Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz, prüfe mich und erfahre, wie ich’s meine! Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege! (Psalm 139, 23.24)
Notwendigkeit der göttlichen Erleuchtung
Am Beginn des Psalms verweilt der Sänger anbetend vor dem Geheimnis der Allwissenheit Gottes. Es geht über sein Begreifen, er kann es nicht verstehen, wie Gott aller Menschen Herzen und Wege gleichzeitig schaut und durchschaut. Wie töricht ist der Mensch, wenn er sich damit beruhigt, daß niemand um seine finsteren Pläne weiß, daß kein Zeuge seine böse Tat ans Licht bringen kann! Er vergißt, daß ein Auge alles sieht und auch den Rat der Herzen offenbaren wird. –
Weise ist, wer mit dem Sänger am Schluß des Psalms bittet: Erforsche mich, prüfe und erfahre, wie ich’s meine! (Vers 23) –
Laß einen Strahl deines Lichtes, vor dem nichts verborgen ist, in mein Herz fallen, laß dein alldurchdringendes Auge auch auf mein Herz prüfend gerichtet sein! Denn nur in deinem Lichte sehe ich das Licht (Psalm 36, 9; Johannes 8, 12). Sonst ist mein Inneres mir selbst verborgen. – Um die Selbsterkenntnis ist es ein besonderes Ding. Es kann einer von den Völkern und Ländern der Erde genaue Kunde haben, aber das Gebiet seines eigenen Herzens ist ihm ein unbekanntes Land. Es kann einer viel wissen und erkennen, aber über seinen inneren Zustand ist er völlig im unklaren. Zur völligen Selbsterkenntnis, zur wirklichen Sündenerkenntnis kommt man nur durch göttliche Erleuchtung. Die Tatsache der gänzlichen Verdorbenheit und sittlichen Ohnmacht des Menschen ist ein Geheimnis.
Es muß von oben aufgeschlossen werden. Niemals schätzt sich der Mensch richtig ein, wenn ihm nicht Gott sein Inneres zeigt. – Wie hochnötig ist doch die Bitte um Durchleuchtung von oben! Das Licht von oben deckt nicht nur vieles auf, was uns sonst verborgen bleibt, besonders den bösen selbstischen Grund unseres Wesens, es setzt auch das, was wir wissen, erst in die rechte Beleuchtung: „Ich bin nur mit dem Verstand ein Sünder“, meinte einmal jemand. Das Licht von oben bewirkt, daß wir unsere Übeltaten nicht nur wissen, sondern auch in ihrer Verwerflichkeit fühlen und im Gewissen schwer durch sie beunruhigt werden. Wir kommen nicht mehr über sie hinweg. Wir können sie nicht mehr wegschieben. Sie verfolgen uns, bis wir Vergebung in Jesu Blut gefunden haben. –
Leider wollen viele sich nicht im Lichte Gottes, sondern durch gefärbte Gläser sehen. Es ist wahr, man macht niederschlagende Entdeckungen. Es ist erschütternd, wenn der Geist Gottes die ganze traurige Wirklichkeit aufdeckt. Aber was hilft’s? Es gibt nur zwei Wege: den „bösen“ Weg, den „Weg der Schmerzen“, wie es eigentlich heißt, und den „ewigen“ Weg. Wer blind weitergeht und nicht sehen will, der bereitet sich viele Schmerzen, hier schon und erst recht dort am Gerichtstag, wenn alles offenbar wird.
O Herr, ziehe alles ans Licht, lasse mich’s mit deinen Augen sehen und leite mich auf ewigem Wege, der zum Ziel führt, der nicht, wie der Weg der Gottlosen, vergeht und in Nacht und Grauen endet!
Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. (Psalm 139, 24)
Quelle: CLV Andachten – Psalmen – Psalm 139, 23
Psalm 139, 23+24 ist der Tagesvers vom 13. März 2024
Weitere Betrachtungen zum Vers von Joh. Fr. Wilh. Arndt, Adolf Schlatter, Carl Eichhorn
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