2. Mose 14, 13

Fürchtet euch nicht, stehet fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn diese Ägypter, die ihr heute sehet, werdet ihr nimmermehr sehen ewiglich.

Betrachtung zum 2. Juli

Die Errettung Israels aus Egypten war eine Tat Gottes, die für das neutestamentliche Bundesvolk in jedem einzelnen Zuge wichtig und lehrreich ist. Der Herr kann Israel nicht auf dem kürzesten Wege nach Kanaan führen, sondern nur auf einem Umwege. Sie wären auf dem direkten Wege bald mit den Philistern zusammen gestoßen und mutlos geworden. So muß Gott seine neutestamentliche Gemeinde auch einen langen Weg führen, entgegen der Zukunft unseres Herrn Jesu Christi, um unseres Unglaubens willen; aber auf diesem langen Wege, auf dem die menschliche Untreue offenbar wird, sieht man Gottes Treue, die sich das Ziel nicht verrücken lässt, nur um so heller glänzen. So auch bei Israel. Der Herr führt sie scheinbar in eine Sackgasse, indem er sie den Weg zum roten Meer führt, um dort seine Macht und Herrlichkeit und Israels Ohnmacht zu offenbaren.

Da steht nun das Volk vor dem roten Meer, und hinter ihnen ist Pharaos Heer, das ihnen nachjagt. Israel ist ratlos und voll Furcht. Mose schreit zum Herrn, und im Namen des Herrn darf er das Volk ermuntern: fürchtet euch nicht, stehet fest! Menschlich geredet mußte sich Israel fürchten, weil sie vor sich das rote Meer und hinter sich den überlegenen Feind hatten. Aber gerade jetzt galt es, verstehen zu lernen, was Glauben sei. Glauben heißt: absehen von allen uns umgebenden Schwierigkeiten und allein auf den Herrn schauen, dessen Hand nie verkürzt ist. Der Blick auf die uns umgebenden Schwierigkeiten macht das Herz furchtsam und wankend; wir verlieren den Boden unter den Füßen. Der Glaubensblick auf den Herrn, seine Macht, seine Treue, vertreibt die Furcht, macht getrost und fest. Das hat Israel erfahren durch die Vernichtung der Egypter.

Frederic Arthur Bridgman: Pharaos Armee im Schilfmeer

Blicken wir auf die Lage der Gemeinde des Herrn in unsern Tagen, so ist viel Ursache zur Furcht. Da erblicken wir viel Schwachheit und Uneinigkeit bei den Besseren; auch noch viel Vertrauen auf menschliches Unterfangen ist da. Andere weichen zurück, und Tausende sind Feinde des Herrn. In dieser traurigen Lage ruft uns der Herr zu: Fürchtet euch nicht, stehet fest! Wie ich Abrahams Samen mit mächtiger Hand errettete, so werde ich euch erretten, ich der Herr!

Ja, Dir sei Dank und Anbetung, daß Deine Gemeine sich an Dich halten darf und auch die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden. Amen.

Elias Schrenk
(1831-1913)

Quelle:

Suchet in der Schrift. Tägliche Betrachtungen für das ganze Jahr mit Anhang, S. 184. Von E. Schrenk. 2. Auflage, 32. bis 36. Tausend. Kassel. Druck und Verlag von Ernst Röttger, 1892.

Bildnachweise:

Pharaos Armee im Schilfmeer: Frederick Arthur Bridgman / Public domain (Wikimedia Commons)
Portrait des jüngeren E. Schrenk: Archiv des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes / Gemeinfrei

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