15. März

Und er ging hinaus nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es folgten ihm aber seine Jünger nach an denselbigen Ort. 

(Lukas 22, 39)

Und er ging hinaus an den Ölberg. Segensreicher Gang für alle bußfertigen und gläubigen Sünder, aber ein schauerlicher Gang für ihn selbst, dessen Natur unter der Last zu unterliegen drohte, so dass sein gejagtes Herz ihm trotz der Kälte der Nacht die Stirn mit Schweiß netzte, ja das Blut aus den Adern heraus preßte, das tropfenweis zur Erde rann. Erschrickst du nicht, frecher Sünder, und willst du nicht eilend zur Buße dich anschicken, ehe du ohne Rettung in diesem Meer versinkest? Bedenke, was zu deinem Frieden dient, ehe es zu spät ist! (Lukas 19, 42)

Seine Jünger gingen mit. Sie sollten von ferne Zeugen der Wunder sein, die sich da mit Jesu selber zutrugen. Nicht nur Zeugen, sondern auch einigermaßen Mitgenossen der Leiden sollten sie sein, besonders die drei, welche Zeugen seiner Herrlichkeit gewesen waren. Sie sollten jetzt auch die verfinsterte Sonne sehen, die sie in ihrer vollen Pracht erblickt hatten. Wer mit Christo herrschen will, muß auch mit ihm leiden. Vor der Freude im Herrn geht die Trauer her, wie auf die Freude der Welt lauter Herzeleid folgt.

Lieber mit Jesu und seinen Jüngern in Gethsemane, als ohne ihn in den glänzenden Gemächern der Wollust, deren Leckerbissen doch ohnehin nicht ohne beigemischte Sandkörner sind, wie Salomo recht sagt, und endlich nichts als Leid gebären, oft hienieden schon, und dort unausbleiblich. Lieber mit Jesu und seinen Jüngern geweint, als mit den Kindern dieser Welt gelacht, lieber um seiner Seelen Heil gezittert und gezagt, als mit ihnen gejauchzt und frohlockt.

Ist das auch eurer Sinn? – Wohlan denn, verlasst das gottlose Jerusalem und steigt mit Jesu den Ölberg hinan, wo er leidet, von wo er aber auch gen Himmel fährt.

Wollt ihr? – Er wird helfen.

Für mich ging mein Herr in Todesnöten,
In den Garten dort hinein,
Wo wir ihn hör’n weinend für uns beten,
Ach! – Um unser Seligsein;
Für uns überfiel ihn Todesschauer;
Unser Heil ward‘ seiner Seele sauer;
Für uns ist er im Gebet,
Bald erblasset, bald erröt’t.

Bildquelle: congerdesign (pixabay)

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 76. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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Bibelverse: Luther 1912 (Bibel Online)

Eingestellt am 16. März 2019 – Letzte Überarbeitung am 15. März 2022