Elfte Bibelstunde
Kapitel 8, 2-12
2 Und ich sah die sieben Engel, die da stehen vor Gott, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. (Matthäus 24.31)
3 Und ein andrer Engel kam und trat an den Altar und hatte ein goldenes Räuchfaß; und ihm ward viel Räuchwerk gegeben, daß er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Stuhl.
4 Und der Rauch des Räuchwerks vom Gebet der Heiligen ging auf von der Hand des Engels vor Gott. (Psalm 141.2)
5 Und der Engel nahm das Räuchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und schüttete es auf die Erde. Und da geschahen Stimmen und Donner und Blitze und Erdbeben. (Hesekiel 10.2)
6 Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen hatten sich gerüstet zu posaunen.
7 Und der erste Engel posaunte: und es ward ein Hagel und Feuer, mit Blut gemengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. (2. Mose 9.23-26)
8 Und der andere Engel posaunte: und es fuhr wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer; und der dritte Teil des Meeres ward Blut, (2. Mose 7.20-21)
9 und der dritte Teil der lebendigen Kreaturen im Meer starben, und der dritte Teil der Schiffe wurden verderbt.
10 Und der dritte Engel posaunte: und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen. (Jesaja 14.12)
11 Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie waren so bitter geworden.
12 Und der vierte Engel posaunte: und es ward geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, daß ihr dritter Teil verfinstert ward und der Tag den dritten Teil nicht schien und die Nacht desgleichen. (2. Mose 10.21) (Offenbarung 6.12)
Die 4 ersten Posaunen
Das Gesicht von den 7 Siegeln ist zu Ende. Es hat uns in großen, markigen Strichen den Weltverlauf dargestellt von Jesu Erhöhung bis zum jüngsten Tag und bis zum Anbruch der ewig seligen Vollendung.
Nun beginnt ein ganz neues Gesicht, gekennzeichnet durch die s i e b e n P o s a u n e n. Fast graut es uns, in die Bilder hineinzuschauen, die sich nunmehr entrollen. Das Gesicht von den 7 Siegeln war großzügig und erhebend; es schilderte in den 4 ersten Siegeln die gewaltigen Mächte, die in dieser Weltzeit am Werke sind: Evangelium, Krieg, Teuerung und den Würger Tod in ihrer Majestät; es ließ einen Blick tun in das Warten und Ruhen der Seelen, die schon drüben sind, im 5. Siegel; dann folgte mit dem 6. Siegel das erschütternd großartige Bild vom „großen Tag des Zorns“, das nur die gewaltigen Höhepunkte der letzten Entscheidungen heraushob; dann sahen wir Gottes Walten über seiner Gemeinde, wie er die streitende Gemeinde auf Erden als sein ihm versiegeltes Eigentum schützt und was es um die Herrlichkeit der unzählbaren triumphierenden Gemeinde im Himmel ist. Und endlich das 7. Siegel, dessen Eröffnung das bringt, was kein Menschenmund aussprechen kann, die ewige göttliche Vollendung in unausdenkbarer Herrlichkeit! Wir hätten fast genug gesehen, mag es uns dünken. Es ist, wenn der Vergleich gestattet ist ,wie wenn wir von einem Krieg nur die staunenerregenden Kräfte, die imposanten Entscheidungen, die herrlichen Siege und endlich den großen Triumphzug im Bilde zu sehen bekommen. Man vergißt darüber beinahe die Greuel, die Ströme des Bluts, das furchtbare Ringen mit allem dem Entsetzlichen, das es in sich schließt und nach sich zieht, und wer es nicht miterlebt hat, begeistert sich ohne Grauen an den Heldentaten und großen Siegen. So wäre es etwa, wenn das Buch der Offenbarung nur die 7 Sendschreiben und die 7 Siegelgesichte und dann etwa den Schluß (Kap. 20-22), die Überwindung des Satans, die Gerichtsszene und das Bild des neuen Himmels und der neuen Erde und der Gottesstadt Jerusalem darböte. Es wäre für unser Empfinden wohl so das Erhebendste. Aber dem großen Gesicht von den 7 Siegeln folgt eine Reihe anderer Gesichte, die uns fremd und schurig anmuten. Aber wir sollen sie dennoch sehen und für unser Leben, Glauben und Hoffen daraus lernen.
„Der Tag des Herrn“
Das Gesicht von den 7 Posaunen, das sich in eine Bilderreihe auseinanderlegt, welche Kap. 8, 2-11, 18 ausfüllt, führt uns hinein in den letzten Abschnitt unserer Weltzeit. Wir wollen nicht vergessen: die ganze Weltzeit seit Christi Erhöhung in den Himmel heißt in der Heiligen Schrift „Die letzte Zeit“. Es folgt ihr keine Weltzeit nach, die eine neue Gestaltung brächte, bis der Herr Christus wiederkommen wird, um dieser Zeit den Schluß zu machen und alles für die Ewigkeit neu zu gestalten. Aber „diese letzte Zeit“, in der wir von Christi Himmelfahrt bis zu seiner Wiederkunft stehen, hat ihre innere Entwicklung und strebt dem Ende zu. Und über das, was dieses Ende bringt, reden zu uns die 7 Posaunen. Wir können diese Endperiode unserer Weltzeit mit dem biblischen Worte „Tag des Herrn“ bezeichnen. Nur dürfen wir nicht das kurze Maß dabei anlegen, das für uns im gewöhnlichen Leben dem Wort „Tag“ anhaftet. Die Tagung Gottes, der Gericht hält, „der Tag des Zornes des Herrn“, erstreckt sich auch bei den Propheten des Alten Bundes durch einen Zeitraum, für den sie kein Maß angeben, der aber eine Fülle von Völkerkriegen und grauenvollen Ereignissen über die Erde hin in sich schließt.
Es ist mit dem „jüngsten Tag“ nach biblischem Sprachgebrauch nicht anders als es mit den „ersten Tagen“ der Welt nach 1. Mose 1 gewesen ist, Die Tage, in denen die Welt nach Gottes Schöpferwillen ihre Gestaltung gewann, sind ja keine Sonnentage, sondern sie sind gekennzeichnet durch „Abend und Morgen“; denn Hinschwinden des alten Zustandes und Werden eines neuen füllen die 6 Schöpfungstage aus. Wie lange jede dieser Werdeperioden gedauert habe, ist nirgends gesagt; und so ist’s auch mit dem letzten Tage, da es für diese alte Erde Abend werden und die neue Schöpfung morgenfrisch emporsteigen soll; es handelt sich um einen Zeitraum, für den uns kein Maß gegeben ist. Denn es bleibt bei 2. Petr. 3, 8: wo Menschen meinen, es müsse im Nu vollendet sein, in „einem Tage“, da kann es Gott „tausend Jahre“ dehnen, und wo Menschen meinen, es seien „tausend Jahre“ nötig für die Entwicklung der Dinge, da kann der Herr es im Nu, in „einem Tage“ vollführen.
Was in dieser Endzeit , da der Herr der Welt „Tagung hält“, geschehen soll, führen uns die Gesichte vom 8. Kapitel an vor Augen. Wir sehen von Stufe zu Stufe, von einem furchtbaren Ereignis zum andern hinein in das Walten Gottes in der Endzeit, das die letzten Entscheidungen heraufführt. Dieses göttliche Walten ist dabei, wie Jesus und alle Apostel es lehren, ein doppeltes und doch ein einheitliches: es ist der Kampf und Sieg gegen die überirdische Macht der Finsternis, aber eben damit das Gericht über die Menschheit, die in die Finsternis verstrickt ist. Bald tritt darin das strafende Gericht über das Böse, bald der Kampf gegen die Macht des Bösen in den Vordergrund.
Aber was wollen diese Bilder der Endzeit der Gemeinde sagen, solange die Endzeit nicht angebrochen ist? Gott richtet immerdar auf Erden und der Kampf zwischen Licht und Finsternis geht durch alle Zeiten hin. Und was in den letzten Zeiten der Scheidung und Entscheidung im ungeheuren Maßstab sich vollziehen wird, ist doch im Wesen nichts anderes, als was in kleinerem Maßstab zu allen Zeiten bald verborgenwie unter der Asche glimmt, bald in der Geschichte mächtig ans Tageslicht hervorbricht. Es ist darum ganz begreiflich, daß schon unsere Vorväter z.B. in der Napoleonischen Zeit „Zeichen des Endes“ wie mit Händen zu greifen zu können meinten; nur täuschten sie sich darin, daß sie meinten, was damals sich regte, müsse rasch, geradlinig und ohne Rückschlag fortschreiten, in die Weiten der Welt hinausgreifen und die letzten Grundkräfte des Guten und des Bösen zu ungehemmter Wirksamkeit durchbrechen lassen. Wir dürfen wohl einen Vergleich wagen. Was war der Krieg von 1870 im Vergleich mit dem Krieg, der 1914 über die Welt gekommen ist ? Wer 1870 erlebt hat, steht im jetzigen Krieg staunden und erschüttert ob dem unfaßlichen und Ungeheuren. Man sagt: an einem Tag von 1915 sei so viel Munition verschossen worden als 1870/71 im ganzen Feldzug. Wer hätte damals für möglich gehalten, was wir jetzt als Wirklichkeit erleben? Und sind wir am Ende des Ungeheuren angelangt? Kann nicht noch Ungeheureres kommen gegenüber dem das, was wir jetzt erleben, fast wie ein Kinderspiel erscheinen möchte?
Unsere Gegenwart und die Endzeit
Und das Ungeheuerste, das über die Welt kommen soll, das Unsagbare und bis jetzt noch Unvorstellbare hat das Buch der Offenbarung in Bilder gefaßt, die unsre Gegenwart ins grundsätzliche Licht ihres Flammenscheins stellen und uns sagen: solch Ungeheurem steuert das zu, was ihr schon jetzt an Furchtbarem erlebet! Und vor allem wehrt, was uns hier über die Zukunft enthüllt wird, der Meinung, die wie ein unheilbarer Irrwahn gerde unsre Zeit bis unmittelbar vor dem Krieg hin bezaubert hat: die Menschheitsgeschichte sei in einem selbsttätigen sittlichen Aufstieg begriffen, der ein Reich des Friedens und des Guten auf Erden zur Wirklichkeit zu bringen die Kraft habe. Der Wahn einer Selbsterlösung und Selbstvollendung, durch welche die Menschheit schließlich das Böse ausstoßen und das Gute zum Gemeinbesitz aller machen werde, wird im Buch der Offenbarung erbarmungslos zertreten.
Das Gesicht, das uns den Anbruch der letzten Gerichts- und Kampfeszeit zeigt, beginnt damit, daß vor des Sehers Auge „die 7 Engel“ erscheinen, „die da stehen vor Gott“. Er sieht also nicht irgendwelche aus der großen Engelschar, sondern solche, die bei der Ausrichtung des göttlichen Willens die erste Stelle haben und als Fürsten im Engelheer hervorragen. Das deutet an, welch wichtige Ereignisse kommen sollen. Und s i e b e n Engelfürsten sind es: sie haben zusammen ein ganzes, großes Gotteswerk an der Welt bis zum Ende durchzuführen.
Sie haben Posaunen, um Signale zu geben, die Kampf oder Gericht ankündigen. Aber ehe sie ihr Werk beginnen, wird Johannes Zeuge einer gottesdienstlichen Handlung. Ein anderer Engel tritt hervor und waltet im himmlischen Heiligtum nach dem Bilde, wie die Priester es in der Stiftshütte oder im Tempel taten. Er stellt sich auf den Umgang, der in halber Höhe um den Brandopferaltar herläuft (2. Mose 27, 5), füllt hier sein Rauchfaß mit glühenden Kohlen (3. Mose 6, 5, 4. Mose 17, 11). Dann tritt er an den goldenen Altar vor dem Thron, d.h. an den Räuchaltar, der im irdischen Heiligtum unmittelbar vor dem Allerheiligsten stand (2. Mose 30, 6). Dort entzündet er das reichliche Räucherwerk, das ihm gegeben ist, aus seiner Weihrauchschale steigt nun der duftende Rauch zum Thron hinan und trägt gleichsam die Gebete der Heiligen in seiner Wolke zu Gott empor. „Alle Heiligen“, das ist die ganze Gemeinde, die durch Christus Gottes Eigentum geworden ist; denn „heilig“ heißt in der Schrift das, was Gott gehört; „Heilige“ dürfen auch wir sein, das ist uns durch die Taufe, darin der Dreieinige uns als die Seinigen anzunehmen verheißen hat, verbürgt, und wer da will, der komme und spreche: ich will weder mir noch der Welt gehören; nimm mich auf unter deine „Heiligen“ und bewahre und bilde mich als dein Eigentum!
Worin wohl die Gebete der Heiligen zusammenkommen? Wohl am kürzesten in der Bitte „Dein Reich komme!“ Und dieses Gebet samt allem dem, was aus jedem Christenhäuflein, aus jedem Herzen, von allen Orten und aus allen Zeitlagen Besonderes dazu herbeigetragen wird, dringt durch bis zu Gott: das darf Johannes im Bilde mit Augen sehen. Und die Antwort vom Throne bleibt nicht aus; der Engel, aus dessen Schale das Gebet emporgestiegen war, tritt wieder an den Brandopferaltar, wo das immerwährende heilige Feuer brennt, füllt von dort seine Schale – und das Feuer der Heiligkeit Gottes fällt hernieder auf die Erde. Das will uns sagen: Nun ist die Zeit gekommen, da Gott die Gebete seiner Gemeinde mit heiligen und gewaltigen Taten auf Erden sichtbar beantwortet. Aber die ntwort wird gegeben in Machtworten, die wie Donnerschläge dröhnen, wie Blitze einschlagen und die Erde erbeben machen. Ist die Gebetserhörung damit nicht auch erschrecklich für die Gemeinde? O gewiß, es geht durch Zittern und Angst, ja durch Not und Tod hindurch auch da, wo Gott voll Erbarmen sich der Seinigen herzlich annimmt. Die, welche sich Gott ergeben und zu ihm Tag und Nacht rufen, müssen im Glauben und in der Geduld auch durch die Gerichte hindurchgehen lernen, „und sollt‘ er auch in Nöten sie lassen gar ertöten, sich dennoch trösten seiner Huld“. Auch die Gemeinde Gottes wird darin wie im Sieb gesichtet und Seele um Seele wird geprüft, aber „kein Körnlein soll auf die Erde fallen“ (Amos 9, 9).
Die erste Posaune
Und nun vernehmen wir die Gerichte, die kommen sollen, wenn Gott beginnt, ein Ende zu machen mit dieser Weltzeit. Die 7 Engel rüsten sich, d. h. sie fassen ihre Posaunen so, daß sie jeden Augenblick ihr Signal ertönen lassen können. Hören wir auf die 4 ersten Posaunenstöße und was daraufhin geschieht! Nach dem Posaunenzeichen des e r s t e n Engels fällt feuriger Hagel mit blutrotem Schein auf die Erde. Denken wir dran: das ist ein Bild, und will als Bild gewertet sein, als ein Zeichen, dadurch abgemalt werden soll, welch schreckliches Gericht die Erde treffen soll. Wenn unsre Soldaten vom Felde berichten, so stehen ihnen für das Ungeheure auch mehr Bilder als sachlich beschreibende Erklärungen zu Gebot. Wer es selbst miterlebt hat, dem sagt die Bildersprache in der Erinnerung alles, wie es in Wirklichkeit war und wie es wirkte. Das Geschlecht, das die Zeit der Posaune erleben wird, wird das, was über sie kommt, unnachahmlich gewaltig und wahr ausgedrückt finden in den Bildern der Offenbarung. Uns aber zeigt das Bild des feurigen blutigen Hagels ein Gericht Gottes an, das die Welt mit blutigem Grausen erfüllt und zerschlagend und vernichtend über sie hinfährt. Doch das Gericht hat immer noch sein von Gottes Weisheit und Barmherzigkeit gesetztes Maß und Ziel. Es brennt hin über die Erde, aber nur ein Drittel aller ihrer Erzeugnisse wird vernichtet werden: sowohl was hoch ist als was niedrig ist, sowohl was stark und mächtig, als was schwach und schwank ist, gleichermaßen „Bäume“ wie „Gras“.
Die zweite, dritte und vierte Posaune
Ist das Gericht der ersten Posaune über das Land ergangen, so trifft das der z w e i t e n das Meer. Wie ein großer, mit Feuer brennender Berg stürzt es ins Meer. Der Seher schaut etwas, das er nur ungefähr mit einer brennenden Bergmasse vergleichen kann, die vom Himmel herabgeschleudert wird. Auch hier, wie bei der ersten Posaune, sind Feuer und Blut beisammen: der verzehrende Schrecken und das schaurige Entsetzen; nur daß hier das Blut erst die Wirkung ist, die der Sturz der Feuermasse im Meer hervorbringt. Das Meer verliert sein bläuliches Grün und seine salzige Bittere und nimmt die rote Farbe und den süßlichen Geschmack des Blutes an (vgl. 2. Mose 7, 20f), und alle Geschöpfe, die drin sind, kommen um, und die Schiffe gehen zu Grund durch den Aufruhr, den der Feuerberg bis hinab auf den Meeresgrund angerichtet hat. Aber auch hier wird wieder nur ein Dritteil durchs Gericht betroffen und ganz so auch bei den zwei folgenden Gerichten; denn bis ans Ende, „solange die Erde stehet“, will Gott auch unter seinen Strafen bei seiner Verheißung bleiben: „Ich will hinfort nicht mehr a l l e s Lebendige schlagen, wie ich getan habe (1. Mose 8, 21).
Dem Gericht über Festland und Meer folgt durch die d r i t t e Posaune die Plage, die die süßen Wasser der Erde trifft. Wiederum ist es Feuer, das vom Himmel fällt, diesmal als großer brennender Stern. Die immer wieder nur mit dem Irdischen und mit dem ihnen Bekannten rechnenden Menschen müssen inne werden, daß dem Gott, des das unzählbare Heer des Himmels eigen ist (Jes. 40, 26), überirdische Kräfte genug zur Verfügung sind, die kleine Erde zu schädigen und zu zerschmettern. Der Name des Sterns heißt „Wermut“, und die Wasser werden durch ihn den Menschen verbittert und viele sterben daran, wie denn „bitter“ und „unheilbringend“ dem Hebräer dasselbe ist.
Beim Schall der v i e r t e n Posaune wird der Erde ein Drittel des Lichtes entzogen, das ihr sonst die Himmelskörper Sonne, Mond und Sterne spendeten. Der Tag hat von seiner Helle eingebüßt und die Nacht ist finsterer geworden als zuvor. So kommt zu dem Verlust, den die drei vorisgehenden Gerichte gebracht haben, noch der unheimliche Schrecken darüber, daß die Gestirne hinsterbenden Lichtern gleichen und die Menschenwelt mit Finsternis bedrohen. Feuer und Tod war es bei den drei ersten Gerichtsschlägen, jetzt ist es drohende Finsternis. Das alles ist eine warnende und immer noch schonende Erinnerung an die drohende Vollendung des Gerichtes. Wenn es einmal so sein wird, daß die Sonne ganz verfinstert und der Mond wie Blut sein wird und die Sterne vom Himmel fallen: dann erst ist das Ende aller irdischen Dinge da (6, 12ff.) Aber was schon in den furchtbaren Kriegsschrecken unsrer Gegenwart sich auf die Lippen drängen will, das wird dann noch viel sehnlicher der Christen Klage und Flehen vor ihrem Herrn und Erlöser sein:
O Jesu Christ, du machst es lang
mit deinem Jüngsten Tage;
den Menschen wird auf Erden bang
von vieler Not und Plage.
Komm doch, komm doch, du Richter groß,
und mach‘ uns bald in Gnaden los
von allem Übel! Amen.
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Quelle: Christian Römer, weil. Prälat und Stiftsprediger zu Stuttgart: Die Offenbarung des Johannes, in Bibelstunden erläutert, S. 84-93 (Verlag von D. Gundert, Stuttgart 1916)
Liedvers: „Es ist gewißlich an der Zeit„ (Bartolomäus Ringwaldt)
Verweise zu den Bibelstellen: Lutherbibel 1912, bibeltext.com
Siehe dazu auch:
Die sieben Posaunen (Offenbarung 8 und 9)
PDF-Dokument von Siegfried F. Weber
Die ersten 4 Posaunengerichte in Offenbarung 8
Powerpoint-Präsentation (pptx) von Siegfried F. Weber