Und ich kehrte mich zu Gott dem HERRN, zu beten und zu flehen mit Fasten im Sack und in der Asche. (Daniel 9, 3)
Der Gottesprophet durchlebt die ungeheuren Spannungen der Geschichte anders, als die Welt sie durchlebt. Er kennt keine Empörung gegen das Gericht, aber auch kein Ruhen im Gericht. Er ruht nur in Gott und in dessen Weltregierung. Sein Erleben ist
daher so fließend, wie Gottes Walten im Weltgeschehen fließend ist. Er kennt Gerichte in der Welt nicht als ewigen Dauerzustand. Über dem jeweiligen Gerichtszustand steht ihm Gott in seiner alles beherrschenden Majestät und in seiner erlösenden Offenbarung
und Schöpferkraft.
Wenn daher der Prophet in den Glanzzeiten der Geschichte nicht den Blick fürs Gericht und in den schwersten Gerichtskatastrophen nicht die Hoffnung für die Zukunft verliert, so ist das nur von Gott und dessen Offenbarung aus zu verstehen. Solch ein tiefes Verstehen für alles Gerichtsreife in der Gegenwart und solch ein zuversichtliches Warten auf das Erlösende in der Zukunft ist auch dem Propheten keine menschliche Selbstverständlichkeit. Geht sein Blick tiefer als das Urteil seiner Zeit, und reichen seine Erwartungen weiter als die Hoffnung der Gerichteten, so wurden sie ihm von Gott und dessen Offenbarung verliehen.
In welch seelische Konflikte auch der Prophet kommen kann, und wie er innerlich ringt, bis ihm durch Erleuchtung eine höhere Antwort wird, das zeigt der ganze Verlauf von Daniels drittem Offenbarungsgesicht.
Quelle: Jakob Kroeker/Hans Brandenburg: Das lebendige Wort. Eine Einführung in die göttlichen Gedankengänge und Lebensprinzipien des Alten Testaments in 15 Bänden – Band 9: Daniel – Staatsmann und Prophet.
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Betrachtung zum Vers von J. MacArthur (externer Link)
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