Friedrich Wilhelm Krummacher (1796-1868)

Friedrich Wilhelm Krummacher (* 28. Januar 1796 in Moers; † 10. Dezember 1868 in Potsdam) war ein reformierter Theologe und bekannter Prediger.

Leben

Krummacher gehörte als Sohn von Friedrich Adolph Krummacher (1767-1845)  der zweiten Generation der Theologen-Familie Krummacher an. Er war der ältere Bruder von Emil Wilhelm Krummacher und der Vater von Adolf Krummacher, der als Verfasser des Liedes Stern, auf den ich schaue bekannt wurde.

Krummacher besuchte nach der Elementarschule das Gymnasium in Duisburg. Ab der Sekunda besuchte er das Gymnasium in Bernburg. Er studierte 1815 und 1816 Theologie an der Universität Halle und wechselte 1819 an die Universität Jena. Krummacher war Teilnehmer des Festes auf der Wartburg 1817 und auch mit Carl Sand persönlich bekannt, wie er in seiner Autobiografie schreibt. In Jena wurde er im Wintersemester 1816/17 Mitglied der Urburschenschaft, nachdem er 1815 bereits der Burschenschaft Teutonia Halle und im Wintersemester 1815/16 der Burschenschaft Guestphalia Halle beigetreten war.

Friedrich Wilhelm Krummacher war als Pfarrer in Barmen-Gemarke und Elberfeld (beide heute zu Wuppertal) tätig. Eine Berufung zum Theologieprofessor in den Vereinigten Staaten von Amerika schlug er aus. Ab 1847 dann war er Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin, ab 1853 in Potsdam Hofprediger.

Krummacher war ein scharf gegen den Rationalismus gewandter Anhänger der Erweckungsbewegung, dessen biblizistische Predigt von Goethe „narkotisch“ genannt wurde (vgl. Weimarer I, 42/I, 16ff). Friedrich Engels beurteilt ihn in seinen Briefen aus dem Wuppertal 1839 u. a.: „Der ästhetische Wert seiner Predigten wird nur von sehr wenigen in Elberfeld gewürdigt; denn wenn man seine drei Kollegen, die fast alle ein gleich starkes Auditorium haben, gegen ihn hält, so erscheint er als Eins, die andern als lauter Nullen dahinter, die nur dazu dienen, seinen Wert zu erhöhen.“ Oder: „Krummacher ist unleugbar ein Mann von ausgezeichnetem rhetorischen, auch poetischen Talent; seine Predigten sind nie langweilig, ihr Zusammenhang ist sicher und natürlich; vorzüglich stark ist er in dunkelschattigen Schilderungen – seine Schilderung der Hölle ist stets neu und kühn, wie oft sie auch vorkommt – und in Antithesen.“

Nach zeitgenössischen Quellen lösten seine Predigten regelrechte „Völkerwanderungen“ aus; weil der Platz in den Kirchen nicht ausreichte, wurden Kirchenfenster ausgehängt, um Krummacher auch von draußen zu hören. Seine Predigt (über Galater 1, 8/9) in der Bremer Ansgari-Kirche 1840 löste den „Bremer Kirchenstreit“ aus. Seine Predigten über den Propheten Elia haben den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy zur Komposition des Elias-Oratoriums (1846) angeregt. Krummacher gehörte zu den großen Predigergestalten der frühen deutschen Kirchentage.

Bremen, St. Ansgarii

Wie sein Vater und wie sein Sohn war Krummacher Verfasser evangelischer Kirchenlieder, die bis ins ausgehende 20. Jahrhundert zum Liedgut evangelischer Gesangbücher gehörten.

Familie

Fr. Wilh. Krummacher war ab 1823 mit der aus Frankfurt am Main stammenden Charlotte Pilgeram (1799–1867) verheiratet. Das Ehepaar hatte sieben Kinder. Der älteste Sohn Adolf Krummacher (1824–1884) wurde ebenfalls Pfarrer. Die Tochter Maria veröffentlichte ein Lebensbild ihrer Mutter.

Werke

  • Gedichte. Bädeker, Essen/Duisburg 1819. [Digitalisat]
  • Salomo und Sulamith. 15 Predigten aus dem Lied der Lieder. Hassel, Elberfeld 1826. [Digitalisat der 6. Aufl. 1848]
  • Vier Predigten aus dem Lied der Lieder. Hassel, Elberfeld 1826 [Digitalisat]
  • Zionsharfe: eine Liedersammlung für Bibel-, Missions- und andere christliche Vereine. Nebst einer Zugabe von Liedern für häusliche Feierstunden. (Herausgeberschaft). Hassel, Elberfeld 1827. [Digitalisat]
  • Blicke ins Reich der Gnade. Sammlung evangelischer Predigten. Hassel, Elberfeld 1828.
  • Elias der Thisbiter. Predigten. 3 Bände. 1828 (zahlreiche Neuauflagen bis ins 20. Jh.). [Digitalisat] (Erschienen: Bände 1–2)
  • Worte der Begrüßung an die evangelisch-reformirte Gemeine zu Elberfeld gesprochen bei seinem Amts-Antritt daselbst den 8. Februar 1835. Hassel, Elberfeld 1835
  • Das letzte Gericht. Gastpredigt, gehalten am 12. Juli 1840 vor der St. Ansgarii-Gemeine zu Bremen. 2. Auflage. Bremen 1840
  • Paulus – kein Mann nach dem Sinne unserer Zeit. Predigt, gehalten am 19. Juli 1840 vor der St. Ansgarii-Gemeine zu Bremen. 2. Auflage. Wilh. Kaiser, Bremen 1840; books.google.de
  • Theologische Replik an Herrn Doctor Paniel in Bremen. Elberfeld 1840
  • Elisa. 3 Bände. Wilhelm Hassel, Elberfeld 1840–1845. Erster Band. 2. Auflage. 1844 books.google.de
  • Der scheinheilige Rationalismus vor dem Richterstuhl der h. Schrift. Resumé der Bremer Kirchenfehde. Hassel, Elberfeld 1841 Digitalisat
  • Neue Predigten. Das Aventsbuch. Neukirchen 1845. (Digitalisat der 2. Aufl. Bielefeld 1863)
  • Zeit-Predigten. Wilhelm Hassel, Elberfeld 1847; books.google.de
  • Salomo und Sulamith: Predigten aus dem Lied der Lieder. 6. Auflage. Wilhelm Hassel, Elberfeld 1848 books.google.de
  • Die Sabbathglocke. Kirchliche Zeugnisse (Predigten und Vorträge). 12 Bände. 1851–1854 [Digitalisate]
  • Der leidende Christus. Ein Passionsbuch. Velhagen und Klasing, Bielefeld 1854; books.google.de
  • Friedrich Wilhelm Krummacher. Eine Selbstbiographie. Wigandt und Grieben, Berlin 1869; books.google.de
  • Allezeit Sieg. Wuppertal-Barmen 1962.
Quelle: aus der Seite „Friedrich Wilhelm Krummacher“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. August 2022, 21:18 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_Wilhelm_Krummacher&oldid=225394336 (Abgerufen: 15. März 2023, 22:43 UTC)

Verweise

Die Krummacher Seite: Friedrich Wilhelm Krummacher

Ranke, Otto von, „Krummacher, Friedrich Wilhelm“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 243-246 [Online-Version]

Engels, Friedrich: Briefe aus dem Wuppertal

Bild: Bremen, St. Ansgarii (B. H. Wienberg / Public Domain)

Lieder

Mein Siegeskranz ist längst geflochten

Stern, auf den ich schaue (Adolf Krummacher)

Betrachtungen und Predigten

Das Weib im Epha – Predigt über Sacharja 5, 3-11

Das Türhüteramt des Heiligen Geistes – Predigt über Johannes 10, 3

XV. David König in Juda – Predigt über 2. Samuel 2, 4

Der Christbaum – Predigt am 4. Adventssonntage

Die Abwehr – Predigt über Offenbarung 3, 11

Die Lebensufgabe des Gottespilgers – Predigt über 2. Korinther 7, 1

Die Wiedergeburt – Predigt über Johannes 3, 1-12

Ein Rückfall – Predigt über Matthäus 18, 21.22

Fr. Wilhelm Krummacher über Gottfried Daniel Krummacher

Zeit=Predigten

I. Biblia – Predigt über Johannes 12, 47-50

II. Wie dünkt euch um Christo? – Predigt über Matthäus 9, 1-8 (1845)

IV. Wir liegen darnieder – Predigt über Micha 7, 8-11

V. Wir kommen wieder auf – Predigt über Micha 7, 8-11 (1846)

VI. Wer blieb hinter der Zeit zurück? – Predigt über Philipper 3, 13

(Zeit=Predigten: jeweils externe Links zu MDZ bzw. zur Google Buchsuche)


Eingestellt am 5. Mai 2020 – Letzte Überarbeitung am 6. Dezember 2023