Herrliche Dinge werden in dir gepredigt, du Stadt Gottes. (Psalm 87, 3)
Was sind das für große Vorstellungen des Evangeliums, nach welchen diejenigen, welche ihm gehorsam sind, nicht mehr unter dem Gesetz stehen, welches ihnen nichts mehr zu verbieten, nichts mehr zu drohen, nichts mehr zu verheißen hat, dem sie getötet sind, und gegen welches sie nach Römer 7 eben so wenig Verpflichtungen haben, als ein Weib gegen ihren verstorbenen Mann; sintemal sie bei einem andern, nämlich Christo, sind?
Was für erstaunliche Vorstellungen, nach welchen bußfertige Sünder, die nichts als Sünde und Elend, wenn gleich auch Kummer und Betrübnis darüber, sowie Haß und Widerwillen dagegen in sich finden, im Evangelio angewiesen werden, sich dafür zu halten, daß sie samt Christo – ich will nicht sagen: gekreuziget und gestorben, ich will auch nicht sagen: samt ihm erweckt sind, um in einem neuen Leben zu wandeln, –
sondern – was noch mehr ist – sich für solche zu halten, welche samt ihm schon gen Himmel gefahren sind, die also nicht erst selig zu werden brauchen, sondern es schon längst sind, die bei Leibes Leben den Tod, das Grab, das Gericht, nicht mehr vor sich, sondern schon längst hinter sich liegen haben, dieweil sie durch den Glauben vom Tode zum Leben durchgedrungen sind, und nicht in’s Gericht kommen?
Sind das nicht ganz außerordentliche Dinge, und sollte man nicht geneigter sein zu denken, bei solchen Vorstellungen liege mehr Übertreibung als echte Wahrheit zu Grunde? So wird’s aber dem Glauben vorgehalten, so soll er Christum fassen, so soll er lauter Sieg sein.
Wie kann es sein? – ich sag es noch:
Herr, ist es auch Betrug?
Ich armer Sünder, hab ja doch
Verdienet deinen Fluch!
Bildquelle: pixabay
Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 77. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)
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