Das verschleierte Bild zu Sais, oder die Wunder des Magnetismus (Albert Zeller)

 

Dr. Albert Zeller ()

Sein Durchbruch als Mediziner gelingt Albert Zeller (1804-1877) mit einer vielbeachteten Gegendarstellung zu Justinus Kerners Seherin von Prevorst“:

Das verschleierte Bild zu Sais, oder die Wunder des Magnetismus:
Eine Beleuchtung der Kerner’schen Seherin von Prevorst, und ihrer Eröffnungen über das innere Leben des Menschen und über das Hereinragen einer Geisterwelt in die unsere.

Am Schluß des Werkes unterstreicht Zeller die Gefahren des Spiritismus als abergläubisches und damit widergöttliches System:

„Wir aber wollen nun mit diesem Geiste die ganze Geisterwelt der Unglücklichen verabschieden, denn hätte auch in dieser oder einer andern Geschichte ein Verstorbener sich blicken lassen, wovon wir bis jetzt nichts gesehen haben, so wüßten wir darum so wenig vom Jenseits als vorher. Das aber lehrt diese Geschichte mit Schaudern, daß der Mensch es nicht wagen soll, hinauszuschreiten über die heiligen Schranken seines Glückes und seiner Kraft; das haben wir mit aller Mühe gewonnen, daß wir erkannt haben, daß hier nichts zu gewinnen ist, aber Leib und Seele verloren gehen kann, daß nur Wahnsinn zum Geistersehen, daß Geistersehen nur zum Wahnsinn führen kann, und daß das Göttliche eben das ist, was allen gemein ist, wie das Sonnenlicht, und daß es aufhört, ein wahrhaft Göttliches zu sein, sobald es sich vereinzelt und aus dem gemeinschaftlichen gesunden menschlichen Verbande Losreißt. Der Schleier der Isis ist nicht gehoben, die Pforten des Geisterreichs sind nicht gesprengt, aber wir hoffen zu Gott und der siegenden Vernunft des Christentumns, daß diese H.’sche Geisterwelt, indem in ihr die Hauptsumme der vielen einzelnen abergläubischen Vorstellungen, die unter unserem Volke im Schwange sind, zusammengerafft und unter die Heerführung tüchtiger und kräftiger Männer gestellt wurde, in Summa aufs Haupt geschlagen werde, da sie im Einzelnen tausenderlei Schlupfwinkel fanden, ihre Existenz zu verbergen und zu sichern, und daß sie ein großes tiefes Grab des Aberglaubens, und ihr Grabstein ein dauernder Markstein der Grenzen der Menschheit werden wird. Was uns lähmt, freudig auf dieser Welt zu wirken, ist Sünde. Ein frommer Mensch ist nur, wer gefunden hat und übt, was ihm und allen andern wahrhaft frommt.

„Kein Mensch nehme Teil an dieser außernatürlichen Welt“, rief die unglückliche Seherin; o hätte man ihrem Rufe gefolgt, es wäre auch ihr Heil gewesen!

So stehen wir denn wieder auf dem alten festen Grunde, der den Bau der Menschheit trug von Anbeginn, es ist hell und klar um uns, wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen, lasset uns wirken so lange es Tag ist, denn es kommt die Nacht, wo Niemand wirken kann.

Quelle:

Zeller, Albert („Von einem Freunde der Wahrheit“): Das verschleierte Bild zu Sais, oder die Wunder des Magnetismus: Eine Beleuchtung der Kerner’schen Seherin von Prevorst, und ihrer Eröffnungen über das innere Leben des Menschen und über das Hereinragen einer Geisterwelt in die unsere. – Leipzig, in der Weidmann’schen Buchhandlung, 1830; S. 168f.

Eingestellt am 17. März 2023 – Letzte Überarbeitung am 15. September 2023