Jesaja 49, 8

So spricht der HERR: Ich habe dich erhört zur gnädigen Zeit und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet und zum Bund unter das Volk gestellt, daß du das Land aufrichtest und die verstörten Erbe austeilest; (Jesaja 49, 8 LUT)

Es braucht eine Zeit von Seiten des HErrn zur Erhörung und zur Hilfe. Wenn ich heute bete, folgt nicht, daß augenblicklich komme, was ich bete. Es wird auf die gnädige Zeit, auf den Tag des Heils, aufgeschoben; oder eigentlich, es vollendet sich die Erhörung und die Hilfe bis auf den Heilstag. Die Gebete aber wirken darauf hin, daß sich’s auf den Heilstag vollenden kann. So ist’s, um es deutlich zu machen, wenn wir um das Kommen des HErrn bitten, wie wir ja angewiesen sind, zu beten: „Dein Reich komme!“ – Da können wir nicht erwarten, daß es gleich da sei; sondern wir müssen warten auf den Heilstag, auf die gnädige Zeit. Aber unsre Bitte: „Komm, HErr JEsu!“ hat doch die Wirkung, daß es einen Schritt vorwärts geht, oder daß die Vorbereitungen zum Kommen des Herrn im Gange bleiben oder in den Gang kommen.

Der Heilstag und die gnädige Zeit sind auch nicht unabänderlich festgesetzte Zeiten; sondern sie werden und kommen, je nachdem gebetet wird. Wenn nicht und nirgends gebetet wird, steht gleichsam der Wagen stille, und kommt so nicht vorwärts. Wenn recht ernstlich gebetet, gerungen und gekämpft wird, dann läuft er und kommt er schon wieder dem Ziele näher. Je mehr die wahren Kinder Gottes mit Aufrichtigkeit und Ernst anhalten, desto schneller ist der Wagen am Ziel, kommt also die gnädige Zeit und der Tag des Heils.

Es ist einer der ungeschickteste Glaubenssatze, wenn man sich alles nach der Zeit so bestimmt denkt, wie’s kommen müsse, und meint also, ungefähr in dem und dem Jahre, da werde es. Solches hindert am ernstlichen Anhalten, das doch der HErr verlangt. Denn dann könnte jemand sagen: „Wenn’s so ist, nun, dann brauche ich auch nicht zu beten; es kommt doch, ob ich bete oder nicht bete“. Das ist sicher ganz falsch. Sein Kommen und überhaupt alle seine Gnadenerweisungen stellen sich, wie die Aufforderungen zum Gebet deutlich anzeigen, nur als Erhörungen auf geschehene Bitten und Seufzer heraus. Sie kommen also nicht, wenn nicht gebetet und geseufzt wird, weil es dann keine Erhörungen sind, – und sollen doch Erhörungen sein. So hat Israel in Ägypten in der Trübsal geseufzt; und endlich hieß es: „Gott erhörete ihr Wehklagen und Seufzen und erbarmte sich seines Volkes“, und sandte ihnen Mose zum Retter.

Ohne das fromme Seufzen des Volks zu dem HErrn, daß Er darein sehe, hätte ein Mose noch lange auf sich warten lassen. So geht’s durch alles hindurch, bis in’s Kleinste. Alles muß hergebetet werden. Aber es braucht auch alles seine Reife, – das übersehen wir oft, – daß Eines das Andere bringen, Eines das Andere machen muß, bis die rechte Zeit geworden ist. Doch je ernstlicher gearbeitet wird mit Bitten und Flehen, desto rascher ist auch die gnädige Zeit da und der Heilstag. Nun merket’s euch!

(Christoph Blumhardt)

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Der Herr Jesus Christus selber ist Summe und Inhalt des Bundes, und als Bundesgabe ist Er Erbe und Eigentum jedes Gläubigen. Du gläubige Seele, vermagst du’s zu schätzen, was du in Christo alles empfangen hast? „In Ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. Betrachte das Wort „Gott“ und seine Unermeßlichkeit, und dann betrachte, was es heißt: „Vollkommener Mensch“, und welche Schönheit dieser Ausdruck birgt; denn alles, was Christus als Gott und als Mensch je hatte oder noch hat und haben kann, ist dein eigen, – dein eigen aus reiner, freier Gnade, ist dir zugesprochen zum völligen, ewigen Eigentum.

Unser hochgelobter Herr Jesus ist als Gott allwissend, allgegenwärtig, allmächtig. Ist’s nicht ein großer Trost für dich, daß du nun weißt, alle diese großen und herrlichen Eigenschaften gehören dir? Besitzt Er Macht? Siehe, diese Macht ist dein und trägt und stärkt dich, daß du deine Feinde überwinden und daß du beharren kannst bis ans Ende. Ist Er die Liebe? O, dann ist kein einziger Tropfen Liebe in seinem Herzen, der nicht dir gehört; ja, versenke dich nur ganz ins endlose Meer seiner Liebe; dennoch darfst du sagen: „Sie ist ganz mein“. Ist Er gerecht? Welch ein Ernst drängt sich in dies Wort zusammen, und doch ist auch seine Gerechtigkeit dein Eigentum, denn nach seiner Gerechtigkeit hält Er darauf, daß alle Verheißungen des Gnadenbundes dir unfehlbar in Erfüllung gehen.

Und ebenso ist alles, was Er als vollkommener Mensch hat, dein eigen. Weil Er ein vollkommener Mensch war, ruhte des Vaters Wohlgefallen auf Ihm. Der Höchste hat Ihn mit Freuden auf- und angenommen. Liebe gläubige Seele, Gott hat in Christo dich selber angenommen; denn weißt du nicht, daß die Liebe, mit welcher der Vater den vollkommenen Menschen Jesus umfaßt, schon jetzt auch dich überströmt? Denn alles, was der Heiland getan, ist dein. Jene vollkommene Gerechtigkeit, die der Herr Jesus gewirkt hat durch seinen reinen, fleckenlosen Wandel, und womit Er das Gesetz erfüllt und herrlich gemacht hat, siehe, sie ist dein eigen und wird dir zugerechnet. Christus ist Inhalt und Summe des Bundes.

(Charles Haddon Spurgeon)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren

Eingestellt am 28. März 2023