Christus hat das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Lichtgebracht durch das Evangelium. (2. Timotheus 1, 10)
Kontext:
Darum so schäme dich nicht des Zeugnisses unsers HERRN noch meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern leide mit für das Evangelium wie ich, nach der Kraft Gottes, der uns hat selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach dem Vorsatz und der Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart durch die Erscheinung unsers Heilandes Jesu Christi, der dem Tode die Macht hat genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium. (1. Tim. 1, 8-10)
Das Evangelium tritt zu dem Menschen als zu einem tief gefallenen Sünder, tritt zu ihm, wie ein Arzt zu einem Kranken, wie ein Bürge zu einem, der in Not und Schulden steckt, wie ein Befreier zu dem, der in Not und Banden liegt, wie eine Mutter zu ihrem betrübten Kinde. Es bricht dem Hungrigen das Brot und kleidet die Nackten. Es weiß gar wohl, welch ein elendes Ding es ist um aller Menschen Leben, und tritt demselben ratend, tröstend und helfend gegenüber. Mit einem Wort: es verkündigt einen Jesum, der eben deswegen so heißt, weil er sein Volk selig macht von ihren Sünden.
Es setzt Blinde, Lahme, Krüppel, Sünder, Besessene, also lauter Elende, es setzt solche voraus, die schwerlich und mannigfaltig gesündigt, die Gottes Zorn und Ungnade und die ewige Verdammnis verdient haben, die noch immerdar zu allem Bösen geneigt und fähig sind, die jeden Tag in Gefahr stehen, sich selbst in ein ewiges Verderben zu stürzen, ein Raub des Teufels und aller Sünden zu werden, die es also bedürfen, daß ganz von vorne mit ihnen angefangen, daß sie auf’s Neue geboren, ja auf’s Neue geschaffen werden. Je gründlicher, aufrichtiger und unumwundener jemand sich unter diese Wahrheiten demütigt, desto mehr ist der Acker seines Herzens für das Samenkorn des Evangeliums zubereitet und empfänglich gemacht; je weniger aber jemand das will, desto mehr ist er vom Reiche Gottes entfernt.
Räumt’s also doch nur getrost ein, ihr bekümmerten Seelen, daß ihr wirklich so seid, wie ihr euch ja fühlet. Gesteht’s Gott und euch selbst nur demütig ein, daß euer Schaden verzweifelt böse und euer Schmerz unheilbar sei. Ihr habt nicht Ursache, deswegen zu verzagen, sondern vielmehr zu hoffen, ja zu vertrauen. Denn die Gesunden bedürfen ja des Arztes nicht, sondern die Kranken, und die Kränkesten am allermeisten.
Ich lag in schweren Banden,
Du kommst und machst mich los;
Ich stund in Spott und Schanden,
Du kommst und machst mich groß.
Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)
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Bibelverse: Luther 1912 (bibeltext.com)