2. Thessalonicher 3, 2b

„Der Glaube ist nicht Jedermanns Ding.“ (2. Thess. 3, 2b)

In einer Zeit, wie der unsrigen, wo die Predigt des Glaubens sich wieder Geltung verschafft und wo er nicht abgetan ist mit einem spöttischen Lächeln, bedienen sich gewöhnlich die Lauen, die weder warm noch kalt sind, des obigen Ausspruchs als Entschuldigung, dass auch sie dem Glauben nicht ihr Herz öffnen. Man findet Eltern, die, weil das Christentum mancherwärts Modesache geworden ist, ihre Kinder evangelisch unterrichten lassen oder von denen die gläubige Mutter dazu Ursache ist. „Ich selbst“, sagt dann oft der Vater ganz unverhohlen, „ich selbst kann mich zwar nicht von der Wahrheit des Glaubens überzeugen, allein – der Glaube ist ja nicht Jedermanns Ding“.

Die Bibel will aber mit diesem Worte keineswegs das sagen, was jene Leute meinen. Wörtlich sollte es heißen: „Denn nicht aller ist der Glaube; nicht bei Allen findet er sich“. Es ist dies ein Erfahrungssatz; die Erfahrung aber durchaus nicht eine solche, die der Apostel billigt. Er fordert gerade die Gemeinde auf, durch ihr Gebet ihm in der Verbreitung des Evangeliums behilflich zu sein. „Weiter, lieben Brüder“, sagt er, „betet für uns, daß das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde, wie bei Euch, und daß wir erlöst werden von den unartigen und argen Menschen; denn nicht aller ist der Glaube.“ – „Bei Euch, Ihr Thessalonicher“, will er sagen, „wird des Herrn Wort in Ehren gehalten, aber ich muß Euch bitten, auch mit Rücksicht auf die für mich zu beten, welche dem Evangelio feindselig sind; denn nicht bei allen findet sich der Glaube, wie bei Euch, oder auch nur eine Sehnsucht nach ihm“.

Eine Entschuldigung liegt also durchaus nicht in diesem Wort, und, wenn es Jemand als solche gebrauchen will, muß ich sagen: „Ist der Glaube Deine Sache nicht, mein Freund, so ist es betrübend; ich erkenne es nun als meine heilige Pflicht, für Dich zu beten; denn erinnerst Du mich an jenes Wort der Schrift, so gedenke ich dabei der Ermahnung, die der Apostel mit ihm verbindet.“

(Heinrich Matthias Sengelmann)

Quelle:

Glaubensstimme


Eingestellt am 5. Februar 2024