1. Dezember

Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi. (1. Petrus 1, 13)

Was wollen wir denn davon sagen, wie begehrungswürdig die Gnade des Herrn sei? Jesus selbst nennt sie ein Gold, das mit Feuer durchläutert ist, wodurch man reich wird, und Petrus bemerkt, sie würde viel köstlicher befunden, als das vergängliche Gold. Ist’s niemandem zu verdenken, wenn er sich etwas damit weiß, in einer besondern Gnade beim
Könige zu stehen, was will das denn doch zu bedeuten haben, bei dem Könige aller Könige in besonderster Gnade zu stehen! Müßte man sich das, ich weiß nicht durch was für Opfer und was für Mühseligkeiten erkaufen, wer wollte sich bedenken? Und nun wird sie umsonst und unentgeltlich ausgeteilt. Es ist nicht zu verwundern, wenn sich manche Seelen ordentlich schüchtern und blöde machen lassen, ja sich entsetzen über den großen
Gedanken: Gott ist mir um Christi willen gnädig, so lange sie das: „um Christi willen“ nicht recht fassen, daß sie sich bemühen, sich doch irgend eine Art von Würdigkeit zu verschaffen, bis ihnen endlich alles aus der Hand fällt, und sie ausrufen können: Wohlan! Willst du denn umsonst Gnade erweisen, so sei es, Herr Jesu; ja, hier bin ich! Habe mich lieb nach aller deiner Herzenslust und nach meinem Bedürfnis!

Wie kann es sein? Ich sag‘ es noch:
Herr, ist es auch Betrug?
Ich großer Sünder hab‘ ja doch
Verdienet deinen Fluch!

Nein, Jesu, du betrügest nicht,
Dein Geist mir Zeugnis gibt,
Dein Blut mir Gnad‘ und Fried‘ verspricht:
Ich werd‘ umsonst geliebt.

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 337. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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Eingestellt am 1. Dezember 2022