Tu ein Zeichen an mir, daß mir’s wohl gehe, daß es sehen, die mich hassen, und sich schämen müssen, daß du mir beistehst, HERR, und tröstest mich. (Psalm 86, 17)
Herr, mein Gott, der Du bist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue, ich danke Dir von Herzen mit David und ehre Deinen Namen ewiglich; denn Deine Güte ist bisher reich und groß an mir armen Sünder gewesen, und Deine Barmherzigkeit hat noch kein Ende. Wie oft hätte ich meiner Sünden halber in die unterste Hölle verfallen können; Du aber hast mich durch Deine mächtige Gnade herausgerissen!
Wie oft bin ich von außen durch andere Menschen angefochten und bedrängt worden; Du aber hast’s nicht zugegeben, daß sie mir haben schaden können! Hättest Du mit mir nach meinen Sünden handeln wollen, so hätten mich sowohl geistliche als leibliche Feinde längst verschlungen und aufgerieben. Aber Du hast in der Tat gezeigt, daß Du gern vergibst Allen, die Dich anrufen. Doch nun höre mich, getreuer Gott, denn ich bin ja arm und elend genug. Ich rufe von ganzem Herzen, ach, merke auf die Stimme meines Flehens!
Ich rufe, wie alle diese Abende: Erhalte mein Herz bei dem Einigen, daß ich Deinen Namen fürchte. Habe ich dieses Einige und werde dabei durch Deine Kraft und Gnade erhalten, so habe ich Alles. Die Furcht Deines Namens ist ja das einige Notwendige zur Seligkeit und der einige Grund wahrer Weisheit und Frömmigkeit. Bewahre deswegen meine Seele und den innern Menschen durch diese Deine göttliche Furcht, daß ich nichts wider Deinen heiligen Willen denke, rede und tue, sondern daß ich Alles denke, rede und tue als vor Deinen heiligen Augen und Deinem Angesichte; daß auch mein inneres Auge allein auf Dich gerichtet und gewandt sei also, daß ich alle meine Worte und Werke in Deiner Furcht zuvor wohl bedenke, und in allen Dingen Deine göttliche Weisheit, Allmacht und Hülfe zuvor demütig anrufe; daß ich mich auch durch kein zeitlich Ding, Ehre, Reichtum, weltliche Lust oder Menschenfurcht von Deiner göttlichen Furcht lasse abwenden; denn wer hier in diesem Leben Deiner Furcht sich recht ergeben, findet auch nach dieser Zeit durch sie stete Seligkeit.
Amen.
(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)
Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter