Nikolaus von Brunn

Wer nun von einer innigen Wehmut erfüllt wird, wenn er den Mangel dieses sündlichen Sinns an sich entdeckt; wer alle die verkehrten Neigungen seines Herzens nicht mit Wohlgefallen nährt und beibehält; sondern sich darnach sehnt, sie Jesu ganz zum Opfer
darzubringen; wer es glauben lernt: daß seine Liebe, die mehr als Mutterliebe ist, das höchste Gut sei; wer alles von Herzen zu meiden sucht, was ihm mißfällt, und wo er sich in etwas verfehlt, weinend und reuend zu Ihm zurückkehrt; wer alle die Dinge dieser
Welt, die das menschliche Herz einnehmen, und den menschlichen Geist verblenden, als Götzen ansieht, die, sie mögen von ihren Priestern und Anbetern geschmückt und geehrt werden, so viel sie wollen, doch nur tote Götzen bleiben, die aus keiner Not zu erlösen fähig sind; und hingegen dem Gott in die Arme eilt, der selig machen kann alle, die durch Ihn zu Gott kommen; der, der allein kann das Reich Gottes erben; auf den kann der Geist Gottes auf die lieblichste Weise wirken, den kann Er regieren und leiten.

aus: Das Reich Gottes nach den Lehren Jesu Christi, besonders seinen Gleichnisreden, erklärt von N. von Brunn, Pfarrer zu St. Martin und Helfer im Münster. Basel, 1816.