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Als sechstes Kind von dreizehn Geschwistern wuchs Rutkowski im alten kurländischen Pastorat heran, studierte in Dorpat und wurde Nachfolger seines Vaters. Sein stilles Wirken in der Gemeinde nach väterlicher Art wurde jäh unterbrochen durch die Revolution 1905/6, die ihm manches Leid zu tragen gab. Auf die folgenden acht Friedensjahre folgte der Weltkrieg mit all seinen Schrecken. Schon sollte Rutkowski von den Russen verschickt werden, da wurde er durch das schnelle Einrücken der deutschen Truppen von dieser Gefahr befreit. Als der Bolschewismus herannahte, blieb er, glaubte er doch, sich auf seine Getreuen verlassen zu können, die ihm versprochen, für ihn einzustehen.
Die Haussuchungen begannen. Einmal sollte er verhaftet werden. Ehe er sich in die Hände seiner Häscher gab, kniete er nieder zum Gebet. Sie sahen ihn im Gebet ringen: „Der ist ja verrückt“, meinten sie und gingen ohne ihn von dannen.
Nach einigen Tagen kamen andere und verhafteten am 27. Februar 1919 Rutkowski und seinen sechzehnjährigen Sohn; beide wurden mit anderen Geiseln nach Mitau ins Gefängnis gebracht. Die Gemeinde ließ es geschehen und tat keinen Schritt zu seiner Befreiung, nur die Seinen waren unablässig am Werke, ihn und den Sohn freizumachen. Der Erfolg war, daß auch die Pastorin mit den beiden jüngsten Kindern von elf und dreieinhalb Jahren Jahren nach Mitau ins Frauengefängnis abgeführt wurden.
Die Kinder wurden bald Verwandten ausgeliefert. Rutkowski, seine Frau und der sechzehnjährige Sohn blieben im Gefängnis. Näheres ist aus der Gefängniszeit nicht zu ermitteln. Als am 18. März seine vier ältesten Söhne mit der siegreichen Landeswehr in Mitau einzogen, konnten sie wohl ihren jungen Bruder aus dem Gefängnis befreien; die Eltern waren am Abend des 14. März 1919 mit 47 anderen Opfern auf dem Hof des Gefängnisses erschossen worden (38).
Quelle: Oskar Schabert, Pastor zu St. Gertrud in Riga: Baltisches Märtyrerbuch, Furche-Verlag, Berlin 1926. S. 96f. [Digitalisat, pdf]
Kurze Biographie von A. von Rutkowski
Arnold von Rutkowskis Vater war der Propst Adolf von Rutkowski. Arnold von Rutkowskis Eltern hatten 13 Kinder, deren sechstes er war. Er wuchs in dem alten Pastorat auf und erhielt zunächst Hausunterricht. Von 1879 bis 1883 besuchte er das Gymnasium in Goldingen, wonach er von 1883 bis 1888 an der Universität Dorpat Theologie studierte. 1888 wurde er in die Studentenverbindung Curonia aufgenommen. Er schloß 1889 sein Studium als graduierter Student ab. 1890 wurde er Pastor-Adjunkt in Sallgalln und 1891 Pastor-Vikar der Diözese Doblen. Noch 1891 trat er dann die Nachfolge seines Vaters als Pastor in Hofzumberg (heute Tērvete/Latvija) an. Seine Amtsführung galt als still und väterlich. Es ist aber bekannt, dass er unter einer manisch-depressiven Erkrankung litt.
Verheiratet war Arnold von Rutkowski ab 1896 mit Elisabeth Thekla Maria von Rutkowski, geborene von Bahder, einer Tochter des Gouvernements-Archivars von Twer, Eduard von Bahder. Neben seiner geistlichen Tätigkeit in Hofzumberg war er, ebenso wie der 1905 ermordete Pastor Karl Schilling, der 1906 ermordete Propst Ludwig Zimmermann, die 1919 von Bolschewiki hingerichteten Pfarrer Hans Bielenstein, Alexander Bernewitz, Xaver Marnitz, Paul Fromhold-Treu, Christoph Strautmann, Karl Schlau, Eberhard Savary, Eugen Scheuermann und Wilhelm Gilbert und wie die Pastoren Gustav Cleemann und Erwin Gross, die an den Folgen ihrer Gefangenschaft bei den Bolschewiki starben, ordentliches Mitglied der Lettisch-Literärischen Gesellschaft, die sich der Erforschung der lettischen Sprache, Folklore und Kultur widmete. Diese Gesellschaft wurde überwiegend von deutsch-baltischen Pastoren und Intellektuellen getragen. Für die Letten selbst war eine höhere Bildung zur Zeit der kaiserlich-russischen Vorherrschaft noch kaum zugänglich, ihre Kultur führte ein Schattendasein.
Arnold von Rutkowski hatte sieben Kinder, das sechste war Lothar Stengel-von Rutkowski, der am 3. September 1908 in Hofzumberg geboren wurde.
Quelle: Wikipedia (DE)
Bildnachweis:
Kirche in Hofzumberg: J. Sedols, Lizenz CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Ev.-luth. Johanneskirche in Mitau: Ilona-irina, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons