Wünschet Jerusalem Glück! Es müsse wohl gehen, die dich lieben.
(Psalm 122, 6)
Das Grüßen oder Segnen wahrer Christen ist auch etwas Heilsames und Kräftiges, wenn es geschieht, wie es geschehen soll, mit gläubiger Erhebung des Herzens zu Gott durch Christum. Wir glauben eine Gemeinschaft der Heiligen. Sie besteht nicht bloß in der herzlichen und aufrichtigen Liebe, welche unter wahren Christen so unfehlbar stattfindet, daß Johannes sie als Kennzeichen angibt, man sei vom Tode in’s Leben kommen, und wer den Bruder nicht liebe, der bleibe im Tode. Sie besteht nicht bloß darin, daß man sie mit seiner äußern Habe unterstützt, und mit seinen geistlichen Gaben dienet, z. B. belehrt, aufmuntert, tröstet; sondern wir haben Grund zu glauben, daß unser Werk in dem Herrn keineswegs vergeblich sei, wenn wir uns gegenseitig im Geiste segnen, und Heil und Gnade vom Herrn betend über einander herabwünschen. Der Herr tut ja, was die Gottesfürchtigen begehren. Ja, es ist gegenseitige Pflicht.
Wir segnen euch im Namen des Herrn, – so schließt der 119. Psalm, und Paulus spricht: Betet für einander! Laßt auch uns das gegenseitig fleißig üben, damit der Leib Christi erbaut werde. Doch unser Segnen an sich ist unkräftig, und nur dann kräftig, wenn unsere Herzen vom Herrn dazu bewirkt werden, und mit seinem Rat übereinstimmen.
Betgemeine, heil’ge dich
Mit dem heil’gen Öle;
Jesu Geist ergieße sich
Dir in Herz und Seele.
Laß den Mund
Alle Stund‘
Vom Gebet und Flehen
Heilig übergehen.
Aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)
Liedvers: Christoph Karl Ludwig Reichsfreiherr von Pfeil (1712 – 1784)