Johannes 1, 12

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben; (Johannes 1, 12)

Sie nahmen Jesus auf und ließen ihn als ihren Gast in ihre Wohnung hinein; noch mehr, sie ließen ihn an ihr Herz herankommen. Damit, daß sie ihn aufnahmen, kam sein Wort zu ihnen. Nicht als ein Schweigender kehrt er bei ihnen ein. Mit seinem Wort kommt auch sein Werk zu ihnen. Nicht so ist er bei ihnen, daß sie ihn bewirteten und ehrten, sondern als der Gebende. Was geschieht nun in ihnen? Sie glauben an seinen Namen. Denn er kommt zu ihnen nicht als eine namenlose Gestalt, nicht als ein Rätsel, das niemand deuten kann, sondern er besitzt einen Namen, der ausspricht, was er will und soll.

Sein Name ist die Verkündigung seiner Sendung an die ganze Welt. Dieser Name erweckt Hoffnungen, die einzigartige Größe haben. Wirkt er nur das? Er bringt noch Größeres hervor, nämlich Glauben. Denn er senkt sich in die Seele ein und wird dort Gewißheit und die uns bewegende Kraft. Was tut nun Jesus? Er gibt mir die Vollmacht, Kind Gottes zu werden. Ein Kind Gottes zu werden liegt ganz jenseits meines Vermögens. Sein Geschöpf bin ich; aber sein Kind sein ist mehr als Geschöpf sein. Kindschaft ist nicht nur Abhängigkeit von Gottes Macht, sondern auch Anteil an Gottes Leben. Sie stellt zwischen ihm und mir eine Gemeinschaft her, die ich Verkehr mit Gott nennen darf, ein Gekanntsein von ihm, durch das ich ihn kenne, ein Geliebtsein von ihm, durch das ich ihn liebe, ein Gebrauchtwerden von ihm, durch das ich sein Mitarbeiter bin. Wie soll ich zu dieser Höhe empor gelangen?

Machen, fordern, erlisten läßt sich Gottes Kindschaft nicht. Dazu ist Ermächtigung nötig, und diese uns zu geben ist der Beruf Jesu, durch den er sich uns als unseren Herrn in Herrlichkeit offenbart. Kinder entstehen nur durch den Vater. Indem Jesus uns in die Kindschaft Gottes führt, handelt er an uns in Gottes Macht und Gnade. Ficht mich ein Zweifel an, ob ich so Großes von mir sagen und das, was ich bin, als Gottes Gabe schätzen darf, ob das, was ich denke, Gottes Wort und das, was ich will, Gottes Wille sei, so gibt mir der Name Jesu auf meine Frage die Antwort. Ich darf nicht nur, ich muß mich zu Gott als meinem Vater halten; sonst lösche ich den Namen Jesu aus meiner Seele aus.

Daß ich als Dein Kind, Vater, zu Dir bete, ist das Zeichen Deines Geistes, der Abglanz aus Jesu Herrlichkeit, der Inbegriff und die Summe Deiner Gaben. Darin ist alles beschlossen, was ich besitze, was ich bedarf, worum ich bitte. Unser Vater bist Du, der Vater der ganzen Schar, zu der das Wort Jesu kommt. Uns allen reichst Du dies als Deine Gabe dar, daß wir Deine Kinder werden. Amen.

(Adolf Schlatter)

Quelle:


Diese Schriftstelle ist der Tagesvers vom 20. März 2024

Eingestellt am 11. September 2023 – Letzte Überarbeitung am 20. März 2024