«Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleich wie Gott euch vergeben hat in Christo.» (Epheser 4, 32 LUT)
Solch eine schlichte Ermahnung bekommt einen scharfen Akzent, sobald man an das Wörtchen „gleichwie“ aufmerksamer herantritt. Die Großartigkeit des Erbarmens, wie wir es in Christo erfahren haben, können wir natürlich nicht nachmachen wollen: das Verhältnis zu unsern Nächsten ist ja nie so wie das von Gott zu uns. Und doch ist die eigentliche Triebfeder unserer Liebe nicht nur zu Gott, sondern auch zu unseren Brüdern, daß uns viel vergeben worden ist.
Schmerzte uns eine bestimmte Sündenerfahrung besonders tief, und die Vergebung Gottes in Christo nahm so freundlich die ganze Last von unserer Seele, dann müßte es doch wunderbar zugehen, wenn wir nicht jetzt am aufgeschlossensten wären zum Lieben? Jetzt wissen wir, wie das tut, geliebt zu werden; jetzt strahlt noch das Licht in unsern Augen: eh es abnimmt, laß einen andern etwas Freundlichkeit erfahren! Gott läßt uns in Christo Vergebung anbieten; wie wenn in deinem Handel mit deinem Bruder es nur auf diesen Schritt von deiner Seite ankäme, daß du ihn spüren läßt, wie herzlich gern du ihm diese verzeihende Liebe entgegenträgst?
Herr, lehre uns lieben, wie du uns geliebt hast. Hilf uns so verzeihen, daß keine bittere Wurzel nachbleibt! Gib du uns alle die Herzlichkeit und Freundlichkeit, auf die der Nächste sehnsüchtig wartet, damit dein Reichtum an uns Armen offenbar werde.
Amen.
Quellen:
Andacht: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren
Portrait: Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005
Dieser Vers ist der Tagesvers zum 2. Januar 2023
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