1) O Gottes Sohn, Herr Jesu Christ,
daß man recht könne gläuben,
nicht Jedermannes Ding es ist,
noch standhaft zu verbleiben;
drum hilf du mir von oben her,
des wahren Glaubens mich gewähr‘,
und daß ich drin verharre.
2) Lehr du und unterweise mich,
daß ich den Vater kenne,
daß ich, o Jesu Christ, dich
den Sohn des Höchsten nenne,
daß ich auch ehr‘ den heilgen Geist
zugleich gelobet und gepreist
in dem dreiein’gen Wesen.
3) Laß mich vom großen Gnadenheil
das wahr‘ Erkenntnis finden,
wie der nur habe an dir Teil,
dem du vergibst die Sünden.
Hilf, daß ich’s such‘, wie mir gebührt,
du bist der Weg, der mich recht führt,
die Wahrheit und das Leben.
4) Gib, daß ich traue deinem Wort,
ins Herze es wohl fasse,
daß sich mein Glaube immerfort
auf dein Verdienst verlasse,
daß zur Gerechtigkeit mir werd,
o Herr, wann Sünde mich beschwert,
dein Kreuztod zugerechnet.
5) Den Glauben, Herr, laß trösten sich
des Bluts, so du vergossen,
auf daß in deinen Wunden ich
bleib allzeit eingeschlossen,
und durch den Glauben auch die Welt,
und was dieselb‘ am höchsten hält,
für Kot allzeit nur achte.
6) Wär auch mein Glaub‘ wie Senfkorn klein
und daß man ihn kaum merke,
wollst du doch in mir mächtig sein,
daß deine Gnad mich stärke,
die das zerbrochne Rohr nicht bricht,
das glimmend Docht auch vollends nicht
auslöschet in den Schwachen.
7) Hilf, daß ich stets sorgfältig sei,
den Glauben zu behalten,
ein gut Gewissen auch dabei,
und daß ich so mög walten,
daß ich sei lauter jederzeit,
ohn‘ Anstoß mit Gerechtigkeit
erfüllt und ihren Früchten.
8) Herr, durch den Glauben wohn in mir,
laß ihn sich immer stärken,
daß er sei fruchtbar für und für
und reich an guten Werken,
daß er sei tätig durch die Lieb‘
mit Freuden und Geduld sich üb‘,
dem Nächsten fortzudienen.
9) Insonderheit gib mir die Kraft,
daß vollends bei dem Ende
ich übe gute Ritterschaft,
zu dir allein mich wende
in meiner letzten Stund und Not,
des Glaubens End durch deinen Tod,
die Seligkeit erlange.
10) Herr Jesu, der du angezündt‘
das Fünklein in mir Schwachen,
was sich vom Glauben in mir findt‘,
du wollst es stärker machen;
was du gefangen an, vollführ‘
bis an das End‘, daß dort bei dir
auf Glauben folgt das Schauen.
Liedtext: David Denicke (1603-1680)
Melodie: Geistlich Erfurt, 1524 „Ach Gott vom Himmel, sieh darein„
Quellen und Verweise:
Liedeintrag bei Hymnary.org
Evangelisches Gesangbuch für die Provinz Pommern, S 173 (Stettin 1918, Hrsg.: Pommersche Provinzial-Synode)