O Gott, der du aus nichts die ganze Welt gemacht (Woltersdorf)

1) O Gott, der du aus nichts
die ganze Welt gemacht,
und mir in der Natur
ein großes Buch gegeben,
da alles lebt und lacht,
ach, laß doch auch mein Herz,
wenn ich’s betrachte, leben.

2) Wohl schwerlich kann ein Narr
von größ’rer Bosheit sein,
als der im Herzen spricht:
es sei kein Gott vorhanden,
ist’s möglich, ihm fällt ein,
daß Himmel Erd‘ und Meer
von ohngefähr entstanden.

3) Und dennoch glaubt er nicht,
daß jenes Strohgeheu,
die Hütte, die des Nachts
des Hirten Glieder decket,
von selbst entstanden sei,
weil es daran sogleich
des Menschen Hand entdecket.

4) Du Narr, und dieses Haus,
das deine Augen seh’n,
der unermeß’ne Bau
des Himmels und der Erden
soll von sich selbst entsteh’n –
Wie kannst du nicht der Hand
des Schöpfers inne werden?

5) O ew’ge Majestät,
allmächtig großer GOtt!
von deiner Herrlichkeit
seh ich die Himmel zeugen.
Der Läst’rer wird zu Spott,
Jehovah, deinen Ruhm
soll kein Geschöpf verschweigen.

Liedtext: Ernst Gottlieb Woltersdorf (1725-1761)
Melodie: 1644, Apelles von Löwenstern (1594-1648) „Wenn ich in Angst und Not“

Quelle: Ernst Gottlieb Woltersdorf, weiland Evangelischen Predigers in Bunzlau und des dasigen Weisenhauses Directors sämtliche Neue Lieder oder Evangelische Psalmen, welche bisher sowohl einzeln als auch in kleinern Sammlungen herausgekommen, zum Theil aber noch ungedruckt geblieben und nun auf Begehren in eine vollständige Sammlung gebracht sind. Erste americanische Auflage. York: Gedruckt und im Verlag bey Heinrich C. Neinstedt, Buchdrucker und Buchbinder, 1823. [Digitalisat]
Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Weblinks und Verweise

Choralmelodie „Wenn ich in Angst und Not“, Eintrag bei Bach Cantatas Website

Eingestellt am 15. Dezember 2021