1. Petrus 1, 5

Die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit…

Es ist etwas unaussprechlich Großes, wenn ein Gläubiger, ein Nachfolger des Heilandes, durch diese Welt hindurchkommt, ohne an seinem Glauben Schiffbruch zu leiden.

Solange man freilich meint, mit einem guten Willen sei alles ausgerichtet, kann man diese Sache für kein so großes Wunder achten. Man wundert sich darüber, wenn ein Gläubiger abfällt, und sollte sich vielmehr darüber wundern, wenn ein Gläubiger stehen bleibt und seinen Lauf mit Ehren vollendet. Aber wenn man endlich merkt, wie schwach, veränderlich und lügenhaft das Herz ist; wie bald es aus dem Trotz in die Verzagtheit und aus der Verzagtheit in den Trotz umschlägt; wie ungeschickt es ist, den richtigen Weg Gottes zu treffen, und wie alle seine besten Vorsätze und Entschlüsse armselige Puppenhäuser sind, die der nächste beste Wind umwirft – wenn ein Mensch sol-
cherlei Entdeckungen an sich macht und bedenkt dazu die Macht der Sünde, den großen Hang des Herzens zur Welt und zu dem, was von der Welt ist, seine Erregbarkeit und Reizbarkeit für die Einflüsse und Grundsätze des Zeitgeistes und daß es noch zu dem allen seinen Hauptkampf hat mit den Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren
der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den geistlichen Horden der Bosheit – wer dies recht bedenkt und im Lichte erkennt, der kann nicht leichtsinnig in seine Zukunft blicken, sondern es erscheint ihm als ein großes Wunder und Meisterstück Gottes, wenn ein Christ des Glaubens Ziel erreicht, nämlich der Seele Seligkeit.

Darum sagt auch Petrus, daß wir durch Gottes Allmacht bewahret werden zur Seligkeit. Wenn einmal die Binde wird von unseren Augen gefallen sein, wenn wir im Lichte der Ewigkeit unsern Weg durch die Wüste dieses Lebens, durch diese Finsternis erblicken und beurteilen werden: Dann werden wir uns, wenn wir anders selig durchgebracht sind, erst recht wundern; dann werden wir erst recht die Treue und Macht Gottes anbeten, die uns sicher an Abgründen vorbeigeleitet hat, wo wir nichts von einem Abgrund ahnten, die
so manchen Stein des Anstoßes vor unsern Füßen weggeräumt und über so manche gefährliche Stelle uns hinübergeholfen, die mit Muttertreue uns in unserer unmündigen
Schwachheit gegängelt hat.

Vater, du hast mir erzeiget
lauter Gnad und Gütigkeit;
und du hast zu mir geneiget,
Jesu, deine Freundlichkeit;
und durch dich, o Geist der Gnaden,
werd ich stets noch eingeladen.
Tausend, tausendmal sei dir
großer König, Dank dafür.

Tausendmal sei dir gesungen,
Herr, mein Gott, solch Lobgesang,
weil es mir bisher gelungen.
Ach laß meines Lebens Gang
ferner noch durch Jesu Leiten
nur gehn in die Ewigkeiten.
Da will ich, Herr, für und für,
ewig, ewig danken dir.

Andacht: Ludwig Hofacker (1798-1828)
Liedtext: Ludwig Andreas Gotter (1661-1735)
„Womit soll ich dich wohl loben“

Andacht zum 29. Dezember, aus: Ludwig Hofacker: Erbauungs- und Gebetsbuch für alle Tage, nebst einem Anhang von besonderen Gebeten. Aus den hinterlassenen Handschriften und aus den Predigten des seligen Verfassers.