Kolosser 3, 17

Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des HERRN Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihn.
(Kolosser 3, 17)

Das geringste Werk

Hat unser Herr eine einzige Arbeit getan, in die er nicht sein ganzes Herz und seinen ganzen Willen gelegt hat? Er hat in jede, kleinste, unansehnlichste Aufgabe sein Herz gelegt. Arbeit der Seele ist Seele der Arbeit. Arbeit der Seele, diese innerliche, hoch angestrengte, ganz hingewandte, jede Regung, jede Willenskraft einsetzende Arbeit ist der Arbeit eigentliche Seele.

Je mehr du ein Christ wirst und anfängst, in der Nachfolge Jesu zu leben, desto mehr wirst du auch die Kleinigkeiten bedeutsam, die Unansehnlichkeiten groß finden.

So gewiß du für jede Arbeit Interesse haben mußt, so gewiß mußt du für jedes Werk Arbeitsfreudigkeit besitzen; dadurch wird jede Aufgabe groß; denn indem du eine ganz kleine Arbeit von Herzen tust, legst du in die mechanische Beschäftigung, in das äußerliche Dienstwerk, in ein ganz entlegenes, von keinem Menschen beobachtetes Ding eine große, heiligende, einflußreiche Macht. Es ist doch etwas anderes, ob ein Weltmensch die Speisen bereitet oder ein Gottesmensch; es ist doch etwas anderes, ob ein Weltmensch Kranke pflegt oder ein Gotteskind. Es ist etwas weit anderes, ob ich eine kleine äußere Verrichtung mit einem an Gott gebundenen Gewissen vollende, oder ob ich sie rasch abfertige, weil sie mich verdrießt.

Die schlichteste Arbeit hat so viel Beziehungen zur größten, seligen Gottabhängigkeit, das Unscheinbarste führt in Abgründe der göttlichen Gesetze, zeigt eine solche Willensnotwendigkeit, daß es weit leichter ist, eine Heldentat — nach außen gleißend — zu vollbringen als die unleuchtende, unscheinbare Arbeit eines kleinen, geringen Werkes.

Indem wir von Herzen also tun, treten wir in die erlauchte Reihe all derer, die seines Reiches Zukunft auf Erden beschleunigen, all der heiligen Helden und heldenhaften Heiligen, all der Großen, deren Namen vielleicht auf Erden verklungen, aber im Himmel angeschrieben und hochgeehrt sind, all der Meister, die Christum ihren Herrn nannten. Es ist wenig erlauchtes Volk: es ist die arme Hausfrau, die ihr Haus um Gottes willen in Ordnung hält, der arme Tagelöhner, der sein Holz zerkleinert in der Furcht Gottes, der auch den kleinsten Span achtet, daß er nicht verlorengehe; es sind die Geringen, der Troß, auf den niemand sieht, die täglich ihre Hände falten:

„Hilf, daß ich’s tue bald, zu der Zeit, da ich soll, und wenn ich’s tu, so gib, daß es gerate wohl!“

Was ihr groß nennt, nennt Gott klein, und was ihr klein heißt, ist bei ihm groß. Denn die Treue im Kleinen ist Heroismus im Großen, und wer im Kleinen nicht treu ist, der kann es im Großen nimmer sein.

Wenn nur unter uns, die wir Gottes Wort lesen, betrachten, lieben, die einfachste gottesdienstliche Arbeit vollzogen würde: ich lege meine Seele in das geringste Werk!

(Hermann von Bezzel)

Hermann Bezzel (* 18. Mai 1861 in Wald bei Gunzenhausen, Mittelfranken; † 8. Juni 1917 in München; ab 1910 Hermann von Bezzel) war Rektor der Diakonissenanstalt Neuendettelsau und Oberkonsistorialpräsident der bayerischen lutherischen Landeskirche.


Ein wahrer Christ verrichtet seine Arbeit nicht anders als aus Gehorsam gegen seinen Gott, seinen lieben himmlischen Vater. Ein Mensch, der noch kein Kind Gottes geworden, der tut seine Arbeit nur aus einem natürlichen Trieb. Er arbeitet entweder, weil ihn die Not dazu treibt, daß er sich und den Seinen durchhelfe in der Welt; und wenn die Not ihn nicht dazu triebe, dann sollte er wohl an kein Arbeiten denken. Einen andern treibt die Begierde, daß er immer mehr haben und sich zurücklegen will von einem Jahr zum andern. Wiederum einen andern treibt der Hochmut, weil er nicht gern etwas Geringes sein will in der Welt. Wiederum einen andem treibt seine natürliche Art zur Arbeit, weil er eine so unruhige, triftige Natur hat, daß er nicht wohl kann stillstehen; darum so muß er immer etwas schaffen, immer etwas hantieren und arbeiten. Siehe, das ist alles nur bloß so ein Trieb der Natur; das ist nicht gearbeitet aus Gehorsam gegen Gott; das ist nicht gearbeitet, wie ein Kind Gottes arbeiten soll. Kinder Gottes, die arbeiten nicht in der Absicht, daß sie nur sich versorgen, nur etwas zusammensparen, Schätze auflegen, sich in der Welt hervortun oder sonst ihren unruhigen Naturtrieb vergnügen mögen – nein, sie arbeiten aus Gehorsam gegen Gott, sich seinem Befehl zu unterwerfen.

Wenn ein Kind Gottes so bemittelt und in solchem Stande wäre, daß es der äußeren Arbeit gar nicht bedürfte, sondern ohne dieselbe leben und zurechtkommen könnte, so würde es doch in Ansehung des göttlichen Befehls nicht wollen müßig gehen, sondern etwas Nützliches vor die Hand nehmen und mit diesem oder jenem Liebeswerk und Geschäft, das es tun kann, dem Nächsten zu dienen suchen, und das um soviel mehr, weil ihm die Arbeit nach der heilsamen Absicht Gottes dienlich ist, wodurch man vor vielem Bösen bewahrt und der Leib gezähmt wird, wie hingegen Müßiggang viel Böses lehrt.

(Gerhard Tersteegen)

Sind unsere Werke in Gott getan?

Können wir sagen: Auch alle unsere Werke verrichtest Du für uns? Wie unglücklich sind Christen, wenn die Arbeit sie schiebt und treibt, sie gefangennimmt und vom Herrn abzieht! Die Arbeit wird zur schweren Bürde, wird sie ohne Gott getan. Diene mit deinem Berufe dem Herrn, betrachte deine Arbeit als Gottes Sache, tue Ihm, was du tust; wie ganz anders gestaltet sich dann das Leben! Vor dem Geizen und dem Verschwenden, vor dem Sorgen und dem Leichtsinn bleibt allein bewahrt, wer mit seinem Geschäfte zugleich in Gott ruht.

Jesus alles in allem!

Das sei unser Grundsatz. Dann ist die Arbeit eine Lust, macht uns nicht leer und wird uns nicht zum Fallstrick; so bringt sie uns Gott näher. Christen betrachten die Arbeit nicht als Last, sondern als Freude und Segen. In dieser Richtung wird leider viel gesündigt, und auch wir haben zu flehen: Herr, vergib mir namentlich meine Berufssünden! Ein normaler Mensch findet in dem Berufe, in den ihn der Herr gestellt hat, tiefe Befriedigung. Wer mit seiner Arbeit in Gott ruht, kann die göttlichen Gaben nicht in Wollüsten verzehren; auch wird er nicht mutlos, wenn schwere Zeiten kommen und Misserfolg ihn betrübt und ängstet. Der Herr, dem wir dienen, wird alle Sorgen übernehmen und zum besten lenken. Wir wollen mit unserer Arbeit in Christus erfunden werden! Er wird alles wohlmachen! Unsere Arbeit, unser Beruf – ein Gottesdienst, das sei unsere selige Losung.

(Markus Hauser)

Markus Hauser (* 5. Mai 1849 in Trasadingen; † 12. Dezember 1900 in Zürich) war ein Schweizer Prediger und Seelsorger, er gehörte zu den bekannten Persönlichkeiten der Heiligungs- und Evangelisationsbewegung. weiter…

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren


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Eingestellt am 26. Mai 2021 – Letzte Überarbeitung am 10. Juli 2024