die Magisterwürde erwarb er am 15. Februar 1626 (zu Tübingen). Seine Ordination zum Pfarrer erfolgte am 10. Mai 1627 Buchsweiler [3], wo er auch seine erste Pfarrstelle antrat. Von dort wurde er auf das vierte Diakonat der Barfüßerkirche zu Augsburg berufen und am 25. Juli 1627 in sein Amt eingeführt.

Bereits 1629 war Wegelin wegen der strengen Anwendung des Restitutionsedikts von Kaiser Ferdinand II. gemeinsam mit dreizehn anderen Amtsbrüdern gezwungen, Augsburg zu verlassen. Drei Jahre verbrachte er im Exil. Erst als König Gustav II. Adolf von Schweden am 24. April 1632 seinen siegreichen Einzug in Augsburg hielt, konnte Wegelin nach Augsburg zurückkommen. Er wurde zum Archidiakonus an der Barfüßerkirche ernannt. 1633 wurde er Pfarrer an der Hospitalkirche zum Heiligen Geist in Augsburg. Aber auch diese Tätigkeit war nur von kurzer Dauer, da nach der Schlacht bei Nördlingen das Restitutionsedikt in Augsburg wieder zur Anwendung kam. Und so musste Wegelin 1635 Augsburg endgültig verlassen.

Als Vertriebener und „Heimatloser“ führten ihm seine Wege bis in das Königreich Ungarn. Er kam nach Preßburg, eine damals bedeutende Krönungsstadt der ungarischen Herrscher im äußersten Westen des Ungarischen Königreiches gelegen, jedoch ethnisch und wegen seiner Grenznähe eher dem deutschen Sprachraum angehörig. Nach einigem Umherirren fand Wegelin in Preßburg eine ihm angemessene Stellung als erster Prediger der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde Augsburgischen Bekenntnisses und Senior des Kontuberniums [4]. Seine Installation in dieses Amt erfolgte am 17. September 1635 [5].

erste deutsche evangelische Kirche zu Preßburg
(heute Jesuitenkirche in Bratislava)

Wegelin war beim Bau der ersten deutschen evangelischen Kirche in Preßburg intensiv engagiert und beteiligt [6]. Am 18. Dezember 1638 konnte er als Senior der Gemeinde die Dankpredigt gelegentlich der glücklichen Vollendung des Kirchenbaus halten [6]. Er war ein Mann von tiefer Gelehrsamkeit, das beweist auch seine Kirchweihpredigt – mit zahlreichen Zitaten von Martin Luther, sowie vielen Stellen aus der Bibel, die in den Ursprachen zitiert wurden. Das eigentliche Kirchweihfest wurde am 20. und 21. Dezember 1638 begangen. Wegelin weihte die Kirche auf den Namen der ‚Heiligen Dreifaltigkeit‘. Einige Zeit später erschien auch eine gedruckte Festschrift mit seiner Predigt, sowie einer ausführlichen Beschreibung des ganzen Weiheaktes. 1640 wurde sie in Preßburg gedruckt und erschien unter den Namen: „Sermo dedicationis, An- und Einzugspredigt in dem erneuerten Hause Gottes, der evangelischen Kirchen zu Preßburg“.

Verheiratet war Wegelin in erster Ehe mit Anna Elisabeth Zunisch, aus dieser Ehe ging ein Sohn Siegmund hervor (am 14. August 1637 getauft). In zweiter Ehe heiratete er am 23. Januar 1640 die Witwe Elisabeth von Reinberg, geb. Pauer. Diese Ehe hatte nur eine kurze Dauer, da Wegelin bereits im September 1640 ganz plötzlich und unerwartet verstarb [5].

Schriften

Wegelin schrieb etliche theologische Andachtsbücher und Lieder, die überwiegend in Süddeutschland erschienen und gerne gelesen wurden:

  • Andächtige Versöhnung mit Gott, die uns hilft aus aller Not, Augsburg 1635; diese Schrift erschien später unter dem Titel „Augsburger Betbuch“, Nürnberg 1648
  • Hand-, Land- und Standbüchlein, Nürnberg 1637

Nach seinem Tode erschienen alle seine geistlichen Arbeiten gesammelt unter dem Titel:

  • „Gebete und Lieder“, Nürnberg 1660

Einzelnachweise

  1. Mit dem Amt des ‚Ephorus‘ bezeichnete man in der frühen Neuzeit den Leiter einer höheren pädagogischen Einrichtung. Johannes Wegelin war ‚Ephorus des evangelischen Kollegiums’ zu Augsburg.
  2. Söhne: Michael (1599–1634), Matthäus (1601–1663), Johann Georg (1602–1669) und Josua (1604–1640) Alle vier Söhne studierten Theologie und wurden evangelische Pfarrer; Töchter: Katharina (1608-?), Anna-Maria (1609- nach 1671) und Judith (1610-?) ( Quelle: WIKITREE / online – Englisch)
  3. fr. Bouxwiller  Es handelt sich um zwei gleichnamige Gemeinden im Elsass. Die eine Gemeinde liegt in französischen Département ‚Bas-Rhin’ (Nieder-Rhein) und die andere im Département ‚Haut-Rhin’ (Ober-Rhein). In welcher Gemeinde Wegelin wirkte, konnte nicht eindeutig geklärt werden.
  4. Gemeint ist hier die Anzahl der lutherischen Gemeinden nicht nur in Preßburg, sondern auch der näheren Umgebung ausserhalb der Stadt.
  5. Geschichte der evang. Kirchengemeinde A.B. zu Preßburg, Bd. 2, S. 86ff
Quelle: Seite „Josua Wegelin“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 29. Oktober 2019, 13:57 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Josua_Wegelin&oldid=193561504 (Abgerufen: 16. Oktober 2020, 19:03 UTC)