Wird mir das Angedenken (Hiller)

Ich gedenke deiner Sünden nicht. (Jesaja 43, 25)

Das ist keine Erlaubnis zum mutwillig Sündigen; aber für Bekehrte ist’s ein erquickendes Wort, wenn sie die Erinnerung ihrer vorigen Sünden niederschlagen will.

Weise: „Aus meines Herzens Grunde“. 25 (83)

1) Wird mir das Angedenken
der alten Sünden neu,
bin ich, weil sie mich kränken,
auch in dem Beten scheu,
so macht das Wort mir Mut:
die Sünden sind vergeben;
Gott sagt dir: du sollst leben;
für dich red’t Christi Blut.

2) Da seh ich erst die Größe
der Gnad‘ des Vaters an
und wie in meiner Blöße
sein Sohn mich decken kann;
da bin ich ungekränkt,
da wein‘ ich erst vor Freuden,
daß mich der Sohn will kleiden,
die Schuld der Vater schenkt.

3) O, denk ich, welche Gnade,
der ich gewürdigt bin!
Ich gehe ganz gerade
zu meinem Vater hin,
und seines Sohnes Geist
lehrt mich das Abba sprechen.
Gott wird ja nicht erst rächen,
was schon verziehen heißt.

4) Herr! sag es meinem Herzen,
damit es nie vergißt,
es lasse sich nicht scherzen,
wenn uns vergeben ist.
Der Vater will aufs Neu,
daß ich Gehorsam übe,
daß ich die Brüder liebe,
für Gnade dankbar sei.

5) Auch auf dem Sterbebette
sei Trost mir deine Huld;
wenn ich noch Sorgen hätte
von wegen meiner Schuld
und wenn mein Herz gedächt‘:
auf Sünden folgen Flammen,
so bleibt’s: wer will verdammen?
Gott macht mich selbst gerecht.

Liedtext: Philipp Friedrich Hiller (1699-1769)

Weblinks und Verweise

Lied Nr. 487, in: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843.