Matthäus 8, 8

Herr, sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.

3. nach Epiphanias. Montag.

Glauben wie ein Abraham,
Und so wie ein Jacob ringen
Macht, daß Gott, der starke Gott
Sich von Menschen läßt bezwingen.
Seele, laß Gott keine Ruh:
Glaube, bete, ringe du!

Bei der großen Demut des Hauptmanns zu Kapernaum ist zugleich ein großer Glaube. Den offenbart er, wenn er sagt: „sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund,“ mit einem Worte kannst Du der Krankheit gebieten, daß sie weichen muß, denn Sagen und Tun fällt bei Dir immer zusammen. Und in der Tat kann der Herr mit einem Worte Alles ausrichten, mit einem Worte hat er Himmel Erde und Alles erschaffen, mit einem Worte erhält, mit einem Worte regiert Er Alles. An einem Worte läßt sich daher der Hauptmann genügen. Ist das nicht viel? Und du hast so viel teure Verheißungen von Gott und willst doch nicht glauben? Mit einem Worte hat Gott die Welt erschaffen, und findet doch mit einem Worte keinen Glauben in der Welt. Es gehört folglich mehr dazu, daß Gott den Glauben wirke, als daß Er eine neue Welt erschaffe. Denn hier widerstrebt Ihm nichts, dort widerstrebt Ihm unser Fleisch. Auf ein Wort traust du einem redlichen Manne und sprichst: er ist ein ehrlicher Mann, er hält sein Wort, ein Wort ein Wort, ein Mann ein Mann; – und deinem Gott trauest du nicht auf so viel tausend Verheißungen? Was machst du aus Gott durch deinen Unglauben? Einen Lügner, der keiner Ehre wert ist. Im Paradiese sagte die Schlange zu Eva: Nein. Auf dies eine Wort traute Eva dem Teufel; in der Schrift spricht Gott nicht ein, sondern viel tausendmal: „Ja, ja, Ich will dich retten, schützen, trösten,“ dem trauest du nicht. So findet der Teufel, der doch ein Lügner, mehr Glauben bei dir als Gott, der die Wahrheit selbst ist. Nicht also, mein Christ. Wenn der Herr spricht, so geschieht’s. Sein Wesen ist allmächtig, sein Wort ist auch allmächtig, wahrhaftig ist sein Wesen, wahrhaftig sein Wort, darum laß deinen Zweifel, glaube! Auf deiner Reise gen Himmel gibt es keinen bessern Stab zur Stütze als den Glauben. So lange du dich an diesen Stab hältst, kannst du ungefährdet deinen Weg gehen. Oft ist der Weg kaum sichtbar, dann bücke dich in Demut und Glauben, um ihn zu finden, dann bete: Mein Herr und Gott, Du magst über mich, Deinen Pilger, verhängen was Du willst, gib und erhalte mir nur den Glauben, denn der Glaubeist (nach Luther) ein solcher Mut im Herzen, da man sich alles Gute in Gott versieht. Ist der Weg dunkel: Glaube zündet ein Licht an. Ist der Weg rauh und verschlungen: Glaube findet einen Ausweg. Sollst du durch Wüsten gehen: Glaube ist der Stab Mosis, er schlägt Wasser aus dürren Felsen. Sollst du durch das rote Meer der Trübsal und des Todes ziehen: der Zauberstab des Glaubens zerteilt die Wogen; und du bleibst geborgen.

Der Glaube bricht durch Stahl und Stein
Und kann die Allmacht fassen;
Der Glaube wirket All’s allein,
Wenn wir ihn walten lassen.
Wenn einer nichts als glauben kann,
So kann er alles machen;
Der Erden Kräfte sieht er an
Als ganz geringe Sachen.

Die Zeugen Jesu, die vordem
Auch Glaubenshelden waren,
Hat man in Armut wandeln sehn,
In Trübsal und Gefahren.
Und des die Welt nicht würdig war,
Der ist im Elend gangen;
Den Fürsten über Gottes Schar
Hat man ans Kreuz gehangen.

Wir freuen uns der Tapferkeit
Der Streiter unsres Fürsten;
Trotz aller der Verwegenheit,
Nach ihrem Blut zu dürsten!
Wie gut und sicher dient sich’s nicht
Dem ewigen Monarchen:
Im Feuer ist er Zuversicht,
Für’s Wasser hat er Archen.

Drum woll’n wir unter seinem Schutz,
Den Satan zu vertreiben
Und seinem Hohngeschrei zum Trutz,
Mit unsern Vätern gläuben.
Wenn man den Herrn zum Beistand hat,
Das Herz voll seiner Freuden,
So läßt sich’s auch durch seine Gnad‘
um seinetwillen leiden.

Quellenangaben:

Morgenklänge aus Gottes Wort: Ein Erbauungsbuch auf alle Tage im Jahre, von D. Friedrich Arndt, Prediger an der Parochialkirche zu Berlin. Erster Theil, Seite 126f. Dreizehnte Auflage. Leipzig 1871: J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung.

Liedtext: Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf

Eingestellt am 1. November 2021