Paul Stockmann (1603-1636)

Paul (auch: Paulus) Stockmann (3. Januar 1603 – 6. September 1636) war ein deutscher Gelehrter, Prediger und Kirchenlieddichter. Er kämpfte 1632 in der Schlacht bei Lützen und diente später als Hofprediger von Gustav Adolf von Schweden, bevor er 1636 an der Pest starb.

Einige seiner Kirchenlieder sind im dänischen Gesangbuch Psalmebog for Kirke og Hjem enthalten. Einzelne Strophen seines Hymnus Jesu Leiden, Pein und Tod von 1633, einer Erzählung der Passion in 34 Strophen, wurden von Johann Sebastian Bach vierstimmig vertont, und zwar als Schlußchoral der Kantate „Sehet, wir gehn hinauf gen Jerusalem“ (BWV 159), als Choral der Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ (BWV 182) und als drei Strophen, die dramatische Situationen in der Johannespassion wiedergeben.

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Stockmann, Paul, geb. im J. 1602*) zu Lauchstädt. Von der Universität weg trat er noch sehr jung unter dem König Gustav Adolph in den schwedischen Kirchendienst als Feld- und Schiffprediger ein, worauf er dann Pfarrer an der deutschen lutherischen Gemeinde zu Norrtelge bei Stockholm wurde. Weil aber seine Gesundheit unter dem rauhen Klima Not zu leiden anfing, begab er sich bald wieder (schon im Jahre 1625) nach Sachsen zurück, hielt sich mehrere Jahre lang bei Dr. Martini in Wittenberg, und einige Zeit auch bei Dr Höpfner in Leipzig auf, bis er 1630 Pfarrer auf dem Neumarkt bei Merseburg wurde. Im selbigen Jahre aber noch erhielt er die Stelle eines Hauptpastors zu Lützen, um bald danach Zeuge von dem blutigen Religionskampf zu sein, der vor Lützens Toren am 16. November 1632 gekämpft wurde und den edlen Schwedenkönig, unter dem er zuerst am Evangelio gedient hatte, das Leben kostete.

*) Nach Jöchers Allgem. Gelehrten=Lex. Die Angabe des Geburtsjahrs 1603 scheint aus irrthümlicher Combination entstanden zu seyn, weil er 33 Jahre alt starb.

Als ein während seines längeren Wittenberger Aufenthalts in Buchners Schule gebildeter Dichter verfaßte er ein Klaggedicht auf des Königs und der anderen Gefallenen Heldentod, das unter dem Titel Lamentationes Lützenses zu Leipzig 1635 im Druck erschien. Nicht lange danach (9. Sept. 1636) wurde auch er gar früh und schnell im 33. Jahre seines Lebens hinweggerafft durch die Pest.

Allgemein in den Gesangbüchern verbreitet war bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts hinein sein alle Leidensumstände Christi umfassender, und von jedem einzelnen Umstand eine erbauliche Anwendung machender großer Passionsgesang von 34 Strophen, über dessen Abfassung er solche schwere Anfechtungen zu erleiden gehabt haben soll, daß er zweimal habe die Feder niederlegen und davon ablassen müssen, ehe er ihn zu Ende gebracht: Jesu Leiden, Pein und Tod, später besonders gedruckt unter dem Titel Frommer Christen Leib=Stücke, Leipzig 1653.

(nach Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs, S. 85f.)

Literaturhinweise

Der Christen Leib=Stücke. Oder Historia von dem Leiden Christi. Also auffgesetzet und abgefasset / daß ein jedes Gesetz einen Theil von der Historien und desselben Theils Nutzen zugleich in sich begreifft. Von M. Paulo Stockmannen. Leipzig. Gedruckt bey Henning Köhlern und bey Samuel Scheiben zu finden. 1641. [EX BIBLIOTHECA ACAD. GEORGIAE AUGUSTAE. Digitalisat bei deutsche-digitale-bibliothek.de]


Eingestellt am 7. März 2024