Johannes 1, 38

Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: »Was suchet ihr?« (Joh. 1, 38)

Unklar über sich selbst und unklar über Jesum folgen zwei Johannesjünger dem neuen Meister. Ist es nicht ähnlich noch heute mit Vielen? Sie sind unzufrieden mit sich selbst und sehen doch nicht auf den Grund; was ihnen eigentlich fehlt, erkennen und ahnen sie gar nicht. Sie suchen Hilfe, Leben, Frieden und tasten blindlings überall umher, ob sich’s nicht da und dort finden lasse. Es ist möglich, daß sie dadurch auch in eine Art Nachfolge Jesu hinein kommen. Eine heimliche Ahnung lehrt sie, sich zu ihm zu wenden.

Wie der Magnet, mit dem man über eine Mischung von Sand und Eisenstaub hinführt, die feinen Eisenteilchen zwingt, sich empor zu schnellen und an ihm hängen zu bleiben, so wirkt Jesus auf solche suchenden Seelen ein. Dann aber muß ein Augenblick kommen, wo er sie anschaut und fragt: »Was suchet ihr?« Ihr müßt zur Klarheit kommen über euch selbst und über michl Was wollt ihr bei mir finden? Was suchet ihr an mir? Wollt ihr nach Weltart eine Erhöhung eurer Lust, eine augenblickliche Befreiung vom Druck des Alltags, damit ihr desto ungestörter euer selbstsüchtiges Leben forttreiben und genießen könnt, dann seid ihr vor die unrechte Tür gekommen. Wollt ihr aber wirklich Hilfe gegen den tiefsten Schaden euerer Persönlichkeit, gegen die Sünde, dann kommt und bleibet  bei mir; ich will euch ewiges Leben und volle Genüge geben.

Wir suchen an dir, Herr Jesu, Vergebung und Trost, neues Leben von Oben für unsere Seele! Neige dich zu uns und hilf unseren Seelen zurecht! Das ist deine Arbeit. Hier sind wir und geben uns ganz in deine Behandlung, bis du uns heilst. Amen.

Quelle: Andacht zum 3. Januar, in: Lebendige Worte. Tägliche Andachten von Pastor Samuel Keller. [Download als pdf, Liz. CC BY-NC-ND 3.0 DE]

Bildnachweise:

Portraitbild: Glaubensstimme
Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005

Eingestellt am 19. Mai 2021 – Letzte Änderung am 20. Mai 2022