2. Thessalonicher 1, 9.10

Denn sie selbst verkündigen von euch, was für einen Eingang wir zu euch gehabt haben und wie ihr bekehrt seid zu Gott von den Abgöttern, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, welchen er auferweckt hat von den Toten, Jesum, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöst. (2. Thess. 1, 9f.)

Nicht darum ging es, daß hier Menschen sexuell sauberer und in Gelddingen redlicher geworden wären. Moralische Besserung kann man auch auf andere Weise erzielen […] Nein, die wirkliche totale Wendung im Leben der Thessalonicher geschah viel tiefer, im letzten Grunde ihrer Existenz: in ihrem Verhältnis zu Gott […]

Es geht im Evangelium auch nicht etwa um unser ‚Glück‘. Es mögen Menschen durchaus auch ohne Jesus in ihrer Weise glücklich sein, und es wäre ein müßiges Ding, mit ihnen darüber streiten zu wollen, ob sie bei Jesus nicht noch ‚glücklicher‘ werden könnten. Es geht auch nicht um die Antwort auf mancherlei Lebensprobleme und um das Fertigwerden mit bestimmten Lebensnöten.

Wenn wir mit dieser Zielrichtung evangelisieren – wie es heute vielfach geschieht -, geraten wir in eine peinliche Konkurrenz mit philosophischen und religiösen Anschauungen und Bestrebungen, die ebenfalls und durchaus nicht ohne Erfolg Menschen helfen, mit sich selbst und dem Leben zurechtzukommen. Mit all solchen Ansätzen fehlt unserer Evangelisation der letzte stählerne Ernst absoluter Notwendigkeit. Ihn aber zeigt Paulus mit dem einen Wort ‚Rettung‘. Wo es ernsthaft um Rettung geht, da ist tödliche Gefahr. Wenn wir im vierten Stock eines brennenden Hauses vom Feuer eingeschlossen sind, dann fragen wir nicht mehr nach unserem ‚Glück‘, und unsere vielen Lebensprobleme sind ganz unwichtig geworden. Wir haben den Schrei einer einzigen Frage, die unseren Sinn erfüllt: „Rettet uns noch einer aus den entsetzlichen  Flammen?“ – So müssen wir unsere und aller Menschen Lage ansehen, wenn wir verstehen wollen, was das Evangelium zu sagen hat.

Quelle:

Werner de Boor: Die Briefe an die Thessalonicher. Wuppertal 1960.
ders.: Der Brief des Paulus an die Römer. Wuppertal 1962.

Verweise

Bibelverse zum Thema: Zorn Gottes

Eingestellt am 27. Mai 2023