Und Gott, der Herzenskündiger, zeugte über sie und gab ihnen den heiligen Geist gleichwie auch uns und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen und reinigte ihre Herzen durch den Glauben. (Apostelgeschichte 15, 8+9)
Unrein sind sie, sagten die Juden von den anderen Völkern und schlossen ihnen damit die Türe zur Gemeinde zu. Aber das Urteil des Menschen hat hier keine Geltung. Petrus fragte: Wie urteilt Gott? Und er antwortet: Er hat uns rein gemacht. Wieso kann dies Gott, da sein Gesetz sie unrein heißt? Gibt es denn in Gott einen zwiespältigen Willen, einen, der sie durch das Gesetz als unrein verwirft, und einen anderen, durch den sie jetzt rein werden? Gott, antwortet Petrus, sprach nicht nur zu den Alten, sondern spricht auch zu uns. Er ist der Voranschreitende und Neues Schaffende. Was einst geschah, setzt ihm keine Grenzen. Denn das, was er im Gesetz vorschrieb, ist nicht das Ziel und Ende seines Vermögens. Die einst Israel gewährte Gabe ist nicht sein ganzer Reichtum. Auf das haben wir, sagt Petrus, zu achten, was Gott jetzt tut, und jetzt macht er auch Heiden rein.
Sprach der Jude von der Reinheit, so dachte er an seine körperlichen Zustände. Mit dem reinigenden Bade gab er seinem Leib diejenige Beschaffenheit, die ihm erlaubte, vor Gott zu treten. Petrus hatte aber von Jesus gelernt, woher die Unreinheit des Menschen kommt, die wirklich vor Gott entehrt. Sie entsteht in unserem Herzen und dort hat Gott die Heiden gereinigt. Nur das rein gemachte Herz hat diejenige Reinheit, die uns den Zugang zu Gottes Heiligtum gewährt. Das gab ihnen Gott durch den Glauben. Der Glaube ist unsere Reinheit vor Gott; denn mit dem Glauben ist die Schuld gelöscht, der Wirrwarr des Herzens geheilt und der beständig sprudelnde Quell der inneren Unreinheit verstopft, weil wir uns mit dem Glauben empfangend und gehorchend in Gottes Hand legen.
So trat die Gemeinde zusammen als die Genossenschaft der Reinen, die geheiligt sind, nicht auf Grund eines Urteils, das sie über sich selbst abgaben, sondern auf das göttliche Urteil gestützt, nicht im Besitz einer Reinheit, die sie sich selbst erwarben, sondern einer solchen, die Gott ihnen gab, die nicht ihr eigenes Verhalten erglänzen, sondern Gottes Gnade ans Licht treten ließ, die ihre Gaben den Glaubenden gibt.
Rein vor Dir zu stehen, dieses Dein Wunder, Herr, heiliger Gott, ist größer als daß ich es auszudenken vermöchte. Ich kann nur eins, Dich anbeten mit Danksagung. Gib mir, daß ich es nicht nur für mich, sondern auch für die anderen festhalte, daß sie vor Deiner Gnade als die Reinen stehen, durch Glauben rein.
Amen.
Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter
==================================================
Der Boden, auf dem die Einigung zustande kam: Die Gnade Gottes.
Die zertrennte Christenschar fand sich zusammen auf einem Grunde, der auch heute noch alle wahren Jünger Jesu einigt, ob sie auch äußerlich durch mancherlei Organisationen und Lehrmeinungen getrennt sind. Welches ist dieser Boden? Es ist derBoden der Gnade Gottes, auf den die Rede des Petrus die Versammlung stellte (Vers 11).
Solange man über äußere Gesetze und Formen verhandelte, ob die gläubig Gewordenen auch noch die Beschneidung als äußeres Zeichen des Bundes mit Gott annehmen müßten oder nicht, gab es Streit und Zank. Als man sich aber in dem Wort zusammenfand: „Wir (die beschnittenen Judenchristen) glauben durch die Gnade des Herrn Jesus Christus selig zu werden, gleicherweise wie auch sie (die nicht beschnittenen Heidenchristen)“, da entstand liebliche Harmonie. Durch dieses Wort wurde man auf den einzigen, den gemeinsamen Heilsgrund der Gnade in Christo gestellt, auf dem allein wahre Einigkeit entstehen kann. Auf diesem Gnadenboden, der keinen Menschenruhm zuließ, der den Herrn allein groß machte, verband sich alles Getrennte wieder.
Wollen wir mit allen wahren Christen verbunden sein, dann laßt uns täglich fester und gründlicher auf den Gnadenboden treten und darauf bleiben. Da finden wir uns mit allen Geistlich-arm-Gewordenen in Liebe zusammen, auch wenn äußere Sitten und Formen bei ihnen anders sind als bei uns.
Quelle: P. Alfred Christlieb, Der Apostel Paulus, S. 159f. Druck und Verlag: Adolf Reuter, Wiehl (Bez. Köln), 1936.