„Doch darüber freuet euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind.“
Das edle Gewächs, das Jesus in seine Jünger pflanzte, hat er sorgsam vor Beschädigung behütet. Das Größte, was er ihnen gab, war die Liebe, die die Gequälten heilt und die Gebundenen befreit. Um zu helfen, braucht die Liebe Macht, und Jesus gibt ihr Macht und Sieg auch über das Satanische. Weil sie das Größte ist, was er uns gibt, verleiht sie uns auch die stärkste und reinste Freude. Wie könnte es eine andere Freude geben, die sich neben die stellen ließe, die dann hell und voll durch unsere Seele rauscht, wenn wir helfen konnten und die Heilandsmacht Jesu durch unseren Dienst wirksam wurde?
Aber je edler ein Gewächs ist, um so schmerzhafter ist es, wenn Schädlinge an ihm nagen; um so mehr bedarf es der Hut, die es vor Verletzungen bewahrt. Leicht drängt sich auch in unsere Liebe das eigensüchtige Begehren hinein, indem unser Blick bei der Macht verweilt, die uns zuteil wurde, und den Erfolg genießt, den wir errungen haben. So beugen wir uns auf uns selbst zurück und erwecken in uns das Wohlgefallen an uns selbst, das Kraftgefühl des Siegers, der trotzig spricht: „Und wenn die Welt voll Teufel wär!“
Jesus schalt die Freude der Liebe, die seine Jünger erquickte nicht, sondern schützte sie dadurch, daß er über die Freude der Liebe die Freude des Glaubens setzt. „Euer Name steht im Buch des Lebens“, das zu wissen beschenkt uns mit der Freude des Glaubens. Heftet sich unser Blick auf das, was wir für die anderen bedeuten und ihnen zu geben vermögen, dann ist die Stunde da, in der der Glaube hervortritt und sich über die Liebe stellt. Nun verschwinden die anderen wieder völlig, und alles Erreichte versinkt, und vor uns steht wieder die Frage nach unserem eigenen Heil und die Antwort, die ihr Jesus dadurch gibt, daß er uns die frei gebende Gnade Gottes zeigt, die unseren Namen in das Buch des Lebens schrieb. Bedeutung, Geltung und Unvergänglichkeit bekommt unser Name nicht durch das, was unsere Liebe schafft, sondern durch das, was Gottes Gnade unserem Glauben gibt. Er allein ist und bleibt auch in der höchsten Machtübung unserer Liebe unsere Gerechtigkeit.
Durch deine Gnade bin ich, Vater, in mein Werk gestellt. Es muß aber dein Werk bleiben und verdirbt, wenn ich es zum meinigen mache. Löse mich in der Kraft deines Wortes und Geistes von allem, was ich bin und schaffe, von meinen Sünden und von meinem dir dienenden Werk, damit ich auf deine Gnade traue und deinen Namen preise, nicht den meinen. Amen.
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Große Erfolge – wie erheben sie die Seele! Das erlebten die Jünger, die Jesus als Seine Boten ausgesandt hatte. Sie erfuhren es erst auf diesem Wege recht, welch mächtigem Herrn sie dienten. Ganz aufgeregt kamen sie zurück: „Herr, es sind uns auch die Dämonen untertan in deinem Namen.“ Unser Heiland kennt das Menschenleben. Er weiß, wie schnell nach dem Erfolg der Mißerfolg kommt. Und Er kennt das Menschenherz, das bald „himmelhochjauchzend“ und bald „zu Tode betrübt“ ist. Und Er will uns unvergängliche Freude schenken.
Darum sagt Er ein wundervolles Wort. Dies Wort bricht nichts ab von der Freude der Jünger an ihren Siegen. Aber es stellt alles in ein neues Licht:
„Freuet euch nicht darüber, daß euch die Geister untertan sind.“
Es zittert in Seinen Worten etwas von der Sorge um Seine Jünger. Er weiß ja, wie oft noch die Macht der Finsternis siegen wird über die Schwachheit Seiner Leute. Und dann wird nur ein anderes ihnen Trost und unvergängliche Freude sein:
„Freuet euch, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“
Es gibt nichts, was uns in Lebenskampf und Todesnot mehr trösten könnte, als daß durch Jesu Gnade der Name armer Sünder im Lebensbuch stehen darf. Amen.
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Predigt über Lukas 10, 17-20