Hebräer 12, 14

Jaget nach dem Frieden gegen Jedermann und der Heiligung, ohne welche wird Niemand den HErrn sehen. (Hebr. 12, 14)

Der gläubige Christ bittet, Gott wolle sein Herz heiligen.

Aufmunterung

Wenn sich ein gläubiger Christ in seinem natürlichen Verderben ansieht, so erinnert er sich:

1. daß er sich selbst nicht heiligen kann, sondern daß dieses ein Werk Gottes ist.
2. Deshalb braucht er die von Gott zur Heiligung verordneten Mittel. Er gedenkt an seine heilige Taufe, in welcher der heilige Geist über uns ausgegossen worden ist, der in seinem Herzen Wohnung genommen hat, er forscht fleißig, ob er diesen guten Geist in den reiferen Jahren durch mutwillige Sünden nicht wieder vertrieben habe. Er weiß, daß das heilige Abendmahl eine Speise der Heiligung ist, darum trachtet er, wenn er dasselbe empfängt, daß dadurch Seele und Leib und alle seine Glieder geheiligt werden mögen. Gottes Wort hört er andächtig an, schreibt und behält das Gehörte in seinem Herzen, daß mit er in der Heiligung fortfahren möge.
3. Denn es soll die Heiligung sowohl an der Seele als an dem Leibe durch die Kraft Gottes und durch die Wirkung des heiligen Geistes geschehen. Ist die Seele geheiligt, so müssen die Zunge, die Worte, Werke, ja das ganze Leben in der wahren Heiligung geführt werden.
4. Diese Heiligung soll in Zeiten geschehen, nicht erst im Alter oder auf dem Todbette, sondern so lange man noch beten und die Mittel der Heiligung mit gutem Verstande gebrauchen kann.
5. Solche Heiligung soll man sodann zu allen Zeiten, bei allen Gelegenheiten beweisen; wenn man ohngefähr bei Weltkindern sich befindet, so sollen wir in Mienen, Worten und Werken zeigen, daß wir ein geheiligtes Herz haben und daß der heilige Geist unsern Mund und unser ganzes Leben regiere. Solche geheiligte Seelen werden auch dereinst zur Wohnung der Heiligen im Lichte gelangen.

Gebet um Heiligung

O du heiliger Geist, ich erschrecke jedes Mal, wenn in meinen Ohren deine Stimme erschallt: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, und wieder: Ohne die Heiligung wird Niemand ben HErrn schauen. Wenn ich dieses erwäge und dagegen mein unheiliges Herz, meine unheiligen Gedanken, meine unheiligen Worte, meine unheiligen Werke vergleiche, so gerate ich in große Angst, und ich schäme mich meines vorigen unartigen und unheiligen Lebens, wo ich leider nach den Trieben meines Herzens und nach der Gewohnheit der Weltmenschen mit gesündigt und mit unheiligen Worten und Werken dich beleidigt habe. Ach, wenn Niemand dein Antlitz ohne die Heiligung schauen soll, o wie Wenige werden dann selig sein, o wie Viele werden verdammt werden! Hilf, HErr, die Heiligen haben abgenommen. O darum, du heiliger Gott, gib mir dieses Alles wohl zu erkennen, damit ich mich stets der wahren Heiligung inwendig und auswendig befleißigen möge! O Jesu, heilige mich durch deine Gerechtigkeit durch dein Verdienst und Blut, ach schenke mir von Natur Unheiligen deine Heiligkeit; auf daß ich darin als in meinem schönsten Schmucke vor deinem gütigen Vater erscheinen und bestehen könne. Heilige mein Leben durch dein heiliges Wort. Heilige mein Herz, damit es immer mit guten Gedanken sich beschäftigen möge. Heilige meinen Mund, damit er nichts Unanständiges, Unchristliches und Böses reden möge. Heilige meinen Willen, damit ich das allein wollen und vollbringen möge, was dir wohlgefällig ist. O heiliger Gott, ziehe mich von der Welt ab, vereinige mich mit dir, damit ich in mir durch deinen heiligen Geist das Zeugnis habe, daß ich ein Kind Gottes neu geboren sei und in der Gnade stehe. Lasse aber auch diese Heiligung wahrhaftig sein, damit ich nicht etwa nur heilig sei und der Heiligung in der Kirche bei dem heiligen Abendmahl, oder wenn ich sonst bei heiligen Handlungen bin, mich befleiße, sondern damit ich auch heilig sein und mich der Heiligung an allen Orten, zu allen Zeiten, bei allen Gelegenheiten bestreben möge, und wenn ich gar unter Weltkindern und in ihrer Gesellschaft leben muß, daß ich alsdann als ein Kind Gottes reden, leben und tun und in solchem seligen Stande bis in den Tod bleiben möge, wo du mich zu der Schar der Heiligen und Auserwählten in dem ewigen Freudenlicht bringen wirst.

Du bist heilig, läßt dich finden
Wo man rein und heilig ist,
Fliehst hingegen Schand und Sünden,
Heiligster HErr Jesu Christ,
Mache mich, o Gnadenquell
Durch dein Waschen rein und hell,
Laß mich fliehen, was du fliehest,
Gib mir, was du gerne siehest.

Amen.

Gesang

Melodie: Joh. Störl O Gott, du frommer Gott“

1) Soll ohne Heiligung
Den HErren Niemand schauen,
Und ausgeschlossen sein
Von jenen Himmelsauen,
So tracht‘ ich nun mit Fleiß
In dieser Gnadenzeit
Daß ich gelangen mög‘
Zur wahren Heiligkeit.

2) Doch mich zu heiligen
Erfordert hohe Kräfte,
Das steht allein bei Gott,
Das ist nur sein Geschäfte:
Drum bringe mich, o Gott
Zur wahren Heiligung.
Ach! wirke du in mir
Des Herzens Änderung!

3) Ach! heilige mein Herz,
Gib Heilige Gedanken,
Daß meine Tritte nie
Von deinen Wegen wanken.
Ach! lasse Herz und Geist
Beständig heilig sein,
Mach mich von schnöder Lust,
Von Sünd‘ und Bosheit rein.

4) Ach! Heilige mich ganz
Die Glieder, Mund und Hände,
Daß ich sie nur allein
Zu deinem Dienst anwende;
Herz, Glieder, Mund und Händ‘
Sind ja dein Eigentum,
Drum brauch‘ ich sie allein
Zu deines Namens Ruhm.

5) Ach! mein Gott. heil’ge mich,
Ja, heil’ge Seel‘ und Leben,
Als welche ich hiemit
Dir will zu eigen geben.
Hilf, daß ich also leb‘,
Und tue wie ein Christ,
In welchem Jesus lebt,
Und der in Gnaden ist.

6) In solcher Heiligung
Laß mich dereinst auch sterben,
laß mich durch Christi Blut
Das Freudenreich ererben
Mit allen Heiligen;
Da werd‘ ich ewig rein
Im schönsten Priesterschmuck
Vor dir gezieret sein.

(Johann Friedrich Stark)

Quelle: Johann Friedrich Stark’s, weil. evang. Predigers und Konsistorialraths zu Frankfurt a. M., Tägliches Handbuch in guten und bösen Tagen, enthaltend Aufmunterungen, Gebete und Gesänge für Gesunde, Betrübte, Kranke und Sterbende; ferner Sprüche, Seufzer und Gebete, den Sterbenden vorzusprechen, mehrere Festandachten, Buß=, Beicht=, Communion= und Wetter=Gebete, Trost- und Erquickungs=Gebete und Gesänge, wie auch Kriegs=, Theurungs=, Pest= und Friedens=Gebete, nebst einem Gebetbüchlein für Schwangere, Gebärende, Wöchnerinnen und für Unfruchtbare. Neue wohlfeile Ausgabe in großem Druck. 31. Stereotypdruck. Mit dem Bildniß des sel. Verfassers und vier weiteren Bildern. Stuttgart. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf, ca. 1870. [Digitalisat]

Schriftstellen

Darum sollt ihr mir heilig sein; denn ich, der HERR, bin heilig, der euch abgesondert hat von den Völkern, daß ihr mein wäret. (3. Mose 20, 26)

Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
(Matth. 5, 48)

Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, daß ihr heilig werdet, das Ende aber ist das ewige Leben. (Röm. 6, 22)

Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. (Röm. 12, 1)

Weil wir nun solche Verheißungen haben, ihr Lieben, so lasst uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes. (2. Kor. 7, 1)

Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung. (1. Thess. 4, 7)

Sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es steht geschrieben: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ (1. Petrus 1, 15.16)

Weblinks und Verweise

Notensatz, 4stimmig (pdf, Störl, externer Link zu Hymnary.org

Notensatz, 4stimmig (pdf, Fritsch, externer Link zu Hymnary.org)

Eingestellt am 26. Januar 2022 – Letzte Überarbeitung am 6. September 2023