29. September

Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark.
1. Korinther 16, 13

Es ist ein schwacher Glaube, ähnlich einem zerstoßenen Rohr und glimmenden Docht. Es gibt aber auch einen starken Glauben, vergleichbar Eichbäumen der Gerechtigkeit, Strebepfeilern im Hause Gottes. Jener kann als stark erscheinen, wenn die Umstände ihn
begünstigen, wie ein leichter Nachen bei gutem Wetter sich weit in die See wagt, während ein starkes Schiff im Sturm Not leidet. Ist jemand voll Trost, voll angenehmer Empfindungen, voll Geistes, ist er in Sicherheit, ohne Mangel, ohne Anfechtungen, sind die Anstöße aus seinem Wege weggeräumt und Bahn gemacht, haben sich die Feinde heimlich vor ihm verborgen, ist sein Himmel ohne Wolken und seine Erde im Wonnemond, dann ist’s kein Wunder, wenn der Schwächste ist wie David. Bei dem allem ist der Glaube an sich noch wohl sehr schwach und macht nicht so sehr die nackte Verheißung, als vielmehr das, was er in sich selbst findet, zum Grunde seines Mutes.

Sie schreien: nimmermehr werde ich darnieder liegen! Aber was wird’s werden, wenn er sein Angesicht verbirgt? – Ein völliger Glaube weiß auch im größten Gedränge, was er an seinem Gott und Vater in Christo hat. Möchte ihm Leib und Seele verschmachten, dennoch bleibt er an Ihm. Ist in ihm keine Kraft gegen den Haufen, der wider ihn kommt, seine Augen sehen doch unverwandt auf den Herrn. Josua in unreinen Kleidern, den
Widersacher, den Satan zur Rechten, steht vor dem Bundesengel. Der Schächer begehrt von dem, in tiefster Armut, Schmach und Erniedrigung, als ein Fluch am Kreuz hangenden Könige Israels, die Seligkeit; Jakob, von dem die Nacht hindurch mit ihm ringenden Gottengel unabweislich den Segen; Abraham glaubt wider Hoffnung. Ein völliger Glaube folgt der Wolkensäule getrost durch die Quergänge der Wüste, Canaans gewiß, an der Grenze wie am äußersten Meere.

Ich halte mich an dem, der mich gemacht hat,
Und der so angenehm mein Heil bedacht hat.
Er hat mich zu dem End‘ mit Blut erworben,
Und, daß ich leben könnt‘, ist er gestorben.

Gelobet sei sein Name früh und spat!

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 274. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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Bibelverse: Luther 1912 (Bibel Online)

Eingestellt am 15. März 2022