Täglich zu singen.
Ich danke Gott und freue mich
Wie’s Kind zur Weihnachtsgabe,
Daß ich bin, bin! Und daß ich dich,
Schön menschlich Antlitz! habe;
Daß ich die Sonne, Berg‘ und Meer
Und Laub und Gras kann sehen,
Und Abends unterm Sternenheer
Und lieben Monde gehen;
Und daß mir dann zu Muthe ist,
Als wenn wir Kinder kamen,
Und sahen, was der heil’ge Christ
Bescheeret hatte, Amen!
Ich danke Gott mit Saitenspiel,
Daß ich kein König worden;
Ich wär geschmeichelt worden viel,
Und wär vielleicht verdorben.
Auch bet ich ihn von Herzen an
Daß ich auf dieser Erde
Nicht bin ein großer reicher Mann
Und auch wohl keiner werde.
Denn Ehr‘ und Reichthum treibt und bläht,
Hat mancherlei Gefahren
Und vielen hat’s das Herz verdreht,
Die weiland wacker waren.
Und all das Geld und all das Gut
Gewährt zwar viele Sachen,
Gesundheit, Schlaf und guten Muth
Kann’s aber doch nicht machen.
Und die sind doch, bei Ja und Nein!
Ein rechter Lohn und Segen!
Drum will ich mich nicht groß fastei n
Des vielen Geldes wegen.
Gott gebe mir nur jeden Tag ,
So viel ich darf zum Leben.
Er giebts dem Sperling auf dem Dach,
Wie sollt er’s mir nicht geben.
Matthias Claudius