Hebräer 9, 28

Also ist auch Christus einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden; zum andernmal wird er ohne Sünde erscheinen denen, die auf ihn warten, zur Seligkeit. (Hebräer 9, 28)

Welch eine Erhabenheit des neuen Testaments über das alte! Dort sündhafte Priester, die für sich selbst opfern müssen, um entsündigt zu werden: hier ein Hoherpriester, heilig und unbefleckt und von den Sündern abgesondert, der nicht nötig hat für seine eigne Sünde Opfer zu tun. Dort Priester, die ihr tierisches Opfer täglich Jahr aus, Jahr ein wiederholen mußten: hier ein Hoherpriester, der mit dem einen Opfer seines heiligen Leibes eine ewig gültige Erlösung stiftet. Dort Priester, die vorbildlich in das irdische Allerheiligste des Tempels zu Jerusalem mit dem Blute des Opfertiers am Versöhnungstage hineingehen, um damit den Sühndeckel der Bundeslade zu besprengen und um Vergebung für die eigne und des Volkes Sünde zu bitten: hier ein Hoherpriester, der, nachdem Er für unsere Sünden ein für allemal gestorben war, mit diesem die Sünde wahrhaftig tilgenden Blute als unser Mittler in den Himmel eingegangen und zur Rechten Gottes erhöht ist, um uns da ewig mit seinem Verdienst zu vertreten. Dort menschliche Priester, die nur eine sinnbildliche Sühne vollzogen, und nur eine äußerliche, levitische Heiligkeit beim Volke bewirkten: hier ein Hoherpriester, der, weil Er der Sohn Gottes ist und sein Opfer ein wahrhaft stellvertretendes, die Sündenvergebung der Menschheit wirklich zu Stande bringt und mächtig wirksam wird zur Heiligung aller seine Gläubigen. Hier ist der Zweck und die Wirkung des Opfers Christi eben so vollkommen, wie das Opfer selbst, und der Sünder, der sich die Vergebung aller seiner Sünden durch das Blut Christi im lebendigen Glauben aneignet und seinem Gewissen eine geleistete Bezahlung der Schuld gegen das Gesetz im Opfer Christi vorlegt, bringt diesen Zeugen und Ankläger in seiner Brust zum Schweigen; das Urteil desselben wird durch ein höheres Urtheil aufgehoben, es wird still, und der Friede der Seele ist hergestellt. Zugleich aber werden neue Triebe im Gewissen erregt, der Sünde, die Jesu das Leben gekostet und den Tod so bitter gemacht hat, für immer zu entsagen. Wohlan denn, meine Seele, laß auch du dich durch dies teure Blut alle Tage, auch heute, wieder reinigen, daß du dem lebendigen Gott immer lebendiger dienest, und einst deinem Heilande ein ewiges Halleluja singest! Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Jesus Christus ist der wahre Hohepriester und verwaltet das wahrhafte Priestertum. Größtenteils hat er’s vollendet und beendet. Und was heißt das? Er hat uns mit dem einigen Opfer seines Leibes erlöset. Er hat uns mit Gott versöhnt. Er hat sich selbst für die ihm vom Vater Gegebenen geheiligt, auf daß auch sie geheiliget würden in der Wahrheit. Er hat als das Lamm Gottes der Welt Sünde getragen. Er ist um unserer Missetat willen verwundet, und um unserer Sünde willen zerschlagen. Er, der Gerechte, hat gelitten für die Ungerechten, und unsere Sünde geopfert auf dem Holz, und das Volk dadurch geheiliget, daß er litte. Durch dieses sein Opfer, welches er in der tiefsten Erniedrigung am Kreuz vollbracht, ist er eine Ursache worden der Seligkeit allen, die ihm gehorsam sind. Diesen Teil seines Priestertums hat der Sohn Gottes vollbracht und beendigt während seines 33jährigen Aufenthalts hier auf Erden, sonderlich in den 28, vorzüglich in den 6, und am allermeisten in den 3 letzten Stunden seines versöhnenden Leidens, in Gethsemane, vor seinen Richtern, am Kreuz und am allermeisten während der dreistündigen Finsternis. An dem einen unvergeßlichen Tage ist die Sünde des Landes weggenommen. (Sacharja 3, 9)  Sie ist versöhnt, die Missetat zugesiegelt und die ewige Gerechtigkeit angebracht an dem großen Tage, an welchem der Messias ausgerottet wurde, aber nicht für sich. (Daniel 9, 26)

Nun ist dieses dein Geschäfte
In dem obern Heiligtum,
Die erworb’nen Segenskräfte
Durch dein Evangelium
Allen denen mitzuteilen,
Die zum Thron der Gnaden eilen;
Nun wird uns durch deine Hand
Heil und Leben zugewandt.
Und in dir allein erfreun!

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 25. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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Schriftstellen:

Denn siehe, auf dem einen Stein, den ich vor Josua gelegt habe, sollen sieben Augen sein. Siehe, ich will ihn aushauen, spricht der HERR Zebaoth, und will die Sünde des Landes wegnehmen auf einen Tag. (Sacharja 3, 9)

Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden und nichts mehr sein. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt und das Heiligtum verstören, daß es ein Ende nehmen wird wie durch eine Flut; und bis zum Ende des Streits wird’s wüst bleiben. (Daniel 9, 26)