Matthäus 24, 13 (Roos/Luther/Cruciger)

“Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.” (Matth. 24, 13)

Nicht Alle, die laufen, erlangen das Kleinod, nicht Alle, die Gnade erlangt haben, bewahren ihren Gnadenstand bis an’s Ende. Es gibt Leute, die eine Zeit lang glaubig sind, aber zur Zeit der Anfechtung wieder abfallen. Es gibt Christen, welche dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis Jesu Christi entflohen waren, und hernach wieder in denselben eingeflochten werden. Viele sind durch die Wollust gefällt worden, ohne daß ihnen etwas Schreckendes oder Beängstigendes in den Weg gekommen wäre; Viele werden aber unter dem Leiden matt, und weigern sich, auf dem schmalen Weg fortzugehen, wo täglich etwas zu verläugnen ist, und wo man oft auf ein Glück, das die Kinder dieser Welt an sich reißen, Verzicht tun muß; sie wenden sich also lieber mit dem Verlust des Glaubens und der Liebe zu der Welt, um bei ihr gute Tage zu bekommen. Dieses ist der Fall, von dem der Heiland Matth. 24, 13. redet.

Vorher hatte Er nämlich zu den Aposteln gesagt: „Sie werden euch überantworten in Trübsal, und werden euch töten. Und ihr müsset gehaßt werden um Meines Namens willen von allen Völkern. Dann werden sich, setzte Er hinzu, Viele ärgern; Viele werden nämlich denken: wenn es den Vornehmsten unter den Christen so geht, so ist nicht gut ein Christ zu sein; die christliche Frömmigkeit macht unglückliche Leute. Es wird also Einer den Andern verraten, oder bei der Obrigkeit angeben, um sich bei ihr in Gunst zu setzen, und der Verratene wird den Glauben verleugnen, und seine Verräter wird er wegen einer andern Sache angeben, und so werden sie sich unter einander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben, und werden Viele verführen, und weil die Ungerechtigkeit unter der Verfolgung und Verführung wird überhand nehmen, wird die Liebe, ohne welche Niemand ein Christ sein kann, in Vielen erkalten. Wer aber geduldig ausharrt bis an’s Ende, wird errettet werden.

Wenn also Vieles zu leiden ist um Christi willen, so soll man geduldig ausharren bis an’s Ende. Wenn falsche Lehren, Spaltungen, Trennungen, Abfälle und Rückfälle Anderer vorkommen, soll man in der Liebe Christi und der Brüder geduldig ausharren bis an’s Ende. Man soll sich nicht ärgern, sich nicht auf die Seite der Welt schlagen, und die Liebe in sich nicht erkalten lassen. Es wird nicht ewig so fortwähren. Das Ende der schweren Versuchungen ist bestimmt. Bis an dieses Ende soll man ausharren. Man soll das angefangene Wesen bis an’s Ende fest behalten. Man soll nicht sein von denen, die da weichen, sondern von denen, die da glauben und ihre Seele retten (Hebr. 10, 39). Die Seele wird man retten, wenn auch der Leib getötet würde, wiewohl auch über diesen Gottes bewahrende Vorsorge walten kann; da hingegen diejenigen, welche weichen, Unfrieden anstatt des Friedens, Unglück anstatt des Glücks, Schande anstatt der Ehre, den Fluch anstatt des Segens, und das Verderben anstatt der Seligkeit davon tragen. Gott gebe, daß Alle, die ihr Christentum zu bauen anfangen, tief graben und den Grund auf den Felsen legen (denn hier fehlt es bei Vielen), damit ihr Bau unter dem Sturm fest bleibe. Gott bewahre die Seinigen mit Seiner Macht durch den Glauben zur Seligkeit. Er bewahre sie auch alsdann, wenn die Wollust oder die Hoffnung eines weltlichen Glücks sie versucht.

(Magnus Friedrich Roos)

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Das findet sich in der Wahheit also /
auch in aeusserlichen Sachen. Ein jeder /
so in seinem Stand seins Tuns fleissig wartet und ausricht’t /
der geniesst sein /
wird reich und selig vor der Welt.
Viel mehr gilt’s hie im Christentum /
Das ein Leben des Kreuzes ist /
da der Teufel und die Welt viel Hindernis in Wege werfen /
Beharren bis an’s Ende / Das ist /
Ritterlich durch alle Hindernis und Aergernis hindurch reissen /
soll’t du für Gott selig werden.
Denn das Himmelreich (spricht Christus anderswo) leidet Gewalt /
Und die Gewalt tun / reissen es zu sich.
Darum muss ein Christ im Glauben / Hoffnung / Lieb / Geduld / etc. nicht allein anfangen /
und ein Zeitlang fortfahren /
Sondern auch bis ans Ende beharren.
Sonst / wenn alles Gutes zum Ende käme /
das man anfanget /
So wäre das Erdreich ein Himmelreich.

(Martin Luther)

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Der HErr Christus hat wohl gesehen /
Wie großer schrecklicher Abfall vom Evangelio und Glauben /
Sonderlich zur letzten Zeit /
geschehen würde /
Da so viel frommer trefflicher Leute /
Die erstlich wohl im Glauben und Liebe zu Christo angefangen /
Sich wieder abwenden würden lassen /
Durch mancherlei Ärgernis und Verführung /
Beide zur rechten und linken Seiten.

Zur Rechten mit falscher Lehre / Wunder /
und schönem Schein der Heiligkeit /
und Besserung der Kirchen und aller Regiment /
zu Frieden und gutem einträchtigen stillen Wesen etc.
Zur Linken / durch Tyrannei /
Verfolgung der Christen /
und allerlei öffentlichen bösen Exempeln /
unter dem großen Haufen der Welt /
des schändlichen Geizes / Stolzes /
Gottesverachtung / Untreu / Falschheit etc.
Item / des Glücks und Wohlfahrt der gottlosen Widersacher /
Wie denn Christus selbst solcher Ärgernis viel /
hat vor diesem Spruch Matth. XXIIII. erzählet.

Welch’s alles ein großer Jammer und schwere Anfechtung ist /
in der Christenheit zu sehen /
und ein blöd‘ unversucht‘ Herz /
hart bewegt zu zweifeln / Ob das gar kleine Häuflein der Elenden /
Von aller Welt verfolgeten Leute /
die rechte Christenheit sei /
oder rechte Göttliche Lehre und Wahrheit habe?
Und ist viel ein harter schwerer Streit /
wie der auf Erden keiner sein mag /
wider des Teufels und der Welt Betrug oder Schrecken /
und alle zeitliche Wohlfahrt oder Unfall /
zu bestehen und das Feld zu behalten.

Darumb ist dieser Spruch (Wer da beharret bis ans Ende / der wird Selig)
einem jeden Christen eine hochnötige Vermahnung /
die er ohn‘ Unterlaß vor Augen haben soll.
Daß er wider so groß‘ Ärgernis gerüstet sei /
und sich von Gottes Wort nicht abwenden lasse /
Weder mit falschem Trost des Guten / noch Schrecken des Bösen.
Sondern immer fortfahre mit Gottes Wort hören / lesen / beten /
und sorgen wie er’s behalte /
Und leide sich darob ( wie S. Paulus ii. Timo. iiii. sagt )
als ein guter Streiter Christi /
und also das ewige Leben ergreife / und fest halte.
Bis er auch die Krone der Gerechtigkeit empfange /
welche der HErr / der gerechte Richter / geben wird /
allen / die seine Erscheinung lieb haben /
und mit Geduld erwarten.

(Caspar Cruciger)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter


Eingestellt am 27. Juni 2021 – Überarbeitet am 1. November 2023