Hesekiel 2, 1

Und er sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße, daß ich mit dir spreche! (Hesekiel 2, 1)

Menschensohn! – Unzählige Male werden wir diese Anrede Hesekiels in seinem Buch aus dem Munde Jahves hören. Für uns hat diese Anrede, die wir im Neuen Testament als Selbstbezeichnung Jesu kennen, den herabsetzenden Klang verloren, den sie einst hatte.
Mensch, nur ein Mensch bist du! „Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und der Menschensohn, daß du dich sein annimmst?“ fragt der Psalmist. Wenn er auch dort im 8. Psalm voll Staunen erkennt, welch eine Herrschaftsstellung Gott seinem Geschöpf innerhalb der Schöpfung bescherte, so staunt er eben gerade darüber, daß der vergängliche, sterbliche und in sich so schwache Mensch dazu ausersehen ist. Hesekiel wird durch Jahves Anrede immer wieder gemahnt:

„Vergiß nicht, wer du bist!“

Der Ewige redet mit den Vergänglichen, der Heilige mit dem Sünder! Es ist Jesu Niedrigkeit, daß er sich willig unter die Menschensöhne zählt, auch wenn in diesem rätselvollen Namen für ihn die Bezeichnung von Dan. 7, 13 mitschwingt.

(Hans Brandenburg)

Quelle:

Jakob Kroeker/Hans Brandenburg: Das lebendige Wort. Eine Einführung in die göttlichen Gedankengänge und Lebensprinzipien des Alten Testaments in 15 Bänden. Band 8 (Autor Hans Brandenburg): Hesekiel – Priester, Seher, Prophet [Seite 15; Digitalisat als pdf-, epub- oder Word-Datei, jeweils externe Links zu sermon-online.de]

Eingestellt am 3. Juli 2024