Gerhard Tersteegen (1697-1769)

Gerhard Tersteegen [tɛrˈsteːgn̩] (niederdeutsch Gerrit ter Steegen, hochdeutsch Gerhard zum Stegen;[2] * 25. November 1697 in Moers; † 3. April 1769 in Mülheim an der Ruhr) war ein deutscher Laienprediger und Schriftsteller. Er wirkte am Niederrhein als bedeutender Kirchenlieddichter und Mystiker des reformierten Pietismus.

Gerhard Tersteegen beeinflußte maßgeblich die junge protestantische Erweckungsbewegung. Sein Büchlein Geistliches Blumen-Gärtlein Inniger Seelen von 1729 enthält Kirchenlieder, von denen manche noch heute gesungen werden: „Für dich sei ganz mein Herz und Leben“ (Strophe 4:Ich bete an die Macht der Liebe), Gott ist gegenwärtig (Evangelisches Gesangbuch Nr. 165, Gotteslob Nr. 387), Jauchzet ihr Himmel, frohlocket ihr Engel in Chören. Tersteegen gilt bis heute als ‚der‘ Liedermacher reformiert-pietistischer Mystik.

Altbau des Gymnasiums Adolfinum Moers

Tersteegen stammte aus einem frommen Elternhaus. Er hatte fünf ältere Brüder und zwei Schwestern. Einer seiner Brüder war Prediger, die anderen Kaufleute. Der Vater, der Kaufmann Heinrich Tersteegen, 1665 geboren, verstarb bereits im Jahre 1703. Im gleichen Jahr, also im Alter von sechs Jahren, begann Gerhard Tersteegen mit dem Besuch der Lateinschule Adolfinum in Moers (heute Gymnasium), wo er auch Griechisch und Hebräisch lernte. Da seiner Mutter, Maria Cornelia Triboler, die Mittel für das von ihm gewünschte Theologiestudium fehlten, ging Tersteegen 1713 zu einem Schwager nach Mülheim, um Kaufmann zu werden. Nach Abschluß der Lehre im Jahr 1717 gründete er ein eigenes Geschäft. 1719 zog er sich wieder aus dem Beruf zurück, da er ihn nach seiner im Alter von 16 Jahren erlebten Erweckung zu sehr zerstreute und vom Wachsen in der Gnade abhielt. Er suchte sich ein stilleres Gewerbe, zuerst als Leineweber; da ihm diese Arbeit aber gesundheitlich nicht zuträglich war, lebte er danach als Seidenbandweber in kärglicher Armut und Einsamkeit.

Kreatur ängstet nur.

Sobald du suchst in dir und im Geschöpf Genügen,
So kann dein armer Geist, glaub’s, keinen Atem kriegen:
Du Unbarmherziger! Laß deinem Geist doch Luft;
Gott ist sein Element, der dir so freundlich ruft.

Brich den Willen!

Kopfbrechen findet nimmermehr
Des Herren Gegenwart und Lehr‘;
Ach, brich nur deinen Willen!
Dein Herz halt‘ ausgeleert und rein,
Einfältig, innig, froh und klein,
Bald wird dich Gott erfüllen.

(Gerhard Tersteegen: Blumengärtlein)

Wie man recht das Kreuz erträgt.

Kannst du mit dem Kreuze leben?
Bloß in dem, der’s Kreuz gegeben;
Abgeschieden, sanft und still:
Bald des Kreuzes Last verschwindet,
Weil man GOtt im Kreuze findet,
Und es so der Vater will.

(Gerhard Tersteegen: Blumengärtlein, 372)

Quellen und Verweise

Gerhard Tersteegen bei Wikipedia (DE)

Kurze Biographie über Gerhard Tersteegen (Hrsg. Wilhelm Leitritz)

Werke von Gerhard Tersteegen, Übersicht (bei Wikisource)

Lieder von Gerhard Tersteegen (bei christianhaehlke.de)

Lieder von Gerhard Testeegen bei Christliche Liederdatenbank

Lieder von Gerhard Tersteegen bei Christ My Song

Lieder von Gerhard Tersteegen bei Hymnary.org

Geistliches Blumen=Gårtlein Inniger Seelen; Oder kurze Schluß=Reimen, Betrachtungen und Lieder Ueber allerhand Wahrheiten des Innwendigen Christenthums; Zur Erweckung, Stärckung und Erquickung in dem Verborgenen Leben Mit Christo in GOtt; Vierdte und vermehrte Edition Nebst der Frommen Lotterie. BERN; zu finden bey Gabriel Gaudard, 1766 [Digitalisat]

„Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen“, 3. Büchlein, 13. Auflage. Elberfeld, 1826.

Die Blümlein stehen hier
Gepflanzet aufs Papier:
GOtt wolle selbst sie mahlen,
Begiessen und bestrahlen:
Das Hertz sey seine Erd,
Und jedes Blümlein werd,
Zur Warheit, Krafft und Wesen,
In allen die sie lesen!

Busch, Wilhelm: Die von Herzen dir nachwandeln. Gestalten des rheinisch-westfälischen Pietismus: Gerhard Tersteegen/Johann Peter Diedrichs/Gottfried Daniel Krummacher/Tillmann Siebel/Jakob Gerhard Engels/Johann Heinrich Volkening/Theodor Christlieb/Julius Dammann. 2. Auflage, im Schriftenmissions-Verlag, Gladbeck 1938 [Digitalisat]

Pagel, Arno: Gerhard TersteegenEin Leben in der Gegenwart Gottes. Aus der SammlungZeugen des gegenwärtigen Gottes“ – Band 94/95. Brunnen-Verlag, Giessen und Basel, 2. Auflage 1960 [Digitalisat]

Bildnachweise:
Portrait Tersteegens: Heiligenlexikon, Joachim Schäfer, Public Domain
Das Portrait ist eine moderne Darstellung Tersteegens; eine zeitgenössische ist nicht bekannt.
Altbau des Gymnasiums Adolfinum Moers: Lutz Hartmann, Liz. CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Lieder von Gerhard Tersteegen

Beruf’ne Seelen, schlafet nicht (Blumengärtlein)

Für dich sei ganz mein Herz und Leben (Blumengärtlein)

Für dich sei ganz mein Herz und Leben (Württ. Gesangbuch)

Gott ist gegenwärtig (EG 165)

Gott rufet noch (EG 392)

Ich bete an die Macht der Liebe (EG 641)

Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket, ihr Engel, in Chören (EG 41)

Jesu, den ich meine (Davidisches Psalterspiel)

Jesus-Nam, o höchster Name (Blumengärtlein)

Jesus-Nam, o höchster Name (Christliches Hausbüchlein)

Kommt, Brüder, laßt uns gehen (Württ. Gesangbuch 1912)

O Jesu, meines Lebens Licht (Christliches Hausbüchlein)

Ruhe hier, mein Geist, ein wenig (Württ. Gesangbuch 1912)

Schriften

An eine christliche Freundin

Betrachtung zu Markus 10, 36

Betrachtung zu Kolosser 3, 17

Erstellt am: 16. Dezember 2020 – Letzte Überarbeitung am 29. Mai 2023