Martin Rinckart (1586-1649)

Martin Rinckart, andere Schreibweise Rinkart (* 23. oder 24. April 1586 in Eilenburg/Sachsen; † 8. Dezember 1649 ebenda) war ein deutscher Dichter, protestantischer Theologe und Kirchenmusiker der Barockzeit. Er ist der Schöpfer des Chorals Nun danket alle Gott.

Leben

Martin Rinckart war Sohn des Böttchermeisters Georg Rinckart und seiner Frau Salome. Er besuchte zuerst ab 1591 die Schule in Eilenburg und wurde dann 1601 Thomasschüler in Leipzig. Ab 1604 war er Mitglied des Thomanerchores. Er studiert gleichzeitig (ab 1602) Theologie und Philosophie an der Leipziger Universität.

1610 wurde Rinckart Kantor an der Kirche St. Nikolai in Eisleben und Lehrer an der dortigen Lateinschule, 1611 Diakonus ebenda an der St.-Annen-Kirche. Ende 1613 wechselte er als Pfarrer ins nahegelegene Erdeborn. Dort ging Rinckart die Ehe mit Christiane Morgenstern († 1637) aus Eisleben ein. 1615 zum „Poeta laureatus“ gekrönt, erwarb er im darauf folgenden Jahr die Magisterwürde.

1617 wurde er als Archidiakonus an die Kirche St. Nikolai in seine Vaterstadt Eilenburg berufen; hier wirkte er während des Dreißigjährigen Krieges unter großen Nöten (Hunger, Pest) und rettete die Stadt 1639 vor Plünderung und Brandschatzung durch die Schweden (Bittgottesdienst). In zweiter Ehe hatte Rinckart 1638 die Witwe Barbara Scheffler, geb. Werner († 1687) geheiratet.

Von seinen vielen Schriften und Lieddichtungen blieb vor allem das weltweit bekannte und beliebte Kirchenlied Nun danket alle Gott lebendig. Der Text erschien erstmals im Anhang zu seinem Jesu Herzbüchlein, das 1636 in Leipzig veröffentlicht wurde, während die Melodie erstmals 1647 in Johann Crügers Gesangbuch Praxis pietatis melica erschien. Nachhaltige Berühmtheit erhielt das Lied als Choral von Leuthen, nachdem am Abend der Schlacht von Leuthen die überlebenden preußischen Soldaten Rinckarts Lied anstimmten. Im 19. Jahrhundert verfasste Catherine Winkworth die englische Übersetzung Now thank we all our God.

Von Rinckarts sieben geplanten „Lutherdramen“ sind drei im Druck erschienen und überliefert:

  • Der Eißlebische Christliche Ritter (1613) (verwendet zum ersten Mal in der deutschen Literatur die bekannte Ringparabel)
  • Indulgentiarius … Eisslebische Mansfeldische Jubel-Comoedia von der … Beschämung Johann Tetzels (1618) (Digitalisat)
  • Monetarius … Der Müntzerische Bawren-Krieg (1625) (Digitalisat)

Rinckarts Grab befindet sich in seiner langjährigen Wirkungsstätte, der Eilenburger Nikolaikirche.

Zur Erinnerung an Rinckart tragen in Eilenburg eine Straße (seit 1861), die Sakristei der Nikolaikirche (seit 1953) und das Gymnasium (seit 1993) seinen Namen. Darüber hinaus wurden in Leipzig und Berlin (im Ortsteil Baumschulenweg) Straßen nach Rinckart benannt.

Das Geläut der Eilenburger Nikolaikirche intoniert jeden Tag eine Minute vor dem Abendläuten die erste Zeile von „Nun danket alle Gott“ [1].

Weitere Werke (Auswahl)

  • Triumphi de Dorothea … das ist Geistliches Musicalisches Triumph-Cräntzlein. Leipzig 1619 (Digitalisat).
  • Schola Crucis … Creutz-Schule. Leipzig 1623
  • Zehnfacher Biblischer und Kirchen-Historischer Gedenck-Ring. Leipzig 1629.
  • Die Prager-Mertens-Ganß. 1632.
  • Jesv Hertz=Büchlein. Leipzig 1636
  • Meißnischer Frewden-Ernden-Vortrab. Ritzsch, Leipzig 1637.
  • Die Meisnische Thränen-Saat. Ritzsch, Leipzig 1637 (Digitalisat).
  • Des irrdischen und himlischen Salomons hochweiser Prediger, von eitel-eiteler Eitelkeit. Ritzsch, Leipzig 1637.

Literatur

  • Georg Bießecker: Rinckart, Martin. In: Wolfgang Herbst (Hrsg.): Wer ist wer im Gesangbuch? Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50323-7, S. 255 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Wilhelm Büchting, Siegmar Keil: Martin Rinckart. Leben und Werk. Pietsch, Spröda 1996, ISBN 3-00-000740-7.
  • Karl DienstRinckart, Martin. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 372–374.
  • Gerhard Dünnhaupt: Martin Rinckart. In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Bd. 5. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9133-1, S. 3350–3373 (Werk- und Literaturverzeichnis).
  • Adalbert Elschenbroich: Der Eisslebische Christliche Ritter. In: Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung. 13. Aufl. 1985, S. 559–578.
  • Siegmar Keil: Martin Rinckarts <Nun danket alle Gott> in unterschiedlichen Text- und Melodiefassungen. In: Forum Kirchenmusik. 2007/1, S. 4–13.
  • Siegmar Keil: Martin Rinckarts Lutherdramen – Eine Bestandsaufnahme. In: Luther. 79. 2008/2, S. 95–108.
  • Siegmar Keil: Now thank we all our God. Zur Rezeption von Martin Rinckarts Lied „Nun danket alle Gott“ im englischen Sprachraum. In: I.A.H. Bulletin – Publikation der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Hymnologie. Nr. 40/2012. Graz-Opole 2012, S. 335–350.
  • Max von Waldberg: Rinckart, Martin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 74–76.
  • Matthias WolfesRinckart, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 626 f. (Digitalisat).
  • Hans-Joachim Böttcher: Rinckart, Martin. In: Bedeutende historische Persönlichkeiten der Dübener Heide. AMF, Nr. 237. 2012, S. 84–85.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eilenburg – St. Nikolai. Abgerufen am 2. Januar 2023.
  2. Martin Rinckart im Ökumenischen Heiligenlexikon
Quelle: Seite Martin Rinckart. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. Juni 2023, 08:42 UTC. (Abgerufen: 5. September 2023)

Verweise

„Nun danket alle Gott“ ist ein Kirchenlied von Martin Rinckart (Jahrgang 1586), dem Eilenburger Kirchenmusiker, Theologen und Dichter, nach einer älteren Melodie des Lucas Maurentius Marenzo, des göttlichen Komponisten und Kapellmeisters zu Rom, in den Jahren 1581 bis 1599 gefertigt.

Rinckart bekleidete zuerst an anderen Orten, dann in seiner Vaterstadt das geistliche Amt. In dieser Stellung erlebte er alle Drangsale des 30jährigen Krieges mit: Pest, Hungersnot und feindliche Überfälle; er war nicht nur der unermüdliche Seelsorger, sondern auch ein wahrer Schutzengel seiner Gemeinde. Trotzdem erntete er vielen Undank. In seinen Liedern sehnte er den Frieden herbei und besang ihn im voraus. Sein bekanntestes Lied Nun danket alle Gott dichtete er wahrscheinlich schon zu Anfang der 1630er Jahre, doch erlebte er den Friedensschluß noch.

Eingestellt am 5. September 2023