Positives Denken

Durch die Methode des positiven Denkens soll der Mensch über eine „konstante positive Beeinflussung des bewußten Denkens“ (z. B. mit Hilfe von Affirmationen oder Visualisierungsübungen) in seinen Gedanken eine dauerhaft konstruktive und optimistische Grundhaltung erreichen und infolgedessen eine höhere Zufriedenheit und Lebensqualität erzielt werden (zit. nach Wikipedia). Die Beeinflussungsmethoden sprechen z.T. das „Unterbewußtsein“ an oder sind anderweitig unterschwellig (wie Hypnose, Trancetechniken, Suggestionen).

Bekannte Vertreter dieser Methode sind z.B. der Freimaurer und charismatische Pastor Norbert Vincent Peale („Die Kraft positiven Denkens“) oder der, wie Peale bereits verstorbene Esoterikautor Joseph Murphy, dessen Methode in Deutschland durch Trainer bzw. einen „Lehrbeauftragten“ verbreitet wird.

Die Methode wird sowohl von Seiten der wissenschaftlichen Psychologie als auch von bibeltreuer christlicher Seite kritisiert bzw. abgelehnt. Standardwerk dazu von psychologischer Seite ist Günter Scheichs Buch „Positives Denken macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen“.

Von christlicher Seite gibt es ebenfalls zahlreiche kritische Stimmen, z.B. der bekannten Apologeten Dave Hunt und Lothar Gassmann (siehe Quellenangaben am Schluß dieses Artikels).

Das Gottes- und Menschenbild der Verteter des positiven Denkens ist kein christliches, sondern ein unpersönlich-pantheistisches. Das kann man an den folgenden Zitaten von Joseph Murphy ersehen (die nachfolgend zitierten Auszüge und Beurteilungen stammen aus Dr. theol. Lothar Gassmanns Buch „Positives Denken“):

Murphy schreibt: „Es gibt eine universelle geistige Kraft. Nichts auf der Welt ist mächtiger als sie. Was immer Sie sich wünschen, diese Kraft vermag Ihren Wunsch zu erfüllen. Und diese Kraft ist geistiger Natur und in Ihnen. Es ist Ihr Geist, der Teil des universellen Geistes und eins mit ihm ist.“

Das ist der Kern von Murphys Lehre des Positiven Denkens. Murphy setzt beim Menschen und seinem Glücksstreben an.

Murphy: „Tun Sie, wonach Ihr Herz Sie drängt, und tun Sie es aus reinem Vergnügen an der Sache“.

Alles – Gott, Glaube, Gebet, positives Denken usw. – wird diesem Glücksstreben untergeordnet und ist nichts weiter als Schlüssel zur Erfüllung möglichst vieler Wünsche.

Gott ist nach Murphy die „unendliche Heilkraft, die göttliche Vorsehung oder einfach die Natur, das Leben, das Lebensprinzip“ – „Psychologisch gesehen wird Gott für Sie das, als was Sie ihn betrachten … Ob Sie ihn die Heilige Dreifaltigkeit oder Schöpfer nennen, ob Allah, Brahma oder Wischnu, Überseele oder Vorsehung, unendliche Weisheit oder Allgegenwart, Erschaffer des Universums oder göttlicher Geist, höchstes Wesen, Lebensprinzip, lebendiger Geist oder schöpferische Allmacht – es tut nichts zur Sache.“

Der Mensch ist es somit, der sich kraft seiner Vorstellung seinen Gott erschafft. Und tatsächlich setzt Murphy Gott mit dem menschlichen Unterbewußtsein gleich: „Das Wort ‚Herr‘ ist auszulegen als die Allmacht bzw. die unendlichen Kräfte Ihres Unterbewußtseins“ – „Ihr Geist ist Gottes Geist, Ihre Seele ist Gottes Seele, und das Lebensprinzip (Gott) wirkt in Ihnen.“

Bereits diese Passagen sprechen für sich.

Beurteilung aus biblischer Sicht

In der Gegenüberstellung ist aus biblisch-christlicher Sicht gegenüber der Lehre vom Positiven Denken folgendes festzustellen:

Positives Denken betrachtet Gott als Projektion und Geschöpf des Menschen, als „Macht des Unterbewußtseins“, über die der Mensch verfügen kann. – Die Bibel beschreibt Gott jedoch als den Schöpfer des Menschen, der lebendig, wirklich, transzendent (überweltlich) und frei ist – frei, auch in die Immanenz (Innerweltlichkeit) einzugehen, ohne in ihr aufzugehen.

Positives Denken betrachtet Glauben als Denken mit dem Ziel eines „positiven Denkens“, das fast alle Probleme lösen kann. – Die Bibel beschreibt Glauben als festes Vertrauen auf den lebendigen Gott und die durch Jesu Kreuzestod geschehene Erlösung.

Positives Denken betrachtet Gebet als Autosuggestion mit dem Ziel der Erfüllung menschlicher Wünsche. – Die Bibel beschreibt Gebet als Reden mit dem lebendigen Gott im Namen Jesu mit dem Ziel der Erkenntnis und Erfüllung des Willens Gottes.

Positives Denken betrachtet Sünde als das Verfehlen menschlicher Selbstverwirklichung. – Die Bibel beschreibt Sünde als menschliche Selbstverwirklichung an Gott vorbei und gegen Gott.

Positives Denken betrachtet Krankheit und Tod als Einbildung. – Die Bibel beschreibt Krankheit und Tod als Lohn der Sünde und bittere Wirklichkeit.

Positives Denken betrachtet Vergebung als Selbstvergebung. – Die Bibel beschreibt Vergebung als Vergebung durch Gott und Erlösung von Sünde, Teufel und Tod.

Positives Denken betrachtet Jesus Christus als guten Menschen und Vorbild. – Die Bibel beschreibt Jesus Christus als wahren Menschen und wahren Gott zugleich, als Gottes Sohn, einzigen Weg zu Gott dem Vater und einzigen Erlöser.

Quellenangaben

Wikipedia (DE): Positives Denken

Gassmann, Lothar: „Was ist Positives Denken?“, Logos-Verlag, Lage 1998 [Auszug bei horst-koch.de]

Hemminger, Hansjörg: Positives Denken und NLP  [Download als html– oder pdf-Datei]

Dave Hunt / T.A. McMahon: Die Verführung der Christenheit. Positives Denken – „Power Evangelism“ – Innere Heilung – New Age in der Gemeinde – Visualisierung [Download als pdf von CLV)

Scheich, Günter: Positiv Denken macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen. Eichborn, Frankfurt 1997; 2. Aufl. 2001 [ISBN 9783821805047]

Erstellt am 22.06.2019 – Letzte Überarbeitung am 30.08.2022

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