Offenbarung 3, 18

„Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, daß du sehen mögest.“

Wenn ich einem etwas befehle, dann hat er nicht die Wahl, ob er es tun wolle oder nicht, sondern er muß es tun. Wenn ich aber einem einen Rat gebe, dann hat er die Wahl; denn einen Rat gibt man auch einem Fremden. So sagt der Herr Jesus zu diesem Menschen: Wenn ich dir gut genug bin, einen Rat zu erteilen… Es hatte sich nämlich dieser Mensch von dem Herrn Jesus entfremdet. Daß nun der Herr Jesus mit seiner Erteilung eines Rates etwas fremd gegen ihn tat, das konnte ihn in Nachdenken und Sorge versetzen und ihn desto mehr aufwecken. Da mußte er bei sich selbst denken: Es muß um meine Sache mißlich stehen; ich will mich so verhalten, daß ich mit dem Herrn Jesus wieder in ein gutes Einvernehmen komme.

Womit kann man aber Gold kaufen, da man doch für Gold und Geld andere Waren kauft? Was kann man für das Gold selbst geben? Was ist das denn hier für ein Kauf? Es ist nirgends besser kaufen als beim Herrn Jesus. Er ist ein ehrlicher und guter Kaufmann; wer zu ihm kommt, der tut einen guten Kauf. Er gibt alles her, was man nur von ihm annehmen mag. Nur eins muß man ihm geben: Das Herz! Damit kann man ihm alles abkaufen. Das taugt für sein Geschäft; das nimmt er gnädig an; das ist vor ihm etwas Kostbares, und dafür gibt er, was man nur immer braucht. Darum kann man sich getrost beim Herrn Jesus anmelden und sagen: Herr, du hast mir durch dein Wort lassen kund werden, daß man bei dir einen solchen guten Kauf machen könne; du erklärst dich durch dein gnädiges Anerbieten dazu bereit; ich will daher kaufen, was mir nötig ist, was mir abgeht und was ich brauche. Du weißt alle meine Werke und alle meine Gebrechen. Ich bitte dich, du wollest allen meinen Mangel erstatten.

Der Herr Jesus gibt Gold, das vom Feuer durchläutert ist; das macht reich! Dieses Gold ist nicht das natürliche Metall, das an sich selbst sehr kostbar ist und noch köstlicher wird, wenn es durch das Feuer von seiner Unlauterkeit befreit und wohl zubereitet wird, sondern das Gold, das der Herr Jesus gibt, ist der Reichtum, der in dem Verdienst des Erlösers liegt und seine höchste Lauterkeit schon hat, ehe wir seiner durch den Glauben teilhaftig werden. Dadurch also wird unsrer Armut abgeholfen, und dadurch werden wir trefflich versehen und ausgerüstet. Er gibt Kleider und zwar weiße Kleider der Gerechtigkeit, der Seligkeit und des Wohlstandes, so daß unsre schandbare Blöße vor Gott bedeckt wird und wir uns vor Gott, vor Engeln und Menschen sehen lassen dürfen.
Er gibt Augensalbe wider den elenden Zustand und das schwere Gebrechen der Blindheit, so daß man zum geistlichen Schauen gelangt und erleuchtet wird, den Herrn Jesus zu sehen, dazu sich selbst und alles, was um uns her ist.

(Johann Albrecht Bengel)

Die Zeit vor Weihnachten ist eine besondere Zeit des Einkaufens. Wie drängen sich die Menschen in den Geschäften. Laßt uns von den irdischen Läden in den großen Kaufladen der Bibel gehen! Da tönen uns die Worte entgegen: „Kommt her und kaufet ohne Geld und umsonst, beides, Wein und Milch!“ (Jes. 55, 1). Sprüche 23, 23 heißt es: „Kaufe Wahrheit, Weisheit, Zucht und Verstand“, und im Sendschreiben an Laodizea bietet der Herr die kostbarsten Sachen zum Kauf an. Zuerst Gold, mit Feuer durchläutert. Was meint er mit diesem Gold? Das kann nur der wahre, echte Glaube sein, der „viel köstlicher erfunden wird als das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird“ (1. Petrus 1, 7). Wärest du reicher als Krösus, und dieses Gold fehlte dir, so wärest du unendlich armselig. – Bekenne Jesu, daß es dir fehlt. Strecke betend die Bettlerhand aus, und Jesus gibt es dir! –

Sodann empfiehlt Jesus weiße Kleider, die Blöße zu decken. Der reiche Mann kleidete sich in Purpur und köstlicher Leinwand. Er blieb aber dabei ein armer, nackter Mensch, dessen Seele unbekleidet war. Wenn wir Menschen vor Gott erscheinen sollen, bedürfen wir eines besseren Kleides, als Schneider es anfertigen können. Christi Blutgerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid. Es ist das die Gabe Jesu an die Glaubenden, zu kaufen um den Preis der Auslieferung des unflätigen Kleides der eigenen Gerechtigkeit, erhältlich ohne Geld, umsonst. – Und endlich die Augensalbe! Wir sind von Natur blind für uns selbst und unsere Fehler. Andere vermögen wir zu richten, uns selbst erkennen wir nicht. – Jesu Gabe und Geist macht unsere Augen hell für den eigenen Jammer, aber auch für das, was wir an Jesu haben. – Laßt uns statt wertloser Nichtigkeiten diese Wichtigkeiten kaufen!

(Alfred Christlieb)

Bedenke ernstlich, welchen Wert dieses Gold hat, das Jesus hier anbietet, nämlich Sein teures Blut. Du bist sündig und arm, du bist zehntausend Talente schuldig, du hast so oft grob und ungebührlich gesündigt. Lege aber dieses ganze Elend in die eine Waagschale und in die andere das vergossene Blut des Sohnes Gottes, und sage, welches mehr gilt. Gewiß sind unsere Sünden groß und ungebührlich; seitdem ich aber aus Seinem eigenen Mund gehört habe: „Dies ist Mein Blut, welches vergossen wird zur Vergebung der Sünden“, und von Seinem Apostel: „Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde“, wird meine arme, sündige und betrübte Seele voller Trost und Freudigkeit, und ich fange wieder an aufzuleben, ja, brennend zu werden in meinem Geist. Kann es eine hinreichendere Versöhnung geben als Christi Blut? Welche Sünde eines endlichen Wesens kann den Wert des Blutes des Unendlichen überwiegen? Und Jesus sagt hier zu dem unwürdigsten, aus seiner Gnade gefallenen Manne: „Ich rate dir, daß du Gold von Mir kaufst, dass du reich werdest.“ Er bezeugt also, daß er durch dieses Gold reich werden sollte – nicht nur schuldenfrei, sondern auch reich.

(Carl Olof Rosenius)

Ich kann mir selbst nicht raten,
Das Gift ist angeerbt,
Und meine besten Taten
Sind durch und durch verderbt.
Gott Lob, ich darf so kommen,
So elend wie ich bin,
So werd‘ ich angenommen;
Er nimmt den Jammer hin.

Eingestellt am 9. Oktober 2020 – Letzte Überarbeitung am 16. Dezember 2022