24. Februar

Siehe, meine Freundin, du bist schön; siehe, schön bist du.
(Hohelied 4, 1)

Der Mensch aber fängt an schön zu werden, wenn er anfängt, seine Häßlichkeit zu sehen. So lange er fragt: bin ich auch blind? und dies von sich zurückweisen will; so lange er meint, nicht zu sein, wie andere Leute, und sonderlich wie dieser Zöllner; so lange er sagt: ich habe keinen Mangel, steht’s sehr übel um ihn. Aber erkennt er erst seine Missetat, so sieht der Herr schon etwas Schönes an ihm, das ihm gefällt, wie es Jer. 3, 12.13 heißt: „Ich bin barmherzig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen, allein erkenne deine Missetat“.  Der erste Schritt, den der verlorne Sohn tat, um auf’s Schönste gezieret zu werden, bestand darin, daß er einsah, wie elend der Zustand war, in welchem er sich befand. „Ich verderbe im Hunger“, sprach er. –

„Was offenbar wird, ist Licht“, sagt Paulus Eph. 5, 13. Es kommt also alsdann schon ein göttliches Keimlein in die Seele, weswegen der Herr ihr wohl will, denn bei ihm ist lauter Licht. Es kommt ein Fünklein Wahrheit in die Seele, daß sie Gott damit nicht mehr Lügen straft, daß sie sagt: Sünde habe ich nicht; ein Fünklein, das sich schon durchglimmen und die Seele frei machen wird. Dies ist also der erste Schritt aus dem Tal der Finsternis zum Lichte, wo man schön wird.

Wer ist der Braut des Lammes gleich?
Wer ist so arm, und wer so reich?
Wer ist so häßlich und so schön?
Wem kann’s so wohl und übel geh’n?
Lamm Gottes! du und deine sel’ge Schaar
Sind Menschen und auch Engeln wunderbar.

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 56. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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Bibelverse: Luther 1912 (Bibel Online)

Eingestellt am 22. Februar 2022