2. Korinther 1, 3.4

Gelobt sei Gott und der Vater unsers HERRN Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unsrer Trübsal, daß auch wir trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott. (2. Korinther 1, 3.4)

Allen Trostes! Also es gibt keinen wirklichen Trost für uns arme, trostbedürftige Leute, den er nicht hätte und senden könnte. Gott hat Paulus wunderbar getröstet, so daß er nicht nur für sich darin sein Genügen fand, sondern – „wie Tau vom Hermon nieder auf Gottes Berge fließt“ – von ihm konnte der erfahrene Trost auf seine Freunde und Gemeinden weitergehen. Nicht nur Trostlosigkeit steckt an, sondern auch Getröstetsein. Ich möchte sogar nach einigen Erfahrungen, die ich darin machen konnte, behaupten: Der Herr tröstet uns, seine Knechte, um deretwillen, die wir trösten sollen, so reichlich und so merkwürdig deutlich.

Bisweilen kam mir solch eine Trostwelle zu, daß ich überrascht war und nicht wußte, wie mir geschah. Aber die Leute, denen diese Gabe eigentlich galt, waren schon auf dem Wege zu mir, um mir ihren Jammer zu klagen. Es ist ein wunderbarer Gott, wenn man mal hin und her in solch kleinen Ausschnitten etwas von seiner Herrlichkeit und Barmherzigkeit erkennt. Wie muß das einst werden, wenn wir ihn ganz erkennen werden, und die Hochflut allen Trostes die letzten Ruinen unserer Trauer wegschwemmen wird, daß man vor Jauchzen sich ihrer nicht mehr wird erinnern können.

Du Gott allen Trostes! Wir danken dir für deine Barmherzigkeit, damit du uns erquickt hast über Bitten und Verstehen. Hilf uns, dir treuer werden und dir besser dienen, damit du durch uns geehrt werdest. Amen.

(Samuel Keller)

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Wenn ein Christ Gott im Glauben den Vater unsers HErrn Jesu Christi nennt, so denkt er zugleich daran, daß die väterliche Liebe, womit Gott Seinen eingebornen Sohn liebt, auch auf die Gläubigen fließe, weil sie als Glieder an dem Haupt Christo hangen; daß der Glaube an den Sohn Gottes einem Menschen die Macht gebe, Gottes Kind zu heißen; und daß Christus nach Seiner Auferstehung zu der Maria von Magdala gesagt habe: Ich fahre auf zu Meinem Gott und zu eurem Gott, zu Meinem Vater und zu eurem Vater. Wenn ein Christ ferner den Vater unsers HErrn Jesu Christi den Vater der Barmherzigkeit nennt, so rechnet er sich selbst in die Klasse der Elenden; denn nur die Elenden sind ein Gegenstand der Barmherzigkeit.

Er glaubt aber und hofft, daß der himmlische Vater mit Barmherzigkeit auf ihn sehen und mit ihm handeln werde. Und wenn er Ihn den Gott alles Trostes nennet, so erwartet er von Ihm allen nötigen Trost in aller Trübsal. Bei solchen Glaubensblicken und Erfahrungen kann man Gott auch in den Trübsalen loben. Als Vater züchtigt Er durch Trübsale, und hat dabei Seine Ehre und das Beste Seiner Kinder zum Zweck. Als ein Vater der Barmherzigkeit mäßigt Er die Trübsale, und denkt daran, daß Seine Kinder nur Staub sind: folglich plagt Er sie nicht nach der Strenge, und läßt sie nicht über Vermögen versucht werden: ja, Er schenkt ihnen unter den Trübsalen Erholungs- und Erquickungsstunden, und macht endlich allem Leid ein fröhliches Ende.

Als ein Gott alles Trostes aber stärkt und erquickt Er sie inwendig in allen Trübsalen durch Sein kräftiges Wort, woran Sein Geist sie zu rechter Zeit mahnt. Weil der Trübsale vielerlei sind, so enthält das göttliche Wort auch vielerlei Tröstungen. Es ist wie eine große Apotheke, worin man Arzneien gegen alle Krankheiten findet. Ist der Mensch arm, krank, verachtet, gedrückt, geschmäht, innerlich angefochten; wird er verfolgt, muß er seine Angehörigen sterben sehen, fürchtet er den Tod, ja wird er wirklich getötet: so kann er im Wort Gottes den ihm angemessenen Trost finden; und weil Gott denselben nicht nur geoffenbart hat, sondern auch einem Jeden durch Seinen Geist nach seinem Bedürfnis zueignet, so heißt Er ein Gott alles Trostes.

Dem Edomiter Doeg weissagte David Ps. 52, 9., die Gerechten werden nach seinem Unfall sagen: siehe, das ist der Mann, der Gott nicht für seinen Trost hielt, sondern verließ sich auf seinen großen Reichtum, und war mächtig Schaden zu tun. Zu allen Zeiten gibt es solche Leute; am jüngsten Tag aber wird man Viele auf der linken Seite des Richters beieinander stehen sehen, von deren Jedem man dieses zu seiner Beschämung wird sagen können. Mit dem Gnadenstand gläubiger Christen ist auch Trübsal verbunden. Indessen soll ihnen genügen, wenn sie durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben, und ihre Lektion soll diese sein:

Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. Hiebei unterbleibt das Lob Gottes auch in der Trübsal nicht, und der göttliche Trost erweckt dazu.

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter
Verweise auf Bibelstellen: bibeltext.com


Übersicht 2. Korintherbrief2. Korinther 1

Eingestellt am 2. September 2023 – Letzte Überarbeitung am 29. März 2024