Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen; sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.
(Matthäus 7, 21)
Betrachtung zum 19. Januar
Herr, Herr sagen lautet wie ein Bekenntnis. Man redet viel vom Bekenntnis, aber sehr oft nicht im Sinne dieser Worte Jesu. Wenn man meint, diese und jene Lehrformel unterschreiben sei ein hinreichendes Bekenntnis, so ist das eine große Täuschung. Nicht das Herr Herr sagen, oder Herr Herr schreiben ist schon ein Bekenntnis, das vor Gott gilt; zu einem rechten Bekenntnis gehören drei Stücke: Glauben von Herzen, Bekennen mit dem Munde, und das Tun des Willens des Vaters im Himmel. Manchmal eifert man gewaltig über dem reinen Bekenntnis; eifern ist gut und unter Umständen sehr nötig; aber wenn es so oft mit beißender Lieblosigkeit geschieht, so gar nicht im Geiste Jesu Christi, so ist das kein Bekenntnis nach Jesu Sinn. Zu einem richtigen christlichen Bekenntnis gehört unerläßich der Wandel nach Christi Sinn und Geist, denn der richtige Wandel ist eine Hauptsache bei unserem Bekenntnis. Wir bekennen uns zu Christi und der Apostel Lehre und wollen dabei bleiben bis in den Tod; aber wir bekennen uns nicht nur zu der L e h r e, sondern vor allem zu dem L e h r e r. Das Große bei dem Herrn und seinen Aposteln war, daß sie l e b t e n, was sie lehrten, und so muß ein treuer Bekenner Jesu Christi auch leben, was sein Meister gelehrt hat. Das kann er nur, wenn Jesu Geist in ihm wohnet. Treibt ihn Jesu Geist, so ist er Jesu Untertan, Jesus ist in Wahrheit sein Herr. Dann ist sein Wandel im Himmel, wie Paulus an die Philipper schreibt, er ist jetzt schon im Himmelreich.
Herr Jesu! Du hast Deinen Vater allezeit bekannt, in Wort und Leben. Gib mir Gnade, daß ich Dich auch in Wort und Wandel bekenne und mich fürchte vor allem bloßen Reden. Heilige Du mich, daß mein Reden und Schweigen, mein Tun und Lassen von Dir zeuge. Amen.
Quelle: Suchet in der Schrift. Tägliche Betrachtungen für das ganze Jahr mit Anhang, S. 19. Von E. Schrenk. 2. Auflage, 32. bis 36. Tausend. Kassel. Druck und Verlag von Ernst Röttger, 1892.