„Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel.“
Beständig wird Streit sein zwischen den beiden großen Mächten, bis daß die eine oder andre vernichtet sein wird. Friede zwischen dem Guten und Bösen ist eine Unmöglichkeit; schon der bloße Versuch dazu wäre ein Sieg der Mächte der Finsternis.
Michael wird allezeit streiten. Seine heilige Seele wird von der Sünde gekränkt und kann sie nicht ertragen. Jesus wird stets des Drachen Feind sein, und zwar nicht in einem ruhig verharrenden Zustande, sondern thätig, eifrig, voll Entschlossenheit, das Böse zu vernichten. Alle seine Diener, seien es die Engel im Himmel, oder seine Boten auf Erden, wollen und müssen streiten; sie sind zu Kriegshelden geboren; unter dem Kreuz bekräftigen sie den Bund, daß sie dem Bösen keine Ruhe gönnen wollen; sie sind eine tapfere Schaar, wacker zur Vertheidigung und stürmisch zum Angriff. Die Pflicht eines jeden Kriegers im Heere des Herrn ist täglicher Kampf mit dem Drachen von ganzem Herzen, von ganzem Gemüthe und aus allen seinen Kräften.
Der Drache und seine Engel wollen dem Andrang nicht weichen; unaufhörlich schlagen sie drein und sparen keine Waffe, keine List und keine Kraft. Wir sind Thoren, wenn wir meinen, Gott ohne Kampf dienen zu können; je eifriger wir sind, umso mehr müssen wir uns auf die Angriffe der höllischen Schergen gefasst machen. Die Brautgemeinde kann träge werden, nicht aber ihr gewaltiger Gegner; sein rastloser Geist lässt den Kampf keinen Augenblick ruhen; er haßt den Weibessamen und möchte ihn verschlingen, wenn er könnte. Die Diener Satans theilen seine Wuth und sind ein rühriges Geschlecht. Der Kampf wüthet ringsum, und vom Frieden zu träumen, ist nutzlos und gefährlich.
Gott Lob und Dank, wir kennen den Ausgang des Kampfes. Der große Drache wird verworfen und auf ewig vernichtet, während Jesus und die Seinen die unverwelkliche Krone empfangen. Wetzen wir unsre Schwerter, und bitten wir den Heiligen Geist, Er wolle unsre Arme zum Kampfe stärken. Je heftiger der Kampf, umso herrlicher die Krone. Jeder auf seinen Posten, ihr Kreuzes-Streiter, und möge der Herr den Satan in Bälde unter seine Füße treten!
Quelle: Andacht zum 30. November aus „Gold-Strahlen, Tägliche Abend-Andachten für häusliche Erbauung und stille Sammlung“, von Charles Haddon Spurgeon, Prediger in London. Dem deutschen Christenvolke dargeboten von Dr. Balmer- Rinck, Hamburg 1869.
Wir werden abermals in den Himmel versetzt, und mit Verwunderung hören wir, daß dort ein Krieg geführt wird, ein ernstlicher Krieg zwischen dem Reiche des Lichts und dem Reiche der Finsternis. Das geht über unseren Verstand. Wir hätten schon gar nicht gedacht, daß der Fürst der Finsternis im Himmel je einen Raum gehabt hätte. Doch darüber gibt uns das Buch Hiob einen Aufschluß, weil es dort heißt: „Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch unter ihnen.“ (Hiob 1, 6). Wie er den Hiob vor Gott zu verdächtigen suchte, das ist bekannt. Aber inzwischen ist es ja mit dem Satan ein Anderes geworden, seit ihm der Heiland durch Sein Leiden und Sterben seine Macht genommen hat (Hebr. 2, 14). Hat Er doch selbst gesagt: „Es kommt der Fürst dieser Welt, und hat Nichts an mir.“ Und schon vorher: „Jetzt ist das Gericht der Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.“ Und hernach: „Der Tröster wird die Welt überzeugen, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist. (Joh. 14, 30. 12, 31. 16, 11.) Übereinstimmend damit lehrt uns der Apostel, daß Gott in Christo die Fürstentümer und Gewaltigen ausgezogen hat und sie Schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht hat. (Koloss. 2, 15., vgl. Lucä 11, 22. Ephes. 4, 8.) Da will es uns nun als etwas Unbegreifliches erscheinen, daß der gerichtete Feind mit seinen bereits ausgezogenen Fürstentümern doch noch eine Stätte im Himmel gehabt haben soll, bis Michael und seine Engel ihn bekriegten und über ihn siegten. Aber wie wenig wissen wie überhaupt von dem, was in der Unsichtbarkeit vorgeht! Wie Vieles ging nach der Offenbarung im Himmel vor, wovon wir ohne dieselbe durchaus keine Ahnung gehabt hätten! Wiederum, wenn der Satan nach den Stellen im Epheser- und im Kolosserbrief bei der Himmelfahrt Jesu mit seinem Anhang im Triumph ausgeführt wurde, so ist es ja damit nicht im Widerspruch, wenn wir ihn nunmehr im Himmel antreffen, freilich als einen Gefangenen. Aber weil auch ein Gefangener, ja schon Gerichteter immer noch Klage vorbringen, und die Stelle, wo ihm dies möglich ist, eigenwillig behaupten kann, so kommt es zuletzt dazu, daß Gewalt angewendet werden muß, um das Recht durchzuführen und den geschehenen Richterspruch zu vollziehen. Damit gibt sich aber der Richter nicht in eigener Person ab; denn Er hat Diener, die Seinen Willen auszuführen und Seinen Worten Nachdruck zu geben bereit sind. Und diese finden wir hier in der Person des Erzengels Michael und der ihm untergebenen Engel. Daß es kein verächtlicher Gegner ist, mit dem er es zu tun hat, das erhellt aus dem nächsten Vers, in welchem derselbe durch fünferlei Namen gekennzeichnet ist. Aber zu unserem Troste vernehmen wir aus unserem Verse, daß es im Himmel vollständig mit ihm aufgeräumt ist, daß er und sein Anhang dort überall keinen Zutritt mehr hat, daß also unsere Sache ganz anders stehe als zu den Zeiten Hiobs oder auch zu den Zeiten Josuas, des Hohepriesters, dem sich Satan als sein Widersacher zur Rechten stellte, als er vor dem Engel des Herrn stand (Sacharja 3, 1). Wer sich zu unserem großen Hohepriester im Himmel wendet, der darf nicht fürchten, daß ihm dort irgend ein Widerstand in den Weg treten könnte. Der Teufel hat keinen Zugang mehr in den Himmel; was könnte uns hindern, hinzutreten zum Gnadenthron auf dem neuen, lebendigen, durch Jesu Fleisch und Blut geöffneten Wege? (Hebräer 10, 19.20). O, daß wir nicht so träge dazu wären! Daß wir diese große Erlaubnis treuer und fleißiger benützten und öfter, als wir es zu tun pflegen, hinzugingen mit wahrhaftigem Herzen, in völligem Glauben! So würden wir auch mehr Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe! (ebenda, 4, 16) Wir werden das um so mehr für dringend nötig erkennen, wenn wir den Inhalt des nächsten Verses erwägen.
Quelle: Erbauliche Mitteilungen; Ein Gemeinschaftsblatt zur gegenseitigen Stärkung im Glauben an den Herrn Jesum (No. 4, April 1868)
Wem anders sollt‘ ich mich ergeben,
o König, der am Kreuz verblich?
Hier opf’r ich dir mein Blut und Leben;
mein ganzes Herz ergießet sich!
Dir schwör ich zu der Kreuzesfahn
als Streiter und als Untertan!