Eleonore Fürstin von Reuß (1835-1903)

Eleonore Fürstin Reuß zu Köstritz, geborene Gräfin zu Stolberg-Wernigerode (* 20. Februar 1835 in Gedern; † 18. September 1903 in Ilsenburg) war eine deutsche Liederdichterin.

Leben

Eleonore entstammte der regierenden Hauptlinie des Grafenhauses zu Stolberg-Wernigerode. Ihr Vater war Erbgraf Hermann zu Stolberg-Wernigerode (1802-1841), ihre Mutter Gräfin Emma zu Erbach-Fürstenau (1811-1889).

Schloss Jänkendorf, um 1869

Schon als sechsjähriges Mädchen verlor sie ihren Vater. Sie verbrachte eine sonnige Jugendzeit auf dem Schloß ihrer Großeltern in Wernigerode. Ihr Großvater war der regierende Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode; sie erhielt dort eine Erziehung ganz im Sinn der pietistischen Erweckungsbewegung. Mit acht Jahren schrieb sie bereits ihre ersten kleinen Gedichte.

Heinrich LXXIV. Reuß zu Köstritz

Im Herbst 1838 zog die Familie von Gedern nach Ilsenburg. 1855, also 20jährig, heiratete sie den verwitweten Prinzen Heinrich LXXIV. Reuß zu Köstritz (1798–1886), der einem nicht regierenden Zweig der jüngeren Linie Reuß angehörte. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war Heinrich bereits 57 Jahre alt. Eleonore folgte ihrem Mann auf das Oberlausitzer Schloßgut Jänkendorf. Dort wurden alle ihre Kinder geboren, und sie war unumschränkte Schloßherrin.

Nach dessen Tod im Jahr 1886 kehrte sie nach Ilsenburg zurück, wo sie mit ihrer betagten Mutter, Gräfin Emma zu Erbach-Fürstenau († 1889), zusammenlebte. In der Ilsenburger Kirchengemeinde engagierte sich von Reuß diakonisch und literarisch. Ihr Grab befindet sich noch heute auf dem Friedhof neben dem Eingang der dortigen Marienkirche. Der Spruch auf dem Grabstein ist ein Teil von Vers 13 des Liedes „Ist Gott für mich, so trete“ von Paul Gerhardt: „Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ; das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.“

Werke

Das Jahr geht still zu Ende

Zu Weihnachten 1857 erhielt Eleonore die traurige Nachricht, daß ihre Freundin, die christliche Schriftstellerin Marie von Nathusius, plötzlich im Alter von erst vierzig Jahren verstorben war. Ihre Trauer und Fassungslosigkeit verarbeitete sie in dem 1867 erschienenen Gedicht Das Jahr geht still zu Ende. Darin gebraucht sie Motive aus Psalm 126. Sie stellt darin die Frage nach dem Warum? des Leides im Leben und drückt als Antwort ihre Hoffnung auf das ewige Leben aus. Das Lied ist im aktuellen Evangelischen Gesangbuch der deutschsprachigen evangelischen Landeskirchen enthalten (EG 63).

Ich bin durch die Welt gegangen

In diesem Gedicht (vertont von Karl Kuhlo) betont Eleonore von Reuß die Vergeblichkeit menschlichen Suchens und Schaffens; sie führten nicht zu wirklichem Frieden. Sie drückt ihre Gewißheit einer Ruhe, die durch Christi Kreuzestod – „für alle, fern und nah in des Gotteslammes Wunden am Kreuze auf Golgatha“ – zu finden ist, aus. Die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben  und die Sehnsucht nach Gott erfüllt sich in der Person und dem Erlösungswerk Christi. Das Wort des weisen Königs Salomo aus Prediger 1, 2 war ihr in dieser Richtung wegweisend geworden: Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel*. Sie erkannte in diesem Gotteswort ihr eigenes früheres, leeres Leben und oberflächliches Dasein wieder. Nicht die Ehre ihres adeligen Standes, weder der Reichtum noch die Lust der Welt hatten ihr wahre Zufriedenheit und inneren Herzensfrieden geben können.

* Das alte Wort „eitel“ bedeutet hier: vergänglich

Eleonore von Reuß hat besonders mit diesen beiden Liedern ihr geistliches Vermächtnis hinterlassen, da sie Ansporn und Warnung zugleich sind, um innezuhalten und ein Leben, das der Vergänglichkeit und Sünde ausgeliefert war, hinter sich zu lassen und es Jesus Christus anzuvertrauen.

Quelle: Seite „Eleonore zu Stolberg-Wernigerode“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. September 2020, 11:01 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eleonore_zu_Stolberg-Wernigerode&oldid=203388246 (Abgerufen: 3. Juli 2021, 19:46 UTC)
Bildnachweise:
Schloss Jänkendorf, um 1869: Theodor Albert (Magdeburg 1822-1867, F. Schwabe, Theodor Blätterbauer, Alexander Duncker (1813-1897), Public domain, via Wikimedia Commons
Portrait Heinrich LXXIV. Reuß zu Köstritz: Georg Weinhold (1813-1880), Public domain, via Wikimedia Commons
Portrait Eleonore Reuß in jungen Jahren: unbekannter Maler, Public domain, via Wikimedia Commons
Eingestellt am 03. Juli 2021 – Letzte Überarbeitung am 11. August 2021