4. Mai

Meine Kraft hat mich verlassen, und das Licht meiner Augen ist nicht bei mir. Eile, mir beizustehen, Herr, meine Hilfe.
Psalm 38, 11.23

David sagte: Meine Kraft hat mich verlassen. Kraft ist zum Wirken erforderlich, und wer jene nicht hat, ist zu diesem unfähig. Der Christ hat viel zu wirken. Er soll wachen, beten, sich selbst verleugnen, sich vor der Welt unbefleckt bewahren, ablegen die Sünde, die uns immer anklebt und träge macht, anlegen die Waffen des Lichts, glauben, – weil es unmöglich ist, Gott ohne Glauben zu gefallen, lieben, weil nur der, welcher liebt, in Gott
bleibet und Gott in ihm. Kurz, um mit Wenigem viel zu sagen, er soll schaffen, daß er selig werde, mit Furcht und Zittern. Man entschuldige sich nur ja nicht damit, daß man nicht könne; denn jener Schuldner ward eben deswegen den Peinigern übergeben, weil er nicht bezahlen konnte.

Was fand sich endlich auf diesem Wege?  S e i n e  Kraft bekam David nie wieder und wollte sie auch nicht wieder haben; denn Gott hat keinen Gefallen an den Starken. Es blieb ihm nichts übrig, als seine Missethaten anzuzeigen, und auf den Herrn zu harren, auf den Gott Israels, der nach Psalm 68 seinem Volke Macht und Kraft giebt. Da bedurfte es seiner Kraft nicht mehr; da war er eben dann stark, wenn er schwach war, und eben dadurch groß, daß er gedemütigt war. Da hieß es nicht mehr: ich sorge, sondern: ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne. Wunderbarer Anfang, herrliches Ende!

Ich bin gefährlich krank und schwach;
Heil‘ und verbind‘, hör‘ an die Klag‘,
Hilf, Jesu, den Zerschlag’nen.

Andacht zum 4. Mai aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 126. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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